Lebensfreude und Verfolgung einer jugendlichen Subkultur in der NS-Zeit
Der Regionalverband Saarbrücken bietet am Dienstag, dem 20. Juni, und Donnerstag, dem 22. Juni, jeweils um 19 Uhr im Schlosskeller eine Aufführung des Doku-Musik-Theaterstücks „Swing heil!“ an. Mit diesem konspirativen Gruß anstelle von „Sieg heil“ machten sich die Swing Kids vor allem über die Hitler-Jugend lustig. Mit einer Mischung aus Live-Musik, Schauspiel, Video- und Toneinspielungen erzählt das Stück die Geschichte der „Swing Kids“. Geschrieben hat es der Saarbrücker Schauspieler und Kabarettist Peter Tiefenbrunner mit Hilfe seiner Kollegin Barbara Scheck. Basierend auf historischen Fakten bringt „Swing heil!“ dem Publikum die Lebensfreude, den Widerstand und die Unterdrückung einer jugendlichen Subkultur in der NS-Zeit nahe.
Zur Zeit des Nationalsozialismus tanzten die Swing-Kids aus der Reihe: Die Jugendlichen trugen längere Haare, karierte Sakkos und Hüte und trafen sich in Cafés und Tanzclubs, um die bei den Nationalsozialisten verrufene Swingmusik zu hören. Denn die Musik von Benny Goodman, Louis Armstrong oder Teddy Stauffer galt im Dritten Reich als „entartet“. Vielen Swing Kids wurde ihre Begeisterung für Swing- und Jazzmusik zum Verhängnis, weil die Nationalsozialisten sie zur „Umerziehung“ in die Jugendkonzentrationslager in Moringen und Uckermark deportierten.
In „Swing heil!“ verkörpern die Sänger Lisa Ströckens und Andreas Braun mitreißend und hautnah den kurzen Weg von lebenshungrigen Stadtjugendlichen zu KZ-Häftlingen. Barbara Scheck und Peter Tiefenbrunner stehen ihnen in verschiedenen Nebenrollen als Vertreter der Obrigkeit gegenüber. Wolf Giloi am Piano, Wollie Kaiser am Saxophon, Stephan Goldbach am Kontrabass und Marius Buck an den Percussions lassen die Swing-Rhythmen live aufleben. Choreograph für die tänzerischen Szenen ist Niklas Taffner von Lindy Hop Saarbrücken. Einen Einblick in die heutige saarländische Swingtanz-Szene gibt es im Anschluss an die Vorstellung am 22. Juni, wenn sich die Lindy Hop Tänzer zum freien Tanzen im Schlosskeller treffen.
An beiden Vorstellungstagen bietet das Historische Museum Saar um 17.30 Uhr je eine kostenlose Sonderführung zur Geschichte des Nationalsozialismus an der Saar mit Besuch der Gestapo-Zelle an. Im Anschluss an die rund 45-minütige Führung können die Besucher direkt ins Theater im Schlosskeller gehen. „Die Führung verbindet die Thematik des berührenden Stückes mit dem Veranstaltungsort Saarbrücker Schloss, das von 1935 bis 1945 Hauptquartier der Gestapo war“, so Regionalverbandsdirektor Peter Gillo. „Die beiden Theater-Termine bilden zudem den Auftakt des Velo-Swing Festivals, dessen Höhepunkt vom 11. bis 13. August im und am Saarbrücker Schloss stattfinden wird.“
Informationen, Reservierung, Kartenvorverkauf: Tourist Info im Saarbrücker Schloss, 0681 506-6006, touristinfo@rvsbr.de, Eintritt: 15 Euro, erm. 12 Euro, Schüler 8 Euro