Saarbrücken, 25. September 2019 – In fast keinem anderen Bundesland gehen weniger Menschen zur Zahnvorsorge als im Saarland. Das zeigt der BARMER-Zahngesundheitsatlas, für den Wissenschaftler der Technischen Universität Dresden zusammen mit dem Datenanalyse-Unternehmen AGENON Daten aus dem Jahr 2017 ausgewertet haben. „Der regelmäßige Zahnarztbesuch fördert die Zahngesundheit und senkt die Kosten für den Eigenanteil zum Zahnersatz. Besonders Eltern tragen eine große Verantwortung für die Zahnpflege ihrer Kinder“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Dieser Verantwortung würden Eltern im Saarland aber unzureichend nachgekommen.
Laut Zahngesundheitsatlas hat nur knapp jeder zweite Saarländer (46,9 Prozent) im Jahr 2017 seinen Zahnarzt zur Zahnvorsorge aufgesucht. Das Saarland liegt damit unter dem Bundesdurchschnitt (51,4 Prozent) und weit hinter Spitzenreiter Thüringen, wo sechs von zehn Menschen (60,2 Prozent) beim Zahnarzt zwecks Zahnprophylaxe vorstellig wurden. Noch seltener zur Zahnvorsorge gingen nur die Bremer und Niedersachsen. Insgesamt haben fast zwei Drittel der Saarländer (65,2 Prozent) im Jahr 2017 einen Zahnarzt aufgesucht (Bund: 71,5 Prozent).
Eltern im Saarland bringen ihre Kinder zu selten zum Zahnarzt
Besonders saarländische Kinder und Jugendliche sehen ihren Zahnarzt zu selten. So wurde nur etwas mehr als jedes vierte Kind zwischen zweieinhalb und fünf Jahren (27,7 Prozent, Bund: 35,9 Prozent) beim Zahnarzt für die vorgesehene Früherkennungsuntersuchung vorstellig. Kleis erklärt: „Ziel der Untersuchung ist eine frühzeitige Erkennung von Erkrankungen und Entwicklungsstörungen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich. Zudem soll sie ein Bewusstsein für Zahnpflege und zahngesunde Ernährung bei Eltern und Kindern fördern.“ Die gesetzlichen Krankenkassen tragen bei Kindern zwischen zweieinhalb und fünf Jahren die Kosten für maximal drei Früherkennungsuntersuchungen im Abstand von mindestens zwölf Monaten.
Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 17 Jahren sollten sich zweimal jährlich zahnärztlich untersuchen lassen. Diese sogenannte Individualprophylaxe erhielten aber laut Zahngesundheitsatlas nur 56,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Saarland (Bund: 65,9 Prozent). „Bei der Individualprophylaxe überprüft der Zahnarzt den Mundhygienestatus und den Zustand des Zahnfleischs. Zudem informiert er über eine zahngesunde Ernährung und schützt den Zahnschmelz mit einer lokalen Fluoridierung“, erläutert Kleis.
Saarländer geben viel Geld für Zahnersatz aus
Ein weiteres Indiz für die mangelnde Zahnvorsorge der Saarländer liefern Daten zum Zahnbonusheft. Ein zehn Jahre lückenlos vom Zahnarzt ausgefülltes Bonusheft belohnen die gesetzlichen Krankenkassen mit einem um 30 Prozent erhöhten Festzuschuss zum Zahnersatz. Allerdings konnten nur 41,7 Prozent der Menschen im Saarland bei ihrem Zahnarzt den 30-prozentigen Extrabonus einsetzen. Das ist der niedrigste Wert im Vergleich aller Bundesländer (Bund: 51,4 Prozent). Den höchsten Wert erreichte Sachsen, wo 69,0 Prozent der Menschen den maximalen Bonus geltend machten.
Dabei würde sich der regelmäßige Zahnarztbesuch für die Menschen im Saarland lohnen. Der durchschnittliche Eigenanteil für den Zahnersatz in dem Bundesland lag je Versichertem bei 796,96 Euro. Das war zwar weniger als im Bundesdurchschnitt (879,36 Euro), aber deutlich mehr als im günstigsten Bundesland Sachsen-Anhalt (628,23 Euro). Kleis sagt: „Der niedrigere Eigenanteil für Zahnersatz könnte darin begründet sein, dass für viele Versicherte ästhetische Aspekte und Tragekomfort weniger im Vordergrund stehen und daher seltener der aufwändigere Zahnersatz gewählt wird, der teurer ist als die Regelversorgung.“