Am gestrigen Abend trafen sich Vertreter der Stadt Sulzbach, darunter Bürgermeister Michael Adam, Klimaschutzmanager Jan Henning, und weitere Fachleute, um gemeinsam mit Bürgern mögliche Flächen für Windkraftanlagen zu besichtigen. Die Veranstaltung stieß auf reges Interesse und sorgte von Beginn an für kontroverse Diskussionen, insbesondere hinsichtlich der Umweltverträglichkeit der geplanten Projekte.
Die Besichtigung begann mit einer Fläche hinter den Gebäuden der Firma Hydac im Industriegebiet von Neuweiler, welche links und rechts des Waldweges entlang des Bergrückens liegt. Der Sulzbacher Klimaschutzmanager Jan Henning erklärte, dass die etwa 0,8 Hektar große Fläche nach aktuellen gesetzlichen Vorgaben möglicherweise für den Bau einer Windkraftanlage genutzt werden könnte.
Bürgermeister Michael Adam betonte während der Besichtigung, dass seine Aufgabe vor allem darin bestehe, die Bürger zu informieren und den Dialog zu fördern. Er erklärte, dass die Entscheidung über den Bau von Windkraftanlagen letztlich im Stadtrat getroffen werde und dass es wichtig sei, die Meinungen der Bevölkerung in diesen Entscheidungsprozess einzubeziehen. Adam hob hervor, dass er als Bürgermeister nicht pro oder kontra Windkraftanlagen Stellung beziehen wolle, sondern vielmehr als Vermittler zwischen den Bürgern und den zuständigen Gremien agiere.
Diese Haltung stieß jedoch bei einigen Teilnehmern auf Kritik. Eine Bürgerin forderte von Adam eine klare Position und betonte, dass es wichtig sei, auch über die negativen Seiten der Windkraft offen zu sprechen. Sie äußerte die Befürchtung, dass finanzielle Anreize, wie die sogenannte Akzeptanzabgabe, die Entscheidungsfindung beeinflussen könnten. Adam verteidigte die Notwendigkeit der sachlichen Information und wies darauf hin, dass die Stadtverwaltung eine neutrale Rolle in diesem Prozess spiele.
Zum Abschluss der Besichtigung verwies Bürgermeister Adam auf die geplante Bürgerversammlung am 25. September im Vereinsheim des SV Schnappach, die dazu dienen soll, alle Fakten auf den Tisch zu legen und die unterschiedlichen Meinungen zu hören. Adam machte jedoch auch deutlich, dass die letztendliche Entscheidung in den Gremien getroffen werde.
Hintergrund:
Während der Besichtigung möglicher Standorte für Windkraftanlagen in Sulzbach erläuterte Peter Berwanger, zuständig für Liegenschaften, Erneuerbare Energien und Vergabe beim Saarforst, ausführlich den komplexen Prozess, der zur Errichtung eines Windrads notwendig ist.
Berwanger erklärte, dass der erste Schritt die Identifikation geeigneter Flächen ist, was in diesem Fall durch das Fraunhofer-Institut im Auftrag des Saarlands durchgeführt wurde. Diese Potenzialflächen werden auf Basis verschiedener Kriterien, wie beispielsweise Windhöffigkeit und gesetzliche Ausschlusskriterien, festgelegt. Zu diesen Ausschlusskriterien gehören unter anderem Naturschutzgebiete, Einflugschneisen von Flughäfen und bestimmte Mindestabstände zu Wohngebieten.
Sobald eine Potenzialfläche identifiziert ist, beginnt der eigentliche Planungsprozess. Hierbei spielt der Regionalverband eine zentrale Rolle, da er den Flächennutzungsplan erstellt und prüft, ob die jeweilige Fläche tatsächlich für die Errichtung von Windkraftanlagen geeignet ist. In diesem Zusammenhang werden auch gesetzliche Vorgaben, wie die Abstände zwischen den Anlagen und mögliche Umweltauswirkungen, berücksichtigt.
Wenn eine Fläche als geeignet eingestuft wird, schließt der Saarforst als Eigentümer der Fläche einen Vertrag mit einem Projektentwickler ab. Dieser Vertrag legt fest, dass der Projektentwickler die erforderlichen Genehmigungen einholt. Der Projektentwickler wendet sich dann an das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz, das als Genehmigungsbehörde fungiert. In diesem Schritt wird unter anderem geprüft, wie die notwendige Infrastruktur für die Errichtung des Windrads geschaffen werden kann, zum Beispiel der Bau von Zufahrtswegen.
Berwanger betonte, dass der Zugang zur Fläche eine entscheidende Rolle spielt. Sollte die Genehmigungsbehörde feststellen, dass der Zugang zur Fläche problematisch ist, könnte dies das gesamte Projekt gefährden und die Fläche würde als Standort für ein Windrad ausscheiden.
Im weiteren Verlauf des Prozesses sind auch Umweltaspekte von großer Bedeutung. Die Genehmigungsbehörde prüft, ob das geplante Windrad negative Auswirkungen auf die Umgebung hat, zum Beispiel durch Lärmbelästigung oder Beeinträchtigung von Tierarten. Wenn alle Genehmigungen vorliegen und keine weiteren Hindernisse bestehen, kann die Errichtung der Windkraftanlage schließlich beginnen.
Peter Berwanger machte deutlich, dass viele Faktoren in diesem Prozess berücksichtigt werden müssen und dass eine Vielzahl von Projekten bereits daran gescheitert ist, dass bestimmte Bedingungen nicht erfüllt werden konnten, insbesondere der Zugang zu den Flächen oder gesetzliche Auflagen.