Die Zahl der Apotheken in Deutschland hat im ersten Halbjahr 2024 einen historischen Tiefpunkt erreicht. Mit einem Verlust von 283 Apotheken seit Jahresbeginn steht die Gesamtzahl nun bei nur noch 17.288. Im Saarland ist die Anzahl der Apotheken auf 259 gesunken ist, was einem Rückgang um vier Betriebe entspricht.
Diese Entwicklung markiert eine beschleunigte Tendenz im Vergleich zu den Vorjahren. Im ersten Halbjahr 2023 waren es 238 Apotheken weniger, 2022 sogar nur 205. Die Apothekendichte in Deutschland liegt nun bei lediglich 21 Apotheken pro 100.000 Einwohner, ein Wert, der deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 32 liegt.
Der Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes, Manfred Saar, äußert sich kritisch über die Pläne des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach zur Apothekenreform. Saar befürchtet, dass die Reform das traditionelle System der inhabergeführten Apotheken untergraben und die Qualität der Arzneimittelversorgung erheblich verschlechtern könnte. Er warnt vor einer „Aushöhlung“ des Systems und vor „Scheinapotheken“, in denen keine vollumfängliche pharmazeutische Betreuung mehr gewährleistet ist.
Die Zahlen spiegeln eine tiefere Krise wider. Im Saarland, das traditionell die höchste Apothekendichte im Bundesvergleich aufweist, zeigt der stetige Rückgang der Apothekenzahlen seit 2013, dass strukturelle Probleme bestehen. Die Anzahl der Apotheken hat sich von 324 in 2013 auf nunmehr 259 reduziert. Saar betont die Bedeutung der Apotheken gerade für eine älter werdende Bevölkerung und warnt vor den Konsequenzen der geplanten Gesetzesänderungen, die zu weiteren Schließungen und einer zunehmenden Automatisierung der Versorgung führen könnten.
Ein weiterer Aspekt, der zur Schließung von Apotheken beiträgt, ist die wirtschaftliche Lage. Die Vergütungssituation für Apotheken hat sich seit der letzten Erhöhung des Apothekenhonorars im Jahr 2013 nicht verbessert, während die Inflation und die Betriebskosten erheblich gestiegen sind. Die daraus resultierende finanzielle Drucklage macht die Eröffnung neuer Apotheken zunehmend unattraktiv, besonders für den pharmazeutischen Nachwuchs. Im ersten Halbjahr 2024 gab es bundesweit nur 24 Neueröffnungen, während im Saarland bei 24 Schließungen lediglich drei Neueröffnungen zu verzeichnen waren.
Die dramatische Situation zeigt die Notwendigkeit einer sofortigen Anpassung des Apothekenhonorars an die gestiegenen Kosten und die Inflation, um den Apotheken und ihren Mitarbeitern eine nachhaltige Zukunftsperspektive zu bieten und die patientennahe Versorgung zu sichern.