Im Saarland zeichnet sich eine besorgniserregende Entwicklung ab: Eine Schließungswelle von Apotheken bedroht die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten. Im Jahr 2023 ist eine deutliche Abnahme der Apothekenzahl zu verzeichnen, mit 10 Schließungen und lediglich einer Neueröffnung. Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes, sieht darin eine alarmierende Fortsetzung eines seit fast zwei Jahrzehnten anhaltenden Trends.
Von ehemals 323 Apotheken im Jahr 2013 sank die Zahl bis 2023 auf 273, und für das nächste Jahr wird ein weiterer Rückgang auf 264 erwartet. Saar macht mangelnde Honorarerhöhungen und zunehmende Bürokratie für diese Entwicklung verantwortlich. Er betont, dass die politischen Entscheidungsträger gefordert sind, die Situation zu stabilisieren – ein Appell, der sich auch an die bundespolitische Ebene richtet.
Die Forderungen der Apothekerschaft nach einer Anhebung der Honorare blieben von Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach bisher ungehört. Saar kritisiert die Pläne des Ministers für sogenannte „Scheinapotheken“ scharf: „Apotheken ohne Apotheker:innen, Apotheken ohne Rezepturarbeitsplätze, Apotheken ohne Notdienst läuten das Ende der Apotheke ein, wie wir sie kennen. Gerade in Zeiten von Arzneimittellieferengpässen ist es wichtiger denn je, den Apotheken den Rücken zu stärken. Stattdessen versucht der Minister, an uns ein Exempel zu statuieren.“
Als Zeichen des Protests und um auf die prekäre Lage aufmerksam zu machen, werden im Saarland am 15. November 2023 alle Apotheken geschlossen bleiben, ausgenommen die, die im Notdienst sind. Diese drastische Maßnahme soll die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der wohnortnahen Arzneimittelversorgung lenken und ein Umdenken bei den politischen Entscheidungsträgern bewirken.