Saarbrücken wird 2020 zur Mitmachkommune. Das hat Oberbürgermeister Uwe Conradt am Mittwoch, 8. Januar, beim Neujahrsempfang der Landeshauptstadt angekündigt. Er lud die Bürgerinnen und Bürger dazu ein, die Entwicklung Saarbrückens aktiv mitzugestalten. „Die Bürgerinnen und Bürger sind die Stadt. Wir werden 2020 einen Perspektivwechsel vollziehen: Saarbrücken wird zur Mitmachkommune. In mindestens elf Zukunftswerkstätten wollen wir von den Menschen hören, was sie sich wünschen und wie sie sich unsere Stadt in zehn Jahren vorstellen. Die Ergebnisse werden eine Grundlage unserer Arbeit sein“, sagte der Oberbürgermeister vor 2700 Gästen im E-Werk auf den Saarterrassen, darunter zahlreiche Ehrenamtliche sowie Vertreter aus Politik und Gesellschaft.
Uwe Conradt: „Unsere Stadt hat enormes Potenzial. Wenn wir dieses nutzen, kann Saarbrücken in den nächsten zehn Jahren zu einer echten Zukunftsstadt werden: zu einer innovativen Gründerstadt, in der Nachhaltigkeit und wirtschaftliches Wachstum im Gleichklang stattfinden. Wir wollen das urbane und kreative Saarbrücken stärker sichtbar machen, Vorreiter in der Verkehrswende werden und Saarbrücken zur Smart City entwickeln. Mit unseren Hochschulen und herausragenden Forschungsinstituten wie etwa dem CISPA oder DFKI sind die Voraussetzungen sehr gut. Ich möchte in zehn Jahren in einer Stadt leben, die dank ihrer Dynamik und Modernität Menschen anlockt und Entwicklungsmotor einer ganzen Region ist. Das gelingt aber nur, wenn sich möglichst viele mit ihren Ideen und ihrem Engagement einbringen. Und wenn wir alle anfangen, unsere Stadt und unsere Region selbstbewusst nach außen zu vertreten.“
Saarbrücken wieder einen
Conradt wolle die Zukunftswerkstätten auch dazu nutzen, Saarbrücken wieder zu einen: „Es gibt gerade in den äußeren Stadtteilen viele Menschen, die sich vergessen fühlen vom Rathaus. Das will ich ändern. Wir sind eine Stadt: Ensheim, Dudweiler und Herrensohr gehören genauso zu Saarbrücken wie die Bahnhofstraße oder der St. Johanner Markt.“
Die Zukunftswerkstätten werden ein bestimmtes Thema oder einen Stadtteil in den Fokus nehmen. Conradt: „Wir werden im März starten. Dann werden wir über das Städtebauprojekt zur neuen Cultur+Congress City sprechen. Das vom Bund geförderte Modellvorhaben wird dem gesamten Saarland einen Zukunftsimpuls geben.“ Ein neues Kultur-, Kongress- und Messe-Zentrum an der heutigen Congresshalle steht im Zentrum des Vorhabens, das 21 Teilprojekte umfasst und auch Alt-Saarbrücken als wichtigen Hochschul- und Ausbildungsstandort aufwerten soll. „Ebenfalls noch im März nehmen wir den ersten Stadtteil in den Blick: Ensheim. Was wünschen sich die Ensheimer für ihren Stadtteil? Welches konkrete Projekt kann dem Stadtteil helfen? Um diese und weitere Fragen wird es gehen“, erklärte der Oberbürgermeister. Zu den einzelnen Werkstätten werde die Stadt breit einladen.
Verkehrswende meistern, Angebote schaffen: Erste Fahrradstraßen kommen 2020
Uwe Conradt: „Wir brauchen einen größtmöglichen Konsens in der Gesellschaft, wenn wir den notwendigen Wandel gestalten möchten. Die Verkehrswende zum Beispiel wird nur dann gelingen, wenn wir die Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger deutlich verbessern. Daran werden wir arbeiten. Die Planungen zu den ersten Fahrradstraßen laufen – wir werden sie in diesem Jahr einrichten. Unser ÖPNV muss einfacher und günstiger werden.“ Die Wende werde aber nicht gelingen, wenn Autos verteufelt werden, ohne echte Alternativen zu bieten.
„Auch Maßnahmen zum wichtigen Klimaschutz werden nur dann akzeptiert, wenn sie sozial gerecht sind und nicht zu Lasten derer gehen, die ohnehin schon wenig im Geldbeutel haben. Er wird nicht gelingen, wenn nachhaltig wirtschaftende Unternehmen behindert und Arbeitsplätze gefährdet werden. Eine Erweiterung der Firma Woll in Gersweiler beispielsweise wird dringend benötigt. Nur ein wirtschaftlich starkes Saarbrücken kann im Zusammenspiel mit guten Bildungsangeboten auch die großen sozialen Herausforderungen wie die Armut in unserer Stadt meistern“, sagte Conradt bei dem Empfang, der auch dazu genutzt wurde, Spenden für soziale Projekte zu sammeln.
Die Herausforderungen unserer Zeit seien auch eine Chance. „Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Digitalisierung und Klimawandel verändern unser Leben rasant und grundlegend. Wer die daraus resultierenden Aufgaben annimmt, der kann als Gewinner aus dem Umbruch hervorgehen“, sagte der Oberbürgermeister, „wer etwa das Klima schützt, der tut auch etwas für die Lebensqualität der Menschen und steigert die Attraktivität einer Stadt.“
Conradt setze auf einen ergebnisorientierten Dialog mit den Menschen. „Ich möchte einen Schwerpunkt auf Themen und Projekte legen, die wir gemeinsam mit den Bürgern auch umsetzen können.“ Wichtig sei auch, offen die Grenzen des Möglichen und Machbaren aufzuzeigen. Conradt: „Wir können den Stadtverkehr optimieren, das liegt in unserer Hand. Bei rund 140.000 Menschen, die täglich aus dem Umfeld nach Saarbrücken kommen, wird aber schnell klar, dass wir beim Thema ÖPNV nicht an der Stadtgrenze halt machen können. Hier brauchen wir für das Saarland eine gemeinsame Strategie. Das ist für mich eine ganz wichtige Aufgabe, die wir nur partnerschaftlich mit dem Land und den Kommunen unserer Großregion lösen können.“
Conradt betonte, dass eine Stadt auf die Kreativität und das Engagement ihrer Bürger angewiesen sei, um voranzukommen. Am Neujahrsempfang selbst hatten die Bürgerinnen und Bürger schon die erste Gelegenheit, ihre Wünsche per Fotobox zu dokumentieren oder ein von einem Künstler vor Ort live gestalteten Bild der Zukunftsstadt mitzugestalten. Der Oberbürgermeister abschließend: „Machen wir uns 2020 auf zur Zukunftsstadt Saarbrücken: Sei dabei!“
Weitere Infos: www.saarbruecken.de/ichbindabeisb.