StartFCSVortrag zur Aufarbeitung: Die Rolle des FV Saarbrücken vor der Saarabstimmung 1935

Vortrag zur Aufarbeitung: Die Rolle des FV Saarbrücken vor der Saarabstimmung 1935

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Am 14. Januar fand im AWO-Fanprojekt **InnWurf** in Saarbrücken eine Veranstaltung des „Arbeitskreises Blau-Schwarze Geschichte“ statt. Anlass war der 90. Jahrestag der Saarabstimmung, bei der sich 1935 die überwältigende Mehrheit der Saarländer für den Anschluss an das Deutsche Reich entschieden hatte und die Rolle des 1. FC Saarbrücken dabei, der damals noch FV Saarbrücken hieß.

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Die Veranstaltung begann mit einer Begrüßung durch Ricardo Wilden, Leiter des AWO-Fanprojekts InnWurf, und Matthias Minnich von der aktiven Fanszene, der Virage Est. Beide betonten die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs und die Bedeutung von Erinnerungskultur.  „Fußball ist nicht nur Fußball. Er bedeutet Haltung, Integration und die Stärkung der Erinnerungskultur“,* erklärte Minnich und lobte die Arbeit des Arbeitskreises, der sich der historischen Aufarbeitung verschrieben hat. 

Hans Peter Klaucks Vortrag beleuchtete den historischen Verlauf von 1920 bis 1935 mit vielen Fotos und Videosequenzen, die er teilweise in englischen Archiven ausfindig machte.

Im Mittelpunkt des Abends stand der Vortrag von Hans Peter Klauck, Heimatforscher aus Saarlouis. Klauck zeigte auf, wie der FV Saarbrücken (FVS), der Vorgängerverein des 1. FC Saarbrücken, aktiv in die nationalsozialistische Propaganda eingebunden war. Bereits deutlich vor 1935 zeigte der Verein nationalistische und antifranzösische Tendenzen. Klauck zitierte aus Vereinsunterlagen: *„Die Vereinsführung schloss Weihnachtsansprachen mit Lob für Adolf Hitler und Hindenburg, umgeben von Hakenkreuzfahnen.“* 

Auch Spieler des Vereins wurden instrumentalisiert. Edmund Conen, eine Vereinsikone und der damalige Star des FVS, spielte bereits vor der Saarabstimmung für die deutsche Nationalmannschaft – ein bewusst inszeniertes Signal der nationalsozialistischen Propaganda. Klauck vermutet, dass Conen von den Nazis benutzt wurde und unterstellte ihm keine rechtsradikale Gesinnung – im Gegensatz zu einem Mannschaftskollegen, der später ein gut gehendes Sportartikelgeschäft in der Saarbrücker Innenstadt führte. Prominent organisierte Spielreisen ins Deutsche Reich, die stets von politischen Inszenierungen begleitet wurden, sorgten für eine Bindung der Saarländer ans Reich – und natürlich umgekehrt. Am Tag der Abstimmung unterstützte der FVS die Deutsche Front aktiv, indem er mustergültig Transportdienste für Wähler organisierte. Verantwortlich für die enge Anbindung an die „Deutsche Front“ war der damalige Vereinspräsident Peter Kalder.

In der anschließenden Diskussion wurde nicht nur die erschreckende Nähe des FVS zur NS-Ideologie besprochen, sondern auch die Lücken in der historischen Aufarbeitung. Ein Teilnehmer wies auf die Zerstörung des Vereinsarchivs hin, die erfolgte, weil der Verein vom Totohaus in kleinere Räumlichkeiten an der Lebacher Straße umziehen musste: „Viele wichtige Dokumente wurden einfach entsorgt, was die Rekonstruktion der Vereinsgeschichte erschwert.“ Dennoch wurde deutlich, dass es nicht nur um die NS-Zeit geht. Auch die jüngere Vergangenheit des Vereins, etwa die Wahl eines rechtsradikalen Präsidenten in den 1990er Jahren, wurde angesprochen. 

Horst Bernard (Mitte) musste als Zweijähriger mit Mutter und Schwester nach Frankreich flüchten.
Horst Bernard (Mitte) musste als Zweijähriger mit Mutter und Schwester nach Frankreich flüchten.

Ehrengast des Abends war übrigens Horst Bernard, geboren 1932 in Beckingen, dessen Familie gegen das NS-Regime im Saarland kämpfte. Bernard schilderte eindrucksvoll die Flucht seiner Mutter mit seiner drei Monate alten Schwester im Kinderwagen und ihm, dem kleinen Sohn, gerade zwei dreiviertel Jahre alt, nach Frankreich. Er verglich die damalige Situation mit heute: Man dürfe diese Kräfte nie ans Ruder kommen lassen. Hitler habe es geschafft, Deutschland binnen kürzester Zeit gleichzuschalten.

Der Arbeitskreis kündigte weitere Veranstaltungen und eine Ausstellung im April an. „Es ist wichtig, nicht nur die dunklen Kapitel der Vergangenheit zu beleuchten, sondern auch in der Gegenwart wachsam zu bleiben“, betonte ein Teilnehmer der Diskussionsrunde. 

Die überaus gelungene und trotz frostigen Temperaturen sehr gut besuchte Veranstaltung machte deutlich, wie eng Sport und Gesellschaft verwoben sind. Vereine wie der 1. FC Saarbrücken müssen sich der eigenen Vergangenheit stellen. „Es gilt, besser spät anzufangen als nie“, fasste ein Teilnehmer treffend zusammen.

Nicht nur die Fans, sondern auch Vereinsverantwortliche selbst, wollen die Historie des Traditionsclubs beleuchten, beleben und pflegen. So hat der 1, Vorsitzende, Jörg Alt, der Vereinsführung die Einrichtung einer eigenen Abteilung „Historienpflege“ vorgeschlagen, die u.a. auch die Einrichtung eines FCS-Museums vorsieht, aber auch als Anlaufstelle für verdiente Spieler und Vereinskoryphäen dienen soll. Der Vorschlag hat eine positive Rückmeldung erhalten. Club-Präsident Hartmut Ostermann will das Vorhaben in Kürze mit Jörg Alt besprechen.

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