saarnews: Guten Tag Herr Mann! Vor einem Jahr starteten quasi übergangslos aus dem aktiven Sport in die Führung eines Profivereins. Plötzlich waren Sie der Chef von Leuten – wie Sven Sökler – mit denen Sie ja teilweise sogar noch zusammengespielt hatten. Wie kam es eigentlich dazu und wie haben Sie sich zurechtgefunden? Sie waren ja eigentlich ein Neuling in dem Geschäft.
Marcus Mann: Guten Tag. Nachdem beim FCS die Jahre zuvor weniger erfolgreich waren, entschied der Verein einen Schnitt zu machen und kam auf mich zu, ob ich mir eine Rückkehr in anderer Funktion vorstellen könnte. Lange überlegen musste ich damals nicht und habe wenige Tage später direkt begonnen. Den mir bereits bekannten Spielern gegenüber war es mir wichtig natürlich zu bleiben, aber trotzdem eine gewisse Distanz zu bewahren. Einige Dinge waren sicherlich neu und die man auch erst im Alltag kennenlernt. Aber im Allgemeinen war ich nicht schlecht vorbereitet, da ich mich auch in meiner Zeit als Spieler, besonders in Hoffenheim, schon länger auf die Zeit nach dem aktiven Fussball vorbereitet hatte.
saarnews: Ihre erste Saison ist gerade zu Ende gegangen. Eine Bewertung hat intern sicherlich schon stattgefunden. Wie ist diese ausgefallen?
Marcus Mann: Unser primäres Ziel war es, eine Mannschaft auf den Platz zu bringen, mit der sich das Umfeld wieder identifizieren kann. Das ist definitiv gelungen. Mit dem Pokalsieg haben wir am Ende sogar etwas Zählbares in der Hand und hatten einige sehr gute Auftritte dabei. Wenn man aber unsere Punktverluste betrachtet, bleibt irgendwo im Hinterkopf auch das Gefühl, dass sogar noch mehr möglich gewesen wäre.
saarnews: Durch die Verbandsentscheidung, dass Sie das Spielrecht von der DJK Bildstock nicht übertragen bekommen können, bleibt das Problem des Vakuums zwischen der U19 und der Profimannschaft bestehen. Nun hat Röchling Völklingen angeboten, begabte jüngere Spieler des FCS bei sich aufzunehmen, um ihnen Spielpraxis und Zeit zum Entwickeln zu geben. Wäre das eine Lösung für Sie?
Marcus Mann: Die Zusammenarbeit beim Stadion klappt ja bereits sehr gut, warum soll das nicht auch auf sportlicher Ebene funktionieren? Bei der Umsetzung gehört natürlich auch immer noch der Spieler selbst dazu. Hinzu kommt, dass die Anzahl an Spielern, die für das kommende Jahr in Frage kommen könnten, sehr überschaubar ist. Wenn allerdings alle Parteien davon profitieren können, ist es sicherlich lohnenswert darüber zu diskutieren.
saarnews: Der Aufstieg ist das vorgegebene Ziel für die kommende Saison. Dabei dürfte der Ligaverbleib von Elversberg und Mannheim die Aufgabe nicht erleichtern. Was macht den 1. FC Saarbrücken stärker als das Team in der vergangenen Spielzeit? Von welcher Neuverpflichtung erhoffen Sie sich eine besondere Verstärkung?
Marcus Mann: Unsere Stammmannschaft aus der abgelaufenen Saison bleibt nahe-zu komplett zusammen, dazu haben wir bis heute fünf Neuzugänge, die alle den Anspruch haben Stammspieler zu sein. Das wird die Qualität noch einmal heben. Das Ziel ist definitiv Platz 1 oder 2, aber uns muss auch bewusst sein, dass uns nirgendwo der rote Teppich ausgerollt wird und uns die Punkte geschenkt werden. Deshalb kann ich mit großen Parolen nichts anfangen. Wir sollten aus der Vergangenheit unsere Lehren ziehen und nicht den zweiten vor dem ersten Schritt planen. In den nächsten Tagen werden wir weiterhin versuchen die Mannschaft sinnvoll zu verstärken und werden dann so aufgestellt sein, um das Ziel zu erreichen.
saarnews: Ist die Regionalliga Südwest eigentlich überbewertet? Seit drei Jahren ist kein Team mehr in die Dritte Liga aufgestiegen, obwohl sie als einzige über zwei Relegationsplätze verfügt…
Marcus Mann: Überbewertet ist sie nicht, da wir in der Breite sicherlich besser und stärker besetzt sind als die meisten anderen Ligen. In der Spitze sind wir aber offensicht-lich nicht viel besser. Bei solchen KO-Spielen gehören neben dem Fußballerischen auch andere Tugenden dazu, allem voran die mentale Stärke. Und da waren offensichtlich die anderen in den letzten Jahren besser.
saarnews: Noch einmal zurück zu Ihnen persönlich. Sie haben eine junge Familie und stammen aus der Nähe von Stuttgart. Sehen Sie für sich eine längerfristige Pers-pektive in Saarbrücken? Was geschieht, wenn das Ziel Aufstieg nicht erreicht wird?
Marcus Mann: Wer im Fussball arbeiten will, muss sich bewusst sein, dass das nur in den seltensten Fällen in der Heimat direkt vor der Haustüre ist. Wir sind im letzten Jahr mit der ganzen Familie hier hergezogen und machen das natürlich nicht, um zwei Jahre später wieder weiterzuziehen. Saarbrücken ist kein einfaches Pflaster aber die Voraussetzungen sind gegeben, um etwas zu erreichen. Und davon bin ich überzeugt, das zu schaffen.
saarnews: Herzlichen Dank für das offene Gespräch, Herr Mann!