Im Vorfeld wurde kritisiert, dass das Historische Museum Saar sieben Monumentalgemälde von Anton von Werner (1843-1915) angekauft hatte. Es wurde argumentiert, die Bilder seien eine kriegsverherrlichende „Feindseligkeit gegen Frankreich“ bzw. „militaristischer Kitsch“.
Namentlich war Anton von Werner weniger bekannt als seine großen Bilder. Er gilt als bedeutendster Maler des Deutschen Kaiserreichs. „Die Kaiserproklamation in Versailles“ nach Ende des Krieges 1970/71 ist sein bekanntestes Werk. Lange unbekannt war der monumentale „Saarbrücker Rathauzyklus“; sieben großformatige Gemälde, die Preußen der Stadt Saarbrücken als Dank für die Hilfe in der Schlacht auf den Spicheren Höhen schenkte. Die bekannteste Helferin war Schulze Kathrin aus Saarbrücken.
Werners großformatige Gemälde waren nahezu fotorealistisch. Deshalb glaubt man auch, dass es sich um tatsächliches Geschehen handelt. Jedes kleinste Detail hat seine Bedeutung, die aber auch verschieden gedeutet werden können. Es hängt von der jeweiligen Betrachtungsweise und dem Blickwinkel ab.
Der Film „Bilder der Macht- der Saarbrücker Rathauszyklus von Anton von Werner“ wurde am 27. April im Saarbrücker Schloss vorgestellt. Es war eine gute Idee vom Historischen Museum Saar (HMS) als Veranstalter, gemeinsam mit dem Saarländischen Rundfunk, diesen Film einer breiten Öffentlichkeit anzubieten. Obwohl bekannt war, dass ein Tag später der Film im SR Fernsehen zu sehen war, kamen viele Menschen um den Film vorab schon zu sehen – nicht nur der freie Eintritts wegen, sondern auch um mit Interessierten zusammen zu kommen.
Dank an Simon Matzerath, Direktor des HMS, der vor einigen Jahren die zusammen gerollten Gemälde kaufte. Vorrangig sollen sie nach heutigen Stand neu bewertet werden. Vorher hatte man kaum etwas von „Saarbrücker Rathauszyklus“ gewusst. Matzerath ist zu verdanken, dass die komplizierte Restauration der Bilder nicht nur im Museum stattfand. Er ließ mit der Filmemacherin Annette Bak die Öffentlichkeit an den Arbeiten teilhaben. Eine gute Idee und auch eine neue Art ein Museum dazustellen.
Zur Einführung hatte Sabine Janowitz, von der Programmgruppe SR Kultur, die Moderation übernommen. Anschließend berichtete die Filmemacherin Annette Bak über Einzelheiten der Entstehung des Films. Als Laie konnte man nur staunen. Nach über 14 Monaten konnte der Film erst fertig gestellt werden. Nicht nur die Pandemie, sondern Unfälle, Lieferschwierigkeiten, Krankheiten und anderes mehr kamen hinzu. Allein die großen Bilder mussten besonders behandelt werden. Restauratorin Katharina Deimel musste auf mehreren Quadratmetern Schimmel beseitigen, Löcher flicken und plötzlich auftretende Falten glätten. Umso mehr freute sich Annette Bak, dass der 45-minütige Film einen guten Abschluss fand und dankte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die gute und erlebnisreiche Zusammenarbeit.
Zum Schluss kam die Expertenrunde zusammen, um mit Annette Bak festzustellen und zu erklären was heute immer aktueller wird: Die Flut von Bildern mit ihren versteckten Botschaften. Was ist Wahrheit? Welche politische Beeinflussung steckt dahinter? Wie wird unsere Gesellschaft beeinflusst? Am Gespräch waren beteiligt: Historiker Paul Burgard (Saarländisches Landesarchiv), Simon Matzerath (HMS), Laurent Thurnherr (Kriegsmuseum 1870 in Gravelotte) und die Historikerin Charlotte Schenique.
Nach der Runde kamen noch interessante Fragen aus dem Publikum an die Experten, die ausgiebig und detailliert beantwortet wurden. Anschließend waren alle Gäste zu einem kleinen Umtrunk und Gesprächen, mit Besichtigung der Live-Restaurierung, im Historischen Museum Saar, eingeladen.
Lothar Ranta