Welchen Einfluss hat die türkische Religionsbehörde auf Schulkinder in Rheinland-Pfalz und im Saarland?
Ende April bzw. Anfang Mai 2020 richtete der Humanistische Verband Deutschlands, Landesverband Rheinland-Pfalz/Saarland e.V. (HVD RLP/Saar) Anfragen an die Bildungsministerien beider Länder zum Stand der Zusammenarbeit mit dem Moscheeverband DITIB bei der Durchführung des Islamunterrichts. Antworten der Bildungsministerinnen Dr. Stefanie Hubig (Rheinland-Pfalz) und Christine Streichert-Clivot (Saarland) blieben trotz Nachfragen bislang aus.
Anlass der Anfragen des HVD RLP/Saar waren die international kritisierten, homophoben und verschwörungstheoretischen Thesen des Präsidenten der türkischen Religionsbehörde Diyanet, Ali Erbas. Er hatte diese in einer Predigt zum Beginn des Ramadan im Beisein und mit Zustimmung des türkischen Staatspräsidenten vorgetragen. Erbas ist unter anderem Vorgesetzter von ca. 1.000 für den Moscheeverband DITIB in Deutschland tätigen Imamen.
Nun offenbarte Erbas erneut seine fundamentalistische Haltung: Bei seiner ersten Freitagspredigt in der zur Moschee umgewidmeten Hagia Sophia betrat er in der Pose eines Eroberers die Gebetskanzel mit erhobenem Schwert. Das zeigt: Die türkische Religionsbehörde steht für einen politisierten Islam, der den Respekt vor Kulturgütern der Menschheit den eigenen Zielen unterordnet. Eine Bereitschaft zur gleichberechtigten Zusammenarbeit mit anderen Weltanschauungen und Religionen kann der HVD RLP/Saar nicht erkennen.
Wegen solcher Positionen und Vorkommnisse haben mehrere Bundesländer ihre Zusammenarbeit mit dem Moscheeverband DITIB bereits stark eingeschränkt oder ganz beendet. „Mit großer Sorge wurde auf der Mitgliederversammlung des HVD RLP/Saar Anfang August festgestellt, dass in Rheinland-Pfalz und im Saarland trotz unserer Anfragen keine Transparenz in Bezug auf die Zusammenarbeit unserer Landesregierungen mit DITIB zu erkennen ist“, so die Vorsitzende Hedwig Toth-Schmitz. Solange die Ministerinnen schweigen, muss der HVD RLP/Saar befürchten, dass Kinder in staatlichen Schulen auch im Schuljahr 2020/21 dem Einfluss der türkischen Religionsbehörde ausgesetzt sind, deren Ideologie im Widerspruch steht zu den Werten unserer freiheitlichen Grundordnung. „Wir fordern hier Aufklärung“, so die Mitglieder.
Quellen:
[1] Anfrage an Ministerin Christine Streichert-Clivot (Saarland) vom 30.04.2020
[2] Anfrage an Ministerin Dr. Stefanie Hubig (Rheinland-Pfalz) vom 11.05.2020