Saarbrücken. Das herrliche Sommerwetter verleitet momentan in Saarbrücken so viele Menschen zum Radfahren, dass es fast schon eng wird auf den Radwegen. Man könnte so beinahe den Eindruck gewinnen, die Landeshauptstadt sei eine Radfahrer-Stadt. Dass dem noch nicht so ist, wissen alle, die sich eingehend mit den Radverkehrsbedingungen beschäftigen. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat deshalb einen 14 Punkte umfassenden Forderungskatalog entwickelt, den er nach der Sommerpause mit der Verwaltung und den Stadtratsfraktionen diskutieren möchte.
Nach der Überzeugung des ADFC Saarbrücken leistet der Radverkehr einen wichtigen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung und dient gleichzeitig in signifikantem Maß der Erreichung von Klima- und Umweltzielen. Hauptziel der Forderungen des ADFC für Saarbrücken ist deshalb die mittelfristige Erhöhung des Radverkehrsanteils auf mindestens 12%. Der Vergleich mit anderen Städten mit ähnlicher Topographie zeigt für den Verband, dass dieses Ziel erreichbar ist und welches große Potenzial der Radverkehr damit auch in Saarbrücken besitzt. Dieses Potenzial könne aber nur ausgeschöpft und damit eine Verkehrswende herbeigeführt werden, wenn die Landeshauptstadt ihre Bemühungen in Sachen Radverkehrsförderung umgehend und entscheidend intensiviere. Dazu gehörten u.a. sichere Radwege für alle, ein lückenloses Radwegenetz, mehr Abstellanlagen und eine bessere Kommunikation zu diesem Thema.
Dazu sei an erster Stelle der Verkehrsentwicklungsplans (VEP) und insbesondere die im VEP vorgesehenen Radverkehrsmaßnahmen umzusetzen, was eine angemessene Finanzierung und ausreichend Personals voraussetzt. Die Maßnahmen sollten an den Bedürfnissen aller Radfahrerinnen und Radfahrer (sicherer und unsicherer, junger wie alter) ausgerichtet werden. Dazu müssten gegebenenfalls auch parallele Wegeführungen (auf Hauptstraßen und in verkehrsberuhigten Bereichen) geschaffen werden. Als Beispiel führt ADFC-Sprecher Thomas Fläschner hierbei die Lebacher Straße an. Oberste Priorität habe die Erhöhung der Verkehrssicherheit, insbesondere im Umfeld von Schulen.
Der zweite Abschnitt des Katalogs betrifft die Infrastruktur. Wichtigste Infrastrukturmaßnahme ist und bleibt für den ADFC die Schaffung eines lückenlosen Netzes von komfortablen Hauptrouten für den Radverkehr, die ein zügigeres Vorankommen ermöglichen. So sei zwar die Strecke zwischen Innenstadt und Dudweiler mittlerweile ziemlich gut ausgebaut, weise aber leider immer noch gravierende Problemstellen auf. Nach wie vor herrsche zudem an etlichen Stellen, z.B. in der Bahnhofstraße, ein Mangel an guten Abstellanlagen.
Dem Ausbau des Services für den Radverkehr widmet sich das dritte Kapitel des ADFC-Papiers. Hier fordert der ADFC eine Verbesserung der Fahrradmitnahme im ÖPNV. Nötig sei insbesondere eine ausreichende Zahl von Mehrzweckstellplätzen in Bussen und Bahnen. Auch die Pflege der Infrastruktur müsse zeitnah und ganzjährig erfolgen. Bestimmte Wege wie der Radweg nach Scheidt seien immer wieder fast vollständig zugewuchert. Bei der Einrichtung von Baustellen fordert der ADFC deren fahrradfreundliche Gestaltung. Besonders wichtig sind dem ADFC außerdem wirksame Maßnahmen gegen das Zuparken von Rad- und Fußwegen. Die Einrichtung einer öffentlichen Fahrrad-Service-Einrichtung am Hauptbahnhof sei zwar auch ein wichtiges Ziel, die anderen genannten Punkte hätten für den ADFC laut Fläschner aber eine höhere Priorität.
Die beiden letzten Punkte des Katalogs (Langfassung unter www.adfc-saar.de) behandeln das Feld der Kommunikation und Information, die bei allen Anstrengungen nicht vernachlässigt werden dürften. So seien der Ausbau der fahrradbezogenen Kommunikation, insbesondere die Unterstützung bestehender Werbekampagnen und Mitmach-Aktionen wie „Stadtradeln“ genau wie die Bürgerbeteiligung an der Radverkehrsplanung ganz wichtig für eine Steigerung des Radverkehrsanteils. An der Heringsmühle habe die Stadt für viel Geld einen neuen Kreisel gebaut und dabei aufwendig in die Führung des Radverkehrs investiert, die „erklärungsbedürftige Mischung aus Fahrbahnnutzung und nicht-benutzungspflichtigem Radweg aber weder Auto- noch Radfahrern kommunikativ näher gebracht“, so der ADFC-Sprecher.
Die wichtigsten dieser Forderungen hatte sich auch das Aktionsbündnis aus mehreren Umwelt- und Verkehrsorganisationen, darunter BUND und VCD, zu eigen gemacht, das Mitte Juni eine große Fahrrad-Demonstration mit über 500 Teilnehmern in Saarbrücken veranstaltete.