Im letzten Jahr wurde nicht nur das Nauwieser Viertel zur Fahrradzone umgewidmet, sondern auch die Hohenzollernstraße in Alt-Saarbrücken in eine Fahrradstraße umgewandelt. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat beide Maßnahmen befürwortet, weil er sie für sehr gute und wichtige Schritte in Richtung mehr Fahrradfreundlichkeit der Landeshauptstadt hält. Gleichwohl bieten sowohl die Fahrradzone als auch die Fahrradstraße nach Meinung des Vereins noch einiges Verbesserungspotenzial. Für den ADFC ist dabei das gravierendste Problem, dass immer noch sehr starker motorisierter Durchgangsverkehr zu verzeichnen sei, obwohl eigentlich in der Zone und der Fahrradstraße nur Anliegerverkehr zugelassen sei.
Um den vom ADFC und von vielen Radfahrern monierten starken Durchgangsverkehr zu belegen, haben ADFC-Aktive in der Hohenzollernstraße eine Verkehrszählung vorgenommen. Auch wenn die Zählung somit nur von Laien, die sich allerdings methodisch beraten ließen, durchgeführt wurde, so sind die Ergebnisse doch sehr eindeutig: nach wie vor nutzen viele Autofahrer die eigentlich nur für Anlieger freigegebene Straße als Abkürzung zur parallel verlaufenden, jedoch mehrere Ampeln aufweisenden Stengelstraße. Diese Fehlbenutzung schränke die Attraktivität der neuen Fahrradstraße stark ein, womit das Ziel, mehr Verkehr aufs Rad zu verlagern, gefährdet werde, so ADFC-Sprecher Thomas Fläschner.
Gezählt wurde morgens von 7 bis 9 Uhr und nachmittags zwischen 15 und 19 Uhr. Die Zählerinnen und Zähler standen sowohl an der Eisenbahnstraße und der Keplerstraße zur Zählung des einfahrenden Verkehrs als auch an der Roonstraße, wo der ausfahrende Verkehr notiert wurde. Die computergestützte Auswertung der Zählung verglich die notierten eingefahrenen Fahrzeuge mit denen der danach ausfahrenden. Die Ergebnisse zeigen, dass 67 % der morgens aus der Roonstraße ausfahrenden KFZ innerhalb von 5 Minuten vorher bei der Einfahrt in die Eisenbahn- oder Keplerstraße erfasst wurden. Das entspricht einer absoluten Zahl von etwa 118 KFZ in der Stunde, die als Durchgangsverkehr gezählt wurden. Abends waren es 57 %, was 116 Durchgangs-KFZ in der Stunde entspricht.
Da das vorher bereits beobachtete Phänomen des illegalen Durchgangsverkehrs nun sehr eindeutig belegt sei, fordert der ADFC nach den Worten seines Sprechers „rasche und zielgerichtete Überlegungen von Seiten der städtischen Verkehrsplanung“, wie das Problem gelöst werden kann. Denkbar sei beispielsweise eine Umkehrung von Einbahnstraßen oder der Einbau sogenannter „Modaler Filter“, die an bestimmten Stellen für Rad- und Fußverkehr zwar durchlässig seien, dem Autoverkehr allerdings die Durchfahrt verwehrten. „Trotz Änderungen der Verkehrsführung würde jedes Haus im Viertel weiterhin mit dem Auto erreichbar bleiben“, versucht Fläschner bereits vorab möglichen Befürchtungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Stadtverwaltung verfüge über ausreichend Kompetenzen, sinnvolle und praktikable Vorschläge zu erarbeiten, ist sich der ADFC sicher.
Quelle: ADFC Saar