StartPanoramaAK-Schlaglichtbefragung: Jede fünfte Pflegekraft will den Beruf verlassen

AK-Schlaglichtbefragung: Jede fünfte Pflegekraft will den Beruf verlassen

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Die Arbeitskammer des Saarlandes hat im Mai 2021 rund 500 Pflegekräfte im Saarland dazu befragt, wie sie ihre Arbeitssituation und -belastungen einschätzen. Die Bilanz der Pflegekräfte ist erschütternd. 96,4 % der Befragten fühlen sich von der Politik alleingelassen. Rund 80 % der Pflegekräfte beklagen zudem, dass die Pflege keine gesellschaftliche Wertschätzung erfahre. Knapp jeder fünfte (19 %) der befragten Pflegekräften gibt sogar an, den Pflegeberuf verlassen zu wollen.  „Das ist alarmierend“, sagt Beatrice Zeiger, Geschäftsführerin der Arbeitskammer des Saarlandes. „Offenbar kommen die auf den Weg gebrachten Verbesserungen – wie die Pflegestärkungsgesetze I-III – noch nicht spürbar bei den Pflegekräften an und tragen noch nicht zur Entlastung bei. Was fehlt ist ganz klar mehr Personal, um die Arbeitsbedingungen auf den Stationen und in den Einrichtungen nachhaltig und dauerhaft für alle zu verbessern“, so Zeiger.

„Angesichts des bestehenden Fachkräftemangels stellt die Frustration der Beschäftigten eine besondere Herausforderung dar. Denn wie will man wirksam den Fachkräftemangel in der Pflege bekämpfen, wenn die aktuell dort Beschäftigten sich in ihrer Arbeit nicht nur von der Politik alleingelassen, sondern auch von der Gesellschaft nicht wertgeschätzt fühlen“, so Zeiger weiter.

Klar ist, die Pflegekräfte sehen ihr Limit erreicht. „Ein besonderer Warnhinweis für die Politik und für die Leitungsebene der Häuser ist hier die Aussage der Befragten, Entscheidungen treffen zu müssen, die sie nicht verantworten können“, warnt Zeiger. Das betrifft insbesondere die Intensivstationen (85,2 %). „Hier geht es darum, unter den momentan herrschenden Arbeitsbedingungen nicht ausreichend Zeit für sorgfältige Entscheidungen zu haben“, erläutert Zeiger. 

Ein Rettungsanker ist für viele Beschäftige das Betriebsklima. „Das Betriebsklima ist bei der Frage, ob Pflegekräfte bereit sind, die hohen Anforderungen und Belastungen des Pflegeberufs zu tragen, oder dem Pflegeberuf den Rücken kehren wollen, ein entscheidender Faktor“, so Zeiger. Bei denjenigen, die seit Beginn der Covid-Pandemie noch nicht daran gedacht haben, den Beruf zu verlassen, bewerten 83,3 Prozent ihr Betriebsklima als gut. 

Aus Sicht der Arbeitskammer muss diese Ressource daher im Sinne der Beschäftigten stärker gefördert werden. „Das Betriebsklima wird verbessert, in dem die Arbeitsbelastungen verringert und die Zuverlässigkeit erhöht wird. Es darf zum Beispiel kein Rufen aus dem Frei mehr geben und die Dienstpläne müssen verlässlich sein. Und dafür braucht es mehr Personal am Bett“, unterstreicht Zeiger nachdrücklich. „Die Politik muss deshalb mit besseren Rahmenbedingungen dafür sorgen, dass dieser Teufelskreis aus unzureichender Personalausstattung und unnötig belastender Arbeitsbedingungen durchbrochen werden kann“, so Zeiger.

„Die Kernproblematik besteht aber nach wie vor darin, dass Daseinsfürsorge nicht allein an ökonomischen Kennzahlen orientiert sein darf. Speziell im Gesundheitswesen hat die jahrelange zu starke Fokussierung auf wirtschaftliche Aspekte die Personaldecke in der Pflege ausgedünnt. Wenn die Pflegekräfte in der Befragung darüber klagen, dass ihre Belastungsgrenze erreicht sei und die Pflege nicht mehr mit der gebotenen Sorgfalt geleistet werden könne, sind das die Konsequenzen dieser Pflegepolitik“, sagt Zeiger.

Die Arbeitskammer fordert daher, dass das DRG-System (Fallpauschale) abgeschafft wird, da es sich rein am Gewinn orientiert und nicht am tatsächlichen Pflegebedarf.  Stattdessen muss umgehend die Pflegepersonalregelung PPR 2.0 eingeführt werden. Sie erhöht die Pflegezeit pro Patient*in und soll so Mitarbeiter*innen entlasten und damit einen Beitrag zur höheren Attraktivität des Berufs leisten.

Hintergrund: Die Feldphase der Befragung war vom 10. – 24. Mai 2021. Die Befragung wurde online mit der Befragungssoftware Limesurvey durchgeführt. Es war die erste Befragung in dem neuen Befragungsformat der Arbeitskammer „AK-Schlaglicht“. Bei AK-Schlaglichtbefragungen handelt es sich um kurze Onlinebefragungen der Arbeitskammer des Saarlandes, mit denen bei spezifischen Bevölkerungs- oder Beschäftigtengruppen deren Sichtweise zu aktuellen Themen erhoben wird.

Quelle: Arbeitskammer des Saarlandes

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