Saarbrücken – Die Zufriedenheit mit der Demokratie in Deutschland ist unter saarländischen Beschäftigten deutlich zurückgegangen. Das geht aus der zweiten repräsentativen Beschäftigtenbefragung der Arbeitskammer des Saarlandes hervor, die im September 2024 durchgeführt wurde – also noch vor dem Bruch der Bundesregierung und der Ankündigung von Neuwahlen. Insgesamt nahmen rund 700 Personen teil, darunter sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigte. Die Ergebnisse gelten als repräsentativ.
Vertrauen in politische Institutionen nimmt ab
Laut der Umfrage äußern fast 60 Prozent der Befragten Unzufriedenheit mit dem Zustand der Demokratie. Im Vergleich zur ersten Erhebung stellt dies einen deutlichen Rückgang des Vertrauens dar. Über drei Viertel der Teilnehmenden geben zudem an, sich um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sorgen.
Breite Zustimmung zur ökologischen Transformation – aber auch Ängste
Zwei Drittel der Befragten erkennen den Klimawandel als ernstes Problem an und halten Veränderungen im eigenen Lebensstil für notwendig. Gleichzeitig bestehen erhebliche Sorgen bezüglich der finanziellen Belastungen durch Klimaschutzmaßnahmen. 67 Prozent befürchten eine Überforderung. Besonders in der Industrie, etwa im Maschinenbau oder der Automobilbranche, äußert rund die Hälfte der Beschäftigten Unsicherheit hinsichtlich ihrer Arbeitsplatzsituation.
Die Geschäftsführerin der Arbeitskammer, Beatrice Zeiger, betont: „Es braucht bessere Kommunikation über geplante Maßnahmen sowie konkrete Hilfen für Beschäftigte. Ohne nachvollziehbare Perspektiven verliert der Wandel an Rückhalt.“
Kritik an mangelnder sozialer Flankierung
Vor dem Hintergrund des geplanten 500-Milliarden-Euro-Investitionsprogramms für Infrastruktur und Klimaschutz erwarten die Befragten konkrete Verbesserungen in zentralen Lebensbereichen. Priorität haben laut Umfrage:
- bezahlbarer Wohnraum,
- eine verlässliche Kinderbetreuung,
- sowie der Zugang zu fachärztlicher und therapeutischer Versorgung.
Kürzungen im Sozialstaat lehnt eine Mehrheit ab. Zeiger warnt: „Wenn die soziale Absicherung untergraben wird, ist auch das Vertrauen in den Wandel gefährdet.“
Hintergrund zur Befragung
Die Beschäftigtenumfrage der Arbeitskammer des Saarlandes wurde wissenschaftlich begleitet und zum zweiten Mal in dieser Form durchgeführt. Ziel war es, ein umfassendes Stimmungsbild zur Lebens- und Arbeitsrealität abhängig Beschäftigter im Saarland zu erhalten. Die erste Befragung hatte bereits 2022 stattgefunden.
Die Ergebnisse der aktuellen Studie unterstreichen nach Angaben der Arbeitskammer die Notwendigkeit eines gesamtgesellschaftlichen Dialogs über demokratische Teilhabe, soziale Sicherheit und die Gestaltung der Transformation.