Großer Bahnhof in der „heimlichen Hauptstadt des Saarlandes: Außenminister Heiko Maas besuchte das Saarland, um sich im Impfzentrum seiner Heimatstadt Saarlouis über die Abläufe, die Organisation und eventuelle Probleme vor Ort zu informieren.
Um das Impfzentrum West aufzubauen hatte das Team aus Landkreis und Rotem Kreuz wenig mehr als einen Monat Zeit. Am 17.11. wurde das Impfkonzept des Gesundheitsministeriums vorgestellt, am 27.12. erfolgten die ersten Impfungen.
Heiko Maas, Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger und Landrat Patrik Lauer durchliefen alle Stationen vom Wartebereich über die Impfkabinen bis zum Ausgang. Auch für die Nachverfolgung, die im oberen Geschoss des Industriegebäudes in der Fasanenallee Platz fand, interessierte sich der Außenminister.
Weil der Impfstoff fehlt liegt die gegenwärtige Auslastung in Saarlouis bei 25 bis 30 Prozent. Ausgelegt ist man auf 1.000 Patienten pro Tag, die von insgesamt 44 Personen im Einschichtbetrieb versorgt werden. Hinzu kommen zwei mobile Teams, die vorwiegend Altenheime versorgen und interessante Einblicke in ihre Arbeit gaben. Nur wenige Bewohner seien gegen die Impfung und diejenigen, die sich zuerst dagegen ausgesprochen hätten, kämen oft im Nachhinein doch noch zur Impfung. Komplikationen seien bisher keine aufgetreten.
Auch vom kostbaren Impfstoff wurde noch keine einzige Dosis „verschwendet“, so Dr. Jan Berner, der leitende Arzt des Zentrums. Sollte etwas übrigbleiben, so werde der ZRF (Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung) benachrichtigt, die dann Rettungssanitäter schicken, welche in die Priorisierungsgruppe 1 fallen. So wird auch diese Gruppe nach und nach durchgeimpft.
Bei der Nachverfolgung spielt die Bundeswehr eine wichtige Rolle. Soldatinnen und Soldaten aus der nahen Kaserne werden in allen Bereichen eingesetzt: bei der Kontaktierung, der Anweisung von Quarantäne und auch der Kontaktverfolgung. Erstaunliches hatte Henning Adam, der Leiter des Gesundheitsamtes Saarlouis, zu berichten: Die Nachverfolgung bei einer Inzidenz von 50 sei „überhaupt kein Problem“. Er habe Kapazitäten, um auch Zahlen von 150 und mehr nachzuvollziehen.
Sorge bereitet dem Landrat dabei, dass die Bundeskanzlerin die Software vereinheitlichen möchten und bundesweit das Produkt SORMAS (Surveillance, Outbreak Response Management and Analysis System) vorschreiben möchte. Das wäre zu einer Zeit, in der wenig los sei, kein Problem. Aber im Moment, wo alles gut laufe und die Kapazitäten knapp seien, wäre die Umstellung schlicht nicht machbar. „Da wird sich am Ende die Macht des Faktischen durchsetzen“ beruhigte Außenminister Maas seinen Parteikollegen.
Der musste sich während des Rundgangs noch wehren, weil ihm von Anke Rehlinger und Heiko Maas vorgeworfen wurde, er habe ein Vorfall inszeniert. Gerade als die Besuchergruppe um den Minister die Wartezone zwei und den nahen Ausgang ansteuerte, sprach ihn die Tochter einer frisch geimpften älteren Dame an. „Ich komme aus Baden-Württemberg. Da läuft es längst nicht so gut wie hier in Saarlouis“ lobte sie die Organisation. Das freute den Landrat natürlich, der mit seinem Team eine sehr gute Figur abgab.