Eigentlich wollte die Nöttinger ja um Punkt halb drei nach Völklingen abfahren, doch der ein oder andere Spieler verspätete sich. Die Mannschaft besteht fast ausnahmslos aus Studenten und Feierabendkickern. Der Beruf geht vor. Wenn ein Werkstück in der Maschine steckt, dann muss notfalls die Mannschaft ein paar Minuten warten. Und trotz dieser Umstände kann eine Mannschaft wie der FC Nöttingen einer Vollprofitruppe wie dem 1. FC Saarbrücken so richtig die Hölle heiß machen.
Wer gedacht hat, die Mannschaft habe aus den zuletzt erfolglosen Spielen gelernt, der musste in der ersten Halbzeit enttäuscht sein. Natürlich: Der FCS beherrscht die Partie von der ersten Minute an. Der Ball lief, Spielanteile bei 80%. Doch der tief stehende Gegner agierte clever und ließ keine wirklich brenzlige Situation zu. Die Nöttinger selbst agierten mit langen Bällen auf den schnellen Neziraj, der die Abwehr der Saarbrücker des öfteren mit blitzartig vorgetragenen Angriffen vor Probleme stellte. Und so kam die Nachspielzeit der ersten Hälfte, ein ebensolch langer Ball, den die heute nicht sehr aufmerksame Abwehr des 1. FC Saarbrücken nicht weg bekam – und Neziraj vollstreckte zum 0:1.
Man hatte diese Situation voraussehen können, denn im Gegensatz zum Spiel gegen Pirmasens entwickelte das Team aus der Landeshauptstadt nur wenige Chancen, trotz einer fast hundertprozentigen Spielkontrolle. Es fehlte an Geschwindigkeit und Ideen, wie schon in den Spielen zuvor. Das änderte sich vorerst auch nicht. In der zweiten Halbzeit zeigte sich zunächst dasselbe Dilemma. Bis – endlich – sich Daniel Döringer, der heute auf der 6 für den verletzten Kapitän Manuel Zeitz antrat, sich ein Herz fasste und aus 25 Metern ins linke untere Eck abzog: 1:1!
Danach hat es Klick gemacht! Die Saarbrücker, nun auch durch denn Wechsel von Mendler, der für Wenninger ins Spiel kam, noch ein Stück bissiger und schneller, bedrängten das Tor der Nöttinger mit hartnäckiger Vehemenz, die schließlich durch einen Treffer von Kevin Behrens zum Erfolg führte. Doch fast im Gegenzug erhielt man durch einen verlorenen Ball im Mittelfeld und ein unkonsequentes Tackling auf der linken Abwehrseite den „Nachschlag“ von Bilger.
Dieser Treffer bedeutete Gott sei dank nicht den Rückfall in die Apathie der ersten Hälfte. Der FCS, angetrieben durch die heute wieder überragenden Akteure Behrens, Mendy und Holz setzte den mittlerweile auch müde gespielten Nöttingern zu und so kam es drei Minuten nach dem Ausgleich zu einem Treffer von Goalgetter Patrick Schmidt.
Noch sechs Minuten bis zum Schlusspfiff, das müsste doch klappen. Aber nein: Erneut kam der Ball von der linken Abwehrseite scharf herein und nur ein konsequentes Einschreiten von Torhüter Cymer vereitelte den erneuten Ausgleich. Drei Minuten nach Ende der regulären Spielzeit durfte Alexander Hahn noch per Foulelfmeter auf 4:2 erhöhen.
Fazit: Die Fans des 1. FC Saarbrücken – Gäste gab es gestern keine – sahen ein in der zweiten Hälfte rasant geführtes und außerordentlich unterhaltsames Spiel, aber kein gutes. Dirk Lottner wiederholt es selbst immer wieder: „Wir sind noch keine Spitzenmannschaft!“. Da hat er recht, auch wenn der Blick auf die Tabelle momentan etwas anderes vorgaukelt. Klar ist: Die reine Dominanz führt nicht zu Toren, sondern zu Langeweile. Erst wenn der nötige Speed in die Aktionen kommt, ist der 1. FC Saarbrücken besser als Mannschaften wie Nöttingen oder Watzenborn.
1.FC Saarbrücken: Cymer – Wenninger, Rau, Hahn, Müller – Studtrucker, Holz, Döringer, Mendy – Behrens, Schmidt
Trainer: Lottner
FC Nöttingen: Kraski – Brenner, Kolbe, Fuchs, Frank – Bräuning, Hecht-Zirpel, Zachmann, Gür, Bilger – Neziraj
Trainer: Kolinger
Zuschauer: 2275
Tore:
0:1 Neziraj (45.)
1:1 Döringer (66.)
2:1 Behrens (79.)
2:2 Bilger (81.)
3:2 Schmidt (84.)
4:2 Hahn (90. Foulelfmeter)