Saarbrücken. Die Arbeiterwohlfahrt Saarland (AWO) ist ein großer Anbieter von Einsatzstellen für Menschen, die einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) oder ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) machen. Dabei verzeichnet die AWO allerdings einen erschreckenden Rückgang an Bewerberinnen und Bewerbern: „Wir hatten 2018 in den Diensten der AWO ein gutes Drittel mehr Freiwillige als heute. Dabei ist der Rückgang in der Altenpflege am gravierendsten“, sagt Landesgeschäftsführer Jürgen Nieser.
„Wir haben uns von den Einbrüchen aus der Corona-Pandemie noch nicht erholt. Wir registrieren noch immer keinen Anstieg. Eine erhoffte Entspannung erkennen wir nicht“, beklagt Nieser und weist dabei auch auf strukturelle Probleme hin. Um das Freiwillige Soziale Jahr attraktiver zu machen, hätte er zwei konkrete Wünsche an die Saarländische Landesregierung.
Zum einen sei es für junge Menschen, die nach dem FSJ studieren wollen oft hilfreich, wenn ihr Freiwilligendienst anerkannt würde, sei es beim Numerus Clausus oder als Praktikumsphase. Hier habe jede Hochschule eine Autonomie und könne selbst festlegen, ob und wie ein FSJ Anerkennung finde. „Natürlich will die AWO nicht in die Souveränität der Hochschulen eingreifen. Unser Vorschlag wäre aber ein Runde Tisch mit dem Wissenschaftsminister und eine interne Einigung unter den Hochschulen auf eine bestimmte Wertigkeit und Anerkennung des Freiwilligendienste“, so Nieser.
In die Autonomie der Landesregierung falle ein weiterer Aspekt. So regele eine Verordnung des Landes über die Ausbildung und Prüfung an Akademien für Erzieherinnen und Erzieher an Fachschulen für Sozialpädagogik (APO-FSP), dass es den Schulen freistehe, ein FSJ als Vorpraktikum anzuerkennen, wenn es in einer fachbezogenen Einrichtung abgeleistet wurde. Hier wünscht sich die AWO eine einheitliche Handhabung der „Kann-Vorschrift“ und dem Ermessen der Schulen. Wer ein FSJ beginne, könne sich nämlich nicht darauf verlassen, dass es überhaupt eine Anerkennung gibt. Die Praxis zeige hier große Unterschiede zwischen den Fachschulen. „Wir wünschen uns, dass es eine verbindliche Anerkennung gibt. Wer ein FSJ beispielsweise in der Jugendhilfe macht, soll anschließend nicht nochmal ein volles Praktikumsjahr beginnen müssen, dass Voraussetzung für den Schulbeginn ist“, fordertNieser. Das sei am Ende auch hilfreich, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, denn durch die Anerkennung könnten die Auszubildenden ihre Abschlüsse schneller erreichen. Dieses Problem könne die Landesregierung durch eine leichte Anpassung der Verordnung regeln und so die Nachwuchsgewinnung fördern.
Quelle: AWO