Die saarländische Industrie steht vor erheblichen Herausforderungen, wie eine aktuelle Analyse der Arbeitskammer des Saarlandes (AK) zeigt. In den letzten zehn Jahren sind über 11.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in diesem Sektor abgebaut worden, was einem Rückgang von 11 Prozent entspricht – eine Entwicklung, die deutlich hinter dem Bundesdurchschnitt liegt, der im selben Zeitraum einen Zuwachs von 2 Prozent verzeichnete. Trotz dieses Rückgangs bleibt die Industrie eine zentrale Säule der saarländischen Wirtschaft, deren Bedeutung weit über die Branche hinausgeht.
Die Schlüsselindustrien im Saarland – Automotive, Maschinenbau und Metallgewerbe – sehen sich seit Jahren mit vielfältigen Problemen konfrontiert. Neben geopolitischen Unsicherheiten und außenwirtschaftlichen Schwierigkeiten erhöhen ausländische Standorte und Überkapazitäten den Kostendruck. Gleichzeitig erfordern Digitalisierung, Automatisierung und klimapolitische Umstellungen neue Kompetenzen und Produktionsansätze. Hinzu kommen die Abhängigkeiten von Rohstofflieferungen und Just-in-Time-Produktion sowie das Fehlen von Unternehmenszentralen und die oft zu enge Produktausrichtung vieler Zulieferbetriebe.
Ein weiteres Problem ist die abnehmende Wertschöpfungstiefe in der saarländischen Industrie. Zunehmend werden produktionsbegleitende Dienstleistungen wie Maschinenwartung und -reinigung ausgelagert, um das Schutzniveau von Tarifverträgen und das höhere Entgeltniveau in der Industrie zu umgehen. Diese Entwicklung trägt zum Rückgang von Arbeitsplätzen bei und schwächt die industrielle Basis im Saarland weiter.
Dennoch bleibt die Industrie aufgrund ihrer hohen Entgelte von zentraler Bedeutung für die Wirtschaft des Bundeslandes. Im Durchschnitt verdient ein vollzeitbeschäftigter Industriearbeiter im Saarland rund 58.557 Euro brutto jährlich, was etwa 7,5 Prozent über dem saarländischen Durchschnitt liegt. Diese hohe Kaufkraft hat nicht nur direkte Auswirkungen auf die Industrie selbst, sondern auch auf zahlreiche Dienstleistungsbereiche und das Handwerk. Ein weiterer Rückgang der Industriearbeitsplätze könnte daher erhebliche negative Folgen für die gesamte regionale Wirtschaft haben.
Vor dem Hintergrund steigender Lebenshaltungs- und Energiekosten, die die Kaufkraft der Beschäftigten ohnehin belasten, fordert die Arbeitskammer eine Stabilisierung und Stärkung der Löhne in der saarländischen Industrie. Angesichts der Tatsache, dass die Arbeitsproduktivität in diesem Bereich seit dem Jahr 2000 um 95,8 Prozent gestiegen ist, während die Löhne im gleichen Zeitraum nur um 67,7 Prozent zunahmen, sieht die AK deutlichen Handlungsbedarf.
Die vollständige AK-Analyse „Entwicklung und Herausforderungen in der saarländischen Industrie“ kann auf der Website der Arbeitskammer unter www.arbeitskammer.de/ak-analyse-industrie heruntergeladen werden.