Angesichts des anhaltenden Zustroms von Flüchtlingen und der erschöpften Aufnahmekapazitäten sucht die Stadtverwaltung nach geeigneten Lösungen, um den gesetzlichen Verpflichtungen zur Unterbringung von Asylsuchenden gerecht zu werden. Wie wir aus vertrauenswürdiger Quelle erfahren haben, prüft die Sulzbacher Stadtverwaltung in einigen Stadtteilen die Aufstellung von Wohncontainern.
Prüfungen noch nicht abgeschlossen
Die Stadtverwaltung Sulzbach erklärte uns gegenüber folgendes: „Die Zuzugssituation durch Flüchtlinge ist hinreichend öffentlich bekannt und weiter angespannt. Die Aufnahmekapazitäten der Stadt Sulzbach sind aktuell weitgehend erschöpft. Eine Verminderung des Zustroms ist kurzfristig nicht zu erwarten. Daher muss sich intensiv mit der Frage der künftigen Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge, Obdachlose etc. beschäftigt werden, da die Kommunen dafür gesetzlich zuständig sind. Es werden derzeit alle möglichen Optionen geprüft und danach mit dem Stadtrat besprochen. Dazu gehört auch die grundsätzliche Prüfung von Aufstellflächen für Wohncontainer nach dem „Friedrichsthaler Modell“, um möglicherweise in Zukunft nicht ohne jegliche Unterbringungsmöglichkeiten dazustehen. Da die internen Prüfungen noch nicht abgeschlossen sind und der Stadtrat bzw. sein Ausschuss damit noch nicht befasst wurden, kann seitens der Verwaltung über Ergebnisse noch nicht abschließend berichtet werden. Es ist vorgesehen, den zuständigen Ausschuss damit zu befassen, um das weitere Vorgehen zu klären.“
Nicht bestätigt sind Gedankenspiele, das Hotel-Restaurant-Bistro Kirner Eck, in dem nach wie vor eine Reihe von Personen untergebracht sind, zu kaufen und abzureißen, um dort eine Kindertagesstätte zu errichten. Unseren Informationen zufolge kann die Stadt Sulzbach das Gebäude nach Ablauf des Mietverhältnisses für einen festgeschriebenen, recht geringen Betrag erwerben. Sollte dies umgesetzt werden, würden im kommenden Jahr weitere Unterbringungsmöglichkeiten entfallen, so dass eine Containerlösung wohl tatsächlich unausweichlich wäre.
Friedrichsthaler Modell als Beispiel
Bei den Überlegungen der Stadt Sulzbach spielt das sogenannte „Friedrichsthaler Modell“ eine Rolle. Hierbei handelt es sich um die zentrierte Aufstellung von Wohncontainern, wie sie bereits in Friedrichsthal zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden.
Die Stadt Friedrichsthal hat auf dem Parkplatz hinter der Helenenhalle 30 Container errichtet, die in der Regel jeweils von einer Person bewohnt werden. Die Auslastung liegt seit der Errichtung konstant bei etwa 90 %. Die Bewohner verbleiben in der Regel zwischen sechs Monaten und zwei Jahren in den Containern, abhängig von der Bearbeitungszeit ihrer Anträge.
Akzeptanz in Friedrichsthal und finanzielle Belastung
In Friedrichsthal ist die Akzeptanz der Containerlösung in der Bevölkerung unterschiedlich, jedoch gibt es bislang keine bekannten fremdenfeindlichen Vorfälle im Umfeld der Container. Laut Stadtverwaltung tragen regelmäßige Betreuungsangebote zur Deeskalation potenzieller Probleme bei. Dennoch wurden der Stadt vereinzelt Straftaten und Ordnungswidrigkeiten unter den Bewohnern der Container gemeldet.
Die monatlichen Kosten pro Bewohner in der Containeranlage betragen 609,88 Euro und werden beim Jobcenter oder Sozialamt geltend gemacht.
Zukunftsplanung in Sulzbach
Die Stadt Sulzbach steht unter Druck, schnell eine tragfähige Lösung zur Flüchtlingsunterbringung zu finden, wobei die Idee der Containerunterbringung nach dem Friedrichsthaler Modell eine Option sein könnte, um den zunehmenden Zustrom aufzufangen. Unseren Informationen zufolge sind die Planungen weiter gediehen als die Stadtverwaltung dies bekannt geben möchte. Bestimmte Standorte sollen bereits konkret sein, so die Bereiche an der Blaufabrik und am Lindenbaum/Schnappach. Insgesamt berichten unsere Quellen von 140 Personen, die zusätzlich untergebracht werden sollen.
Höchste Leerstandsquote im Saarland
„Überrascht“ zeigte sich die Sulzbacher Stadtverwaltung als der SR sie mit dem Ergebnis einer Erhebung auf Basis der Zensus-Daten von 2022 konfrontierte. Demnach besitzt die Kleinstadt mit 7,35 Prozent (652 Wohnungen) die höchste Leerstandsquote. Theoretisch also viel Potenzial, um Asylsuchende aufzunehmen – und damit viel Geld und viel Ärger zu sparen. Den Leerstand führt man im Sulzbacher Rathaus auf die alte Bausubstanz zurück: „Verglichen mit dem Bundesdurchschnitt gibt es in Sulzbach doppelt so viele Gebäude, die vor 1918 erbaut wurden. Hingegen liegt die Kommune ab 1979 deutlich unter diesem. Hieraus lässt sich ableiten, dass bei den privaten Haushalten ein großer Sanierungsbedarf besteht, da der Gebäudebestand überdurchschnittlich alt ist.“
Mittlerweile hat sich eine Gruppierung, die vor geraumer Zeit „Spaziergänge“ durch Sulzbach organisierte, aufgrund der zu erwartenden Containeraufstellung zu einer Kundgebung am 30. September um 15 Uhr auf dem Ravanusaplatz entschlossen. Begründet wird die Veranstaltung u.a. mit folgenden Worten: „. In Nähe
zur Stadtmitte sollen an verschiedenen Orten hunderte Wohncontainer aufgestellt werden.
Wie immer sollen die Bürger im Vorfeld nichts erfahren und vor vollendete Tatsachen gestellt werden.“