Das Stadtarchiv präsentiert von Freitag, 13. April, bis Freitag, 29. Juni, eine von ihm konzipierte Ausstellung zur Geschichte der Französischen Woche in Saarbrücken und im Saarland. Die Vortragsreihe „Macrons neues Frankreich – Hintergründe, Reformansätze und deutsch-französische Perspektiven“ begleitet die Ausstellung.
Die Französische Woche fand erstmals im April 1960 statt und sollte den Absatz französischer Produkte im Saarland fördern. Initiator war der Französische Generalkonsul. Rasch wurde sie zu einem Event im saarländischen Veranstaltungskalender und zauberte jedes Frühjahr ein „Schaufenster Frankreichs“ in den saarländischen Alltag. Die Schaufenster standen im Zeichen des Eiffelturms und waren mit der Trikolore geschmückt. Die Geschäfte verkauften Lose und es winkten attraktive Preise wie Autos, Frankreichreisen und Präsentkörbe gefüllt mit Champagner und Bordeaux-Weinen.
Die Ausstellung beschreibt die Entwicklung der Französischen Woche in Saarbrücken und im Saarland mit einer Vielzahl von Fotos, Plakaten und Werbematerialien sowie umfangreichem Filmmaterial aus den Archiven des Saarländischen Rundfunks.
Anziehende Plakate verhalfen der Französischen Woche zum Erfolg
Zum Erfolg der Französischen Woche trug auch die kreativ und professionell gestaltete Werbung bei. Der von Robert Stigulinszky gestaltete Zöllner, der sämtliche Plakate bis 1969 schmückte, wurde geradezu legendär. Die Botschaft „Zollfrei“ brachte den Zweck der Französischen Woche auf den Punkt. Mit dem Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik blieb der zollfreie Handel zwischen Frankreich und dem Saarland bestehen. Die in der Autonomiezeit aufgebauten Geschäftsbeziehungen nach Frankreich sollten zum Wohle der Saarwirtschaft erhalten werden. Zugleich sollte die Saar als Testmarkt für die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) dienen, deren Mitgliedstaaten vereinbart hatten, ihre Zölle bis 1969 abzubauen. Für den deutsch-französischen Handel bestand im Saarland damit bereits seit 1957 diese Zollfreiheit. Der zollfreie Warenverkehr lebte aber von der Gegenseitigkeit. Wenn die Saarländer weniger französische Lebensmittel und Autos kauften, dann konnten sie auch weniger zollfrei ihre Waren nach Frankreich exportieren. Als nach der wirtschaftlichen Rückgliederung des Saarlandes, dem sogenannten Tag ‚X‘ (6. Juli 1959), die Saarländer französische Waren links liegen ließen, schädigten sie die Interessen der Saarwirtschaft, da diese weniger Waren zollfrei nach Frankreich verkaufen konnte. Die Französische Woche stoppte diesen Trend. Insbesondere Autos, hochwertige Lebensmittel und Textilien aus Frankreich finden im Saarland teilweise sogar bis heute weit größeren Absatz als in anderen Bundesländern. Frankreich war wiederum für Kohle, Hütten und den Anlagenbau ein wertvoller Absatzmarkt für die Saarwirtschaft.
Die Französische Woche war aber von Anfang an mehr als nur eine Verkaufsschau für französische Autos und Lebensmittel: Sie war in ihrer Regelmäßigkeit ein Ereignis im saarländischen Frühjahr, das den Saarländern französische Urlaubsziele und Landschaften ebenso näher brachte wie französisches Kino, Kunst und Kultur mit Bilderausstellungen, Chansons-Abenden, Kammerkonzerten und Straßentheater.
Als die Zollfreiheit im EWG-Raum Ende 1969 Realität wurde, kriselte die Französische Woche kurzfristig, um dann ab 1971 noch attraktiver zu werden. Der Saarländische Rundfunk wurde nun zusammen mit dem Generalkonsulat zum Hauptorganisator. Nach wie vor gab es Wein- und Käseverkostungen, Kultur und Informationen über den französischen Nachbarn gewannen aber einen noch größeren Stellenwert mit einer Vielzahl von Sendungen über Frankreich im Hörfunk und SR-Fernsehen. Bis weit in die 1980er Jahre trug so die Französische Woche dazu bei, das Wissen der Saarländer über Frankreich zu fördern und eine Frankreich-Kompetenz der Saarländer zu entwickeln. Ab den 1990er Jahren gab es immer wieder Französische Wochen, die vom saarländischen Einzelhandel initiiert wurden und Saarbrücken organisierte im Mai 1998 einen französischen Mai.
Vortragsreihe „Macrons neues Frankreich“ begleitet die Ausstellung ab 12. April
Begleitet wird die Ausstellung von einer in Kooperation mit dem Frankreich-Zentrum der Universität des Saarlandes organisierten Vortragsreihe. Sie trägt den Titel „Macrons neues Frankreich – Hintergründe, Reformansätze und deutsch-französische Perspektiven“.
Anlässlich der Ausstellungseröffnung am Donnerstag, 12. April, 18 Uhr, startet die Reihe mit einem Vortrag von Dr. Eileen Keller vom Deutsch-Französischen Institut in Ludwigsburg. Sie spricht über das politische System und die politische Kultur in Frankreich: auf dem Weg zu neuen Konturen.
An den folgenden Donnerstagen bis zum 28. Juni (außer an Feiertagen) finden immer um 18 Uhr weitere Vorträge statt, für die Spezialisten aus Deutschland und Frankreich gewonnen werden konnten. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei, um Voranmeldung per E-Mail anstadtarchiv@saarbruecken.de wird gebeten.
Öffnungszeiten der Ausstellung: Dienstag 9 bis 17 Uhr, Donnerstag 9 bis 18 Uhr und Freitag 9 bis 13 Uhr. Für Gruppen sind nach Vereinbarung Sondertermine möglich.
Weitere Informationen zum Stadtarchiv, Deutschherrnstraße 1, 66117 Saarbrücken, gibt es im Internet unter www.saarbruecken.de/stadtarchiv.