Am Abend des 8. September 2023 feierte die Architektenkammer des Saarlandes (AKS) mit ihren Kammermitgliedern und geladenen Gästen das 75-jährige Kammerjubiläum im Haus der Architekten. Zuvor lud am Nachmittag die Ministerpräsidentin des Saarlandes Anke Rehlinger anlässlich des Jubiläums zu einem Empfang in der Staatskanzlei ein.
Die AKS ist die älteste aller Architektenkammern in Deutschland und älter als die Bundesrepublik selbst. Der Chef der Staatskanzlei David Lindemann betonte in seiner Rede, die Architektenkammer habe in all diesen Jahren auch der Landesregierung immer mit ihrem Sachverstand zur Verfügung gestanden und so im doppelten Sinne dazu beigetragen, das Land aufzubauen. Auf die Gegenwart bezogen meinte er: „Nie war effizientes und nachhaltiges Bauen von so großer Bedeutung wie heutzutage. Nicht nur einzelne Gebäude, die gesamte Stadtplanung braucht eine Architektur, die klimafreundlich und zugleich klimabeständig ist, die Kommunen und Städte bereichert und lebenswert macht.“ Und weiter: „Die Architektenkammer hat die zahlreichen Aspekte, die funktionale, aber auch ästhetische Architektur ausmacht, immer im Blick behalten. Ich bin sicher, das wird auch in den nächsten 75 Jahren so sein.“
1948 wurde die Architektenkammer des Saarlandes gegründet. „Nun muss man sich vorstellen, in welcher Zeit das war“, stellte Kammerpräsident Alexander Schwehm in seiner Ansprache fest. „Deutschland lag in Trümmern und befand sich im Wiederaufbau, viele Kriegsgefangene wurden noch vermisst und die Entnazifizierung war in vollem Gang.“ Es musste viel gebaut werden – so viel, dass ein baulicher Wildwuchs durch Laien entstand, der kaum noch kontrollierbar war. Daher entstand der Wunsch der saarländischen Architektenschaft, dass die Qualifizierung von Architekturschaffenden überprüft wird. Eine Aufgabe, die die Architektenkammer des Saarlandes auch bis heute wahrnimmt. Damals sei der Wiederaufbau das große Schlagwort gewesen. „Heute leben wir eine Umbaukultur“, leitete der Kammerpräsident zu den heutigen Herausforderungen über.
Der Einfluss Frankreichs auf den teilautonomen Saarstaat zur Zeit der Kammergründung war groß. So musste die Gründung der Architektenkammer des Saarlandes von der französischen Militärverwaltung genehmigt werden – obwohl sie als Körperschaft des öffentlichen Rechts gegründet wurde, nach deutschem Recht. Damit sei die AKS bereits in der Gründung eine europäische Kammer, betonte Schwehm.
Aus diesem Grund richtete auch die Präsidentin des Architects‘ Council of Europe Ruth Schagemann auf der anschließenden Feier in der Architektenkammer ein Grußwort an die Gäste. Schagemann zeigte die europäische Perspektive auf und sprach wie die Redner zuvor eindringlich über den Klimawandel als globale Herausforderung. Europa wolle bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden. Damit sei einer der größten europäischen Transformationsprozesse angestoßen. Die Folge sei eine „Zeitenwende“ im Bausektor. Ihr Blick in die Zukunft: „Danach wird die gebaute Umwelt nicht mehr so sein wie vorher. Die Zukunft des Bauens liegt in der Umbaukultur.“ Sie appellierte an alle Architekturschaffenden: „Heute entsteht die Baukultur von morgen.“
Nach dem offiziellen Teil startete das Fest mit Live-Musik und Street Food in und um das Haus der Architekten am Neumarkt. „Urban Green“ lautete das Motto der Feier. Das Fest setzte somit auch ein Zeichen für eine nachhaltige Architektur und grüne Stadtplanung. Erarbeitet hatte das Konzept der Stadtplaner und Vizepräsident der Kammer, Jens Stahnke. Mit etwas Liebe könne man auch nicht so attraktive urbane Orte zum Leben erwecken, erläuterte Stahnke seine Idee und gab dies den Gästen als Statement mit in den Abend.
Quelle: AKS