Die Digitalisierung ist eine der zentralen Herausforderungen der Bildungspolitik des 21. Jahrhunderts. Ein zentraler Baustein in der Digitalisierungsstrategie des Ministeriums für Bildung und Kultur (MBK) ist neben der Einführung von Informatik als neuem Pflichtfach zum Schuljahr 2023/24 die entsprechende Fortbildung von Lehrkräften in der informatischen Bildung.
Bereits zum vierten Mal haben die Universität des Saarlandes (UdS), das Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) und das MBK deshalb am 5. April 2022 den Tag des Informatikunterrichts ausgerichtet.
Der 4. Tag des Informatikunterrichts bot Lehrkräften die Möglichkeit, sich in insgesamt zwölf verschiedenen Workshops intensiv mit Themen, Fragestellungen und Unterrichtsideen zur informatischen Bildung zu beschäftigen und sich auszutauschen. Rund 50 Lehrkräfte nutzten das Angebot und nahmen an der ganztätigen Fortbildungsveranstaltung teil. Eröffnet wurde sie von Informatik-Professorin Dr. Verena Wolf an der UdS und Bildungsstaatssekretär Jan Benedyczuk. Professorin Dr. Mareen Grillenberger von der Pädagogischen Hochschule Schwyz führte in ihrer Keynote in das Thema „Physical Computing im Informatikunterricht – Erkenntnisse aus der Forschung und Implikationen für die Schulpraxis“ ein und stellte Einsatzmöglichkeiten im Informatikunterricht vor.
„Gerade vor dem Hintergrund, dass wir zum Schuljahr 2023/24 Informatikunterricht für alle Schülerinnen und Schüler ab Klassenstufe 7 an unseren Gemeinschaftsschulen und Gymnasien einführen werden, gewinnt natürlich die Didaktik des Informatikunterrichts für unsere Lehrkräfte nochmal massiv an Bedeutung. Es ist wichtig, dass sie die Schülerinnen und Schüler mit dem Unterricht in ihrer Lebensrealität abholen. Deshalb bin ich sehr froh über das große Interesse und die Beteiligung so vieler Lehrkräfte am 4. Tag des Informatikunterrichts“, so Bildungsstaatssekretär Jan Benedyczuk.
„Das Pflichtfach Informatik kommt und es ist deshalb enorm wichtig, dass sich möglichst viele Lehrkräfte, auch angehende, in diesem Bereich fortbilden. Um dem steigenden Bedarf an Informatik-Lehrkräften zu begegnen, planen wir zum Wintersemester 2022/23 einen neuen, stark praxisorientierten Lehramtsstudiengang Informatik für die Sekundarstufe 1, in dem das Unterrichten von Schülerinnen und Schülern der Klassen fünf bis zehn im Mittelpunkt steht“, sagt Informatik-Professorin Dr. Verena Wolf.
Bereits seit 2019 ist informatische Bildung mit dem Basiscurriculum „Medienbildung und informatische Bildung“ im Saarland fächerübergreifend im Unterricht verankert. Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot hatte im Juni 2021 angekündigt, dass Informatik für alle Schüler:innen ab Klasse 7 an den Gemeinschaftsschulen und Gymnasien zum Schuljahr 2023/24 als neues Pflichtfach eingeführt wird. Ab November 2021 hatte ein Expert:innen-Forum unter Leitung der Professorin Dr. Verena Wolf die Leitlinien für die Einführung des neuen Fachs erarbeitet – sie wurden im März 2022 vorgestellt. Im nächsten Schritt werden die Leitlinien in konkrete Lehrpläne für die einzelnen Jahrgangsstufen übersetzt.
Die Einführung von Informatik als eigenständigem Fach ab Klassenstufe 7 führt zu einem zusätzlichen Bedarf an entsprechend qualifizierten Lehrkräften, der sukzessive über Aus- und Weiterbildung gedeckt werden soll. Seit dem Wintersemester 2020/21 kann an der Universität des Saarlandes (UdS) Informatik als Lehramtsfach unter dem Namen „Lehramt Informatik PLUS“ auch mit anderen Fächern, wie zum Beispiel Philosophie/Ethik, Chemie, Französisch, Geschichte und Sport, und nicht nur mit Mathematik kombiniert werden. Dadurch soll der Studiengang “Lehramt Informatik für die Sek I+II” attraktiver werden.
Mit dem Schuljahr 2021/22 ist die Lehrkräfteausbildung bereits in eine neue Stufe eingetreten: Nach erfolgreichem Durchlaufen einer Fortbildung am LPM in Kooperation mit der UdS haben Lehrkräfte der Gemeinschaftsschulen und Gymnasien die Möglichkeit, Informatikunterricht in der Sekundarstufe I zu erteilen. Der Auftakt zur zweijährigen Fortbildung fand bereits im September statt. Am ersten Fortbildungs-Durchgang nahmen 48 Lehrkräfte mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen teil. Eine zweite Fortbildungsgruppe mit weiteren 48 Lehrer:innen ist zum 2. Schulhalbjahr 2021/22 gestartet. Die Planungen für den dritten Fortbildungsdurchgang im Schuljahr 2022/23 laufen bereits. Außerdem wird der Quereinstieg als Informatik-Lehrkraft zum Schuljahr 2022/23 ermöglicht werden. Ziel ist es, Hochschulabsolvent:innen (Master) mit der Fachrichtung Informatik als Quereinsteiger:in für das Lehramt an Gymnasien und Gemeinschafsschulen (Sekundarstufe I und II) zu gewinnen. Nach 18 Monaten Vorbereitungsdienst haben sie dann die Befähigung zum Unterricht in der Sekundarstufe I und II (Gymnasien und Gemeinschaftsschulen) mit zwei Fächern.
Quelle: Ministerium für Bildung und Kultur