Unter dem Motto „Gemeinsam mehr erreichen“ haben Wohlfahrtsverbände und Initiativen in Saarbrücken am Tag der Wohnungslosen die Öffentlichkeit auf die wachsende Not von obdach- und wohnungslosen Menschen aufmerksam gemacht. Zahlreiche Organisationen stellten Anlaufstellen vor und informierten über Unterstützungsangebote, die Menschen in prekären Lebenssituationen helfen sollen. Besonders betont wurde dabei die Bedeutung von bezahlbarem Wohnraum als entscheidender Faktor, um Wohnungslosigkeit zu bekämpfen.
Matthias Ewelt, Geschäftsführer der Diakonie Saar, machte die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt deutlich: „Ein entscheidender Punkt für die gestiegenen Wohnungslosenzahlen ist zu wenig bezahlbarer Wohnraum.“ Die Diakonie Saar, die allein in Saarbrücken im vergangenen Jahr rund 1.500 wohnungslose Menschen betreut hat, bietet ein breites Spektrum an Hilfsangeboten an. Diese reichen von allgemeinen Beratungsangeboten bis hin zu speziellen Projekten wie EULE.plus, Housing First und Ambulant Betreutes Wohnen, die allesamt darauf abzielen, Menschen in schwierigen Wohnsituationen zu unterstützen und ihnen den Weg zurück in ein stabiles Leben zu ebnen.
Die Herausforderungen bei der Unterstützung dieser Menschen werden laut Ewelt jedoch zunehmend größer. „Gepaart mit den gestiegenen Lebenshaltungskosten und psychischen Problemen wird es immer schwieriger, die Betroffenen adäquat aufzufangen“, betonte er. Um der wachsenden Komplexität gerecht zu werden, sei es notwendig, dass sich die beteiligten Akteure besser vernetzen und eng kooperieren – ein Ansatz, der in Saarbrücken bereits in vielen Bereichen gut funktioniere.
Ein zentrales Problem ist, dass viele Betroffene keine Krankenversicherung haben und sich nicht trauen, reguläre medizinische Angebote in Anspruch zu nehmen, da dies oft mit Scham verbunden ist. Die Diakonie bietet daher eine medizinische Grundversorgung für wohnungslose Menschen an, in der ehrenamtliche Ärzte im letzten Jahr über 650 Patienten behandelt haben. „Diese Menschen haben häufig Erfahrungen mit Ablehnung und Ausgrenzung gemacht“, erklärte Ewelt, weshalb der Zugang zu gesundheitlicher Versorgung ein wichtiger Bestandteil der Unterstützung sei.
Eine wachsende Herausforderung stellt auch das Misstrauen vieler Hilfesuchender gegenüber staatlichen Institutionen dar. „Unsere Mitarbeitenden stellen fest, dass die Menschen, die unsere Hilfe annehmen, zunehmend das Vertrauen in den Staat verlieren“, so Ewelt. Ein Grund hierfür sei die immer schwieriger werdende Suche nach bezahlbarem Wohnraum, aber auch die oft komplizierte Kommunikation mit den Behörden. Viele Betroffene scheuen den Gang zu Ämtern oder haben Schwierigkeiten, ihre Sozialleistungen zu beantragen, was die Situation weiter verschärft.
Für Menschen ohne Meldeadresse bietet das Haus der Diakonie in Saarbrücken die Möglichkeit, eine Postadresse einzurichten. Diese Hilfeleistung hat sich als wichtiger erster Schritt erwiesen, um obdach- oder wohnungslose Menschen in die Angebote der Diakonie zu integrieren. Allein die Zahl derjenigen, die eine Postadresse in Anspruch nehmen, ist von 149 Personen im Jahr 2020 auf über 400 gestiegen.
Trotz der vielfältigen Angebote und Erfolge in der Wohnungslosenhilfe bleibt viel zu tun, um das Ziel, Wohnungslosigkeit bis 2030 zu überwinden, zu erreichen. Ewelt betonte, dass es einer intensiven Zusammenarbeit und Anstrengung aller Beteiligten bedürfe, um sicherzustellen, dass kein Mensch mehr auf der Straße leben müsse.