Zu den größten Herausforderungen unserer Gesellschaft zählt neben dem Klimawandel ganz sicher der demografische Wandel. Während Erstere inzwischen beherzt mit ambitionierten Zielen und strengen Vorgaben begegnet wird, schiebt die Politik seit Jahren die Anpassung unserer sozialen Sicherungssysteme an den demografischen Wandel vor sich her oder rudert in Teilen sogar zurück. Das gilt insbesondere für die Basis unserer Altersversorgung, die gesetzliche Rentenversicherung. Eine solche Politik aber ist teuer und gefährlich. Teuer, weil der Bund bereits heute mehr als 100 Milliarden Euro aus Steuermitteln zur Rentenkasse zuschießen muss, damit diese ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann. Gefährlich, weil Anpassungen des Rentensystems in der Regel mehrere Jahre erfordern. Nicht zuletzt, um soziale Ungerechtigkeiten durch abrupte Systembrüche zu vermeiden. Dabei drängt die Zeit. Denn die Babyboomer – die letzte Kohorte vor dem starken Geburteneinbruch ab 1965 – gehen in den kommenden Jahren nach und nach in Rente. Spätestens ab 2030 werden dann beschleunigt immer mehr Leistungsbezieher einer sinkenden Zahl von Beitrags- und Steuerzahlern gegenüberstehen und das System droht unweigerlich zu kippen. Neben der Demografie beeinflussen aber auch sozialpolitische Maßnahmen die Finanzen der Rentenversicherung. In den letzten Jahren wurden deren Leistungen mehrfach deutlich ausgeweitet, wie etwa durch die Erweiterungen der Mütterrente, die Rente mit 63, Reformen der Erwerbsminderungsrente, die doppelte Haltelinie, die Grundrente sowie die Aussetzung des 2008 eingeführten Nachholfaktors. Mit allen diesen gut gemeinten Maßnahmen wurden der Kreis der Leistungsempfänger sowie individuelle Ansprüche von Begünstigten spürbar ausgeweitet. Zusätzlich zu den alterungsbedingten Kosten wurden damit die Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung gesteigert und ihr finanzielles Fundament weiter ausgehöhlt. Die Herausforderung ist also gewaltig und es stellt sich die Frage, wie die Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung nachhaltig und im Sinne eines fairen Generationenvertrags zu gestalten ist? Um dies mit Ihnen zu diskutieren haben wir den wohl renommiertesten deutschen Rentenexperten eingeladen: den Professor für Finanzwissenschaft und Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen. Im Gespräch mit Stefan Wolff, bekannt aus „Börse vor acht“ und „wolffs wirtschaft“, werden die Entwicklung der Bevölkerungspyramide und die Folgen für die sozialen Sicherungssysteme näher unter die Lupe genommen und Lösungsansätze für einen fairen Generationenvertrag gesucht. |
Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen (geb. 1957, verh., drei Kinder) ist Professor für Finanzwissenschaft und Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und war Prof. II an der Universität Bergen, Norwegen (1994-2019). Er studierte in Kiel, Berlin und Aarhus (Dänemark) Volkswirtschaftslehre und promovierte bzw. habilitierte sich in diesem Fach an der Universität Kiel. Zahlreiche Auslandsaufenthalte führten ihn u.a. in die USA aber auch immer wieder in die skandinavischen Länder. Neben seiner Mitwirkung an internationalen Forschungsprojekten beteiligt er sich – zum Beispiel als Mitglied der Rürup-Kommission, der Kommission Steuergesetzbuch oder als Vorstand der Stiftung Marktwirtschaft – an Fragen der praktischen Sozialpolitik Seine Forschungsinteressen liegen in den Bereichen der Sozial- und Steuerpolitik, insbesondere der Alterssicherung, Gesundheitsökonomie und Pflegevorsorge. >> weitere Informationen Moderation: Stefan Wolff Stefan Wolff, arbeitet als Finanz- und Wirtschaftsjournalist in Frankfurt. Für die ARD berichtet er vom Frankfurter Börsenparkett, unter anderem für das Morgenmagazin, das Mittagsmagazin, die Tagesschau und die Sendung „Börse vor Acht“. Ansonsten ist Wolff als Kolumnist, Kommentator, Vortragsredner und als Moderator von Veranstaltungen gefragt. Quelle: Villa Lessing |