Warndt-Gymnasium. Am 28.10. besuchte Dr. Carsten Dümmel das Warndt-Gymnasium und schilderte Schülerinnen und Schülern des Grundkurs’ Geschichte 12 eigene Erfahrungen über das Leben in der DDR.
Carsten Dümmel, 1960 in Zwickau geboren, berichtete den Schülerinnen und Schülern aus seiner Biographie. Er gründete bereits als 16-jähriger den ersten oppositionellen Arbeitskreis „Kunst und Kirche“, das bereits ein Jahr später vom Ministerium für Statsicherheit, kurz Stasi, aufgelöst wurde. Dadurch geriet er in das Blickfeld der Stasi und verbrachte von da an mehr als ein Jahrzehnt unter besonderer Beobachtung der DDR-Geheimpolizei.
Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, weitere Initiativen für mehr individuelle Freiheit in der DDR ins Leben zu rufen. Bereits mit 23 Jahren war er Leiter des „Arbeitskreises Literatur“ sowie der sog. „Friedenswerkstatt“ im evangelischen Gemeindezentrum in Gera und wurde Weggefährte von Gleichgesinnten der DDR-Bürgerrechtsszene, wie Freya Klier und Stefan Krawczyk. Damit einher gingen die ständig zunehmende Repressionsmaßnahmen der Stasi, Dümmel wurde mehrfach verhaftet sowie verurteilt, sein Antrag auf einen Studienplatz wurde insgesamt achtmal abgelehnt, er musste Zwangsarbeit verrichten, hatte jahrelang Haus- und Stadtarrest und er wurde teilweise rund um die Uhr geheimpolizeilich überwacht. All das konnte jedoch sein Engagement nicht brechen, sodass er – nach 56 abgelehnten Ausreiseanträgen – 1988 von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft wurde.
Doch selbst nach seiner Ausreise aus der DDR endete die Verfolgung durch das MfS nicht. Er wurde auch im Westen während seines gesamten Studiums weiter von Stasi-Spitzeln überwacht, sodass er als Verfolgter nach der Wende und Wiedervereinigung 1989/1990 insgesamt mehr als ein Dutzend Ordner mit seiner Kennung bei der Stasi-Unterlagenbehörde einsehen konnte. Nach vielen Engagements im In- und Ausland arbeitet Dr. Carsten Dümmel heute als Landesbeauftragter und Leiter des politischen Bildungsforums bei der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Nach dem Ende des Vortrags blieb Herr Dümmel dankenswerter Weise noch lange zu einem sehr angeregten direkten Austausch mit den Schülerinnen und Schülern, bei dem sich viele zuvor gehörte Aspekte nochmal erhellten. Den Schülerinnen und Schülern wurde auf diese Weise sehr plakativ bewusst, was es heißen kann, wenn man unter den Bedingungen einer Diktatur wirklich in einem real existierenden Überwachungsstaat leben muss – die Absurdität manch gegenwärtiger Debatte und das oft als selbstverständlich empfundene Privileg, in einem freien Land geboren zu sein und leben zu dürfen, wurde ein bisschen klarer.