StartFeature„Entwicklungshilfe darf keine Einmal-Aktion sein“

„Entwicklungshilfe darf keine Einmal-Aktion sein“

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Dr. med. Martina Treiber, Chefärztin der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie am CaritasKlinikum Saarbrücken St Theresia, engagiert sich in Bangladesch

Saarbrücken. „Arzt sein legt man nie ab, das ist man immer.“ Das ist die Einstellung von Dr. Martina Treiber, Chefärztin der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie am CaritasKlinikum Saarbrücken St Theresia. Auf ihren vielfältigen Reisen rund um den Globus hat sie immer einen Koffer voller Medikamente dabei. Und auch beruflich hat es die Medizinerin bereits in die ganze Welt verschlagen: von Afrika über Katar bis nach Indien.

So zögerte die 50-jährige auch 2016 nicht lange, als der Anruf der Uniklinik Heidelberg-Mannheim kam. „Die Regierung von Bangladesch hat angefangen, mit moderner Technik im Bereich der Strahlen-Therapie zu arbeiten. Es wurden neue Geräte angeschafft, aber es fehlte noch das nötige Fachwissen“, erinnert sich Treiber. „Es wurde jemand gesucht, der die Kliniken abfährt und prüft, ob alles korrekt abläuft, sowohl von ärztlicher als auch von technischer Seite.“ Nur wenige Wochen vorher waren in einem Café in der Hauptstadt Dhaka bei einer Geiselnahme 20 Menschen getötet worden. „Es war schwierig Freiwillige zu finden, aber ich habe die Dringlichkeit gesehen, und da es in Bangladesch vorher nie Terror gegeben hatte und es auch nicht viele gibt, die diese Art von Job machen können, bin ich hingeflogen“, erzählt die Bestrahlungs-Expertin mit Nachdruck.

Gemeinsam mit einer deutschen Physikerin bereiste Dr. Martina Treiber in zwei Wochen acht Kliniken in der Hauptstadt und der nahen Umgebung. „Es ist sehr wichtig bei diesen Geräten, dass sie lückenlos überwacht werden. Man muss schauen, ob der medizinische und der technische Teil stimmen und wie die Zusammenführung ist“, sagt die Ärztin, die diese Art von Prüfungen auch an saarländischen Kliniken durchführt. „Wir haben in Bangladesch die gleichen Standards angesetzt wie hier in Deutschland.“

So, wie es auch hierzulande vorgeschrieben ist, erfolgt die erneute Überprüfung zwei Jahre später. Und so reiste Martina Treiber im März 2018 erneut in den südasiatischen Staat. „Entwicklungshilfe ist nur dann sinnvoll, wenn sie keine Einmal-Aktion bleibt“, ist die Chefärztin überzeugt. „Die Geräte müssen täglich überprüft werden, danach gibt es Qualitätschecks in verschiedenen Abständen. Wir müssen die Länder in der Lage versetzen, es irgendwann selbst zu machen.“ Zu diesem Zweck hat Treiber bei ihren Besuchen in Bangladesch nicht nur die vorhandenen Geräte überprüft, sondern auch Regierungsmitarbeiter geschult und Vorlesungen und Fortbildungen für Studenten gehalten. Beim zweiten Besuch hatte sich schon viel getan. Im Ministerium wurden Prüfprotokolle angelegt, die täglichen Kontrollen werden jetzt in Büchern festgehalten und dokumentiert. Es konnten auch weitere Kollegen in Deutschland überzeugt werden die Mediziner und Physiker vor Ort zu unterstützen.

„Die Geräte werden mittels Spenden angeschafft, aber sie verkommen, wenn man sich nicht ordentlich um sie kümmert“, sagt Treiber. „Den Menschen war gar nicht klar, dass man nicht nur Ärzte für den Betrieb braucht, sondern auch Physiker. Die Bestrahlung ist absolut individualisiert. Solche Bestrahlungspläne können nur dank modernster technischer Möglichkeiten erstellt und realisiert werden. Die mathematischen und technischen Voraussetzungen gehen weit über die medizinische Ausbildung hinaus. Deshalb ist es erforderlich das Physiker und Ärzte zusammen den Behandlungsplan erstellen.“

Parallel zur Anschaffung der Geräte wurde an der Universität eine Abteilung für Medizinphysik gegründet.

Doch Martina Treiber wurde auch mit ganz anderen Themen konfrontiert. „Eines Tages lief uns im Krankenhaus-Flur ein Huhn über den Weg“, erinnert sie sich zurück. „Man muss wissen, dass es in den staatlichen Kliniken keine Essens-Versorgung gibt wie bei uns. Die Hühner wurden also gehalten, um den Patienten ohne Angehörige wenigstens ein Ei oder ein bisschen Fleisch anbieten zu können. Aber es fehlte schlichtweg eine Umzäunung.“ Also legte sie kurzerhand am Nachmittag selbst Hand an und baute einen Zaun. „Manchmal ist die Technik gar nicht das Haupt-Problem, sondern das ganze Drumherum“, beschreibt sie.

Dr. Martina Treiber ist seit 2011 Chefärztin der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie am CaritasKlinikum Saarbrücken. Ihr ist es wichtig zu betonen, dass auch von Seiten des Klinikträgers die Bereitschaft, das Projekt in Bangladesch zu unterstützen, sehr groß ist. „Eigentlich wollte ich unbezahlten Urlaub nehmen für meine Reisen, aber das Direktorium hat die Wichtigkeit des Projekts gesehen und mir Sonderurlaub gewährt“, erzählt Treiber begeistert. Sie selbst empfindet ihre vielen Reisen neben dem beruflichen Einsatz immer auch als persönliche Bereicherung: „Die Menschen sind so freundlich, so dankbar für die Hilfe, die wir anbieten. Wenn ich zurückkomme und sehe wie gut es uns hier geht, empfinde ich große Demut und bin einfach nur dankbar.“

Text: Nele Scharfenberg

Fotos: Dr. med. Martina Treiber

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