Begleitung, um das Sterben mit Leben zu füllen
Rustikale hölzerne Segelschiffe schlängeln sich auf blauem Faserpapier über die Tischdecken im Festzelt. Scheinwerfer hüllen die Tuchwände in blaues Licht, als schaue man in den Horizont. Das Schiffchen, das sich auf den Weg zur letzten Reise macht, ist das Symbol der Christlichen Hospizhilfe im Landkreis St. Wendel. Seit 1997 begleitet der Verein totkranke Menschen und deren Angehörige in der letzten Phase des Lebens.
„Wir treten ein für ein möglichst selbstbestimmtes Leben bis zuletzt“, sagt Gerhard Koepke, evangelischer Pfarrer in Ruhe und derzeit Vorsitzender der Hospizhilfe. Und das wachsend und beständig über ein Vierteljahrhundert. Acht soziale Organisationen, kirchliche und nicht-kirchliche, sowie über hundert Einzelpersonen gehörten heute zum Verein, der Sprachrohr und Koordinationsstelle der Hospizarbeit im St. Wendeler Land ist. Eine Erfolgsgeschichte. Anlass genug, das Silberjubiläum mit einem Ökumenischen Festgottesdienst und Festakt zu begehen.
Superintendent Markus Karsch vom Evangelischen Kirchenkreis Saar-Ost und Dechant Theo Welsch vom katholischen Dekanat St. Wendel zelebrierten den Gottesdienst in ökumenischer Verbundenheit zum Motto des Jubiläums „Mehr Zeit zum Leben“.
Herz der Christlichen Hospizhilfe sind bis heute die vielen Hospizhelferinnen und -helfer, die sich Zeit nehmen für sterbende Menschen und ihre Angehörigen. „Sie schenken Lebenszeit in Momenten, wo Zeit etwas ganz Besonderes wird, wenn sie knapp wird, weil die Zeit zu Ende geht“, wertschätzte Welsch die Arbeit der zumeist ehrenamtlich Aktiven.
Stellvertretend für das Team berichteten während des Gottesdienstes Heike Fries und Bärbel Zägel von ihren Erfahrungen als Hospizbegleiterinnen – von den Schwierigkeiten in der Corona-Pandemie, aber auch von der Hoffnung, Menschen kurz vor ihrem Tod eine Stütze sein zu können. „Es ist ein besonderes Geschenk, wenn andere Menschen in dieser besonderen Situation einfach für Einen da sind, beistehen“, bekräftigte Karsch.
Der krankheitsbedingt auf ein Trio geschrumpfte Singkreis Hasborn-Dautweiler sorgte mit Gitarre, Akkordeon und Gesang für eine stimmungsvolle musikalische Untermalung im fast vollbesetzten Festzelt.
80 Aktive in der Hospizbegleitung gibt es derzeit. Drei von ihnen sind seit Gründung der St. Wendeler Hospizhilfe mit dabei. Im Rahmen des sich anschließenden Festaktes ehrte der Vorsitzende Gerhard Koepke die drei Jubilarinnen Christa Hinsberger, Annemarie Schönecker und Liliane Wolf für ihr langjähriges Engagement.
Die geladenen Gäste aus der Politik nutzten die Gelegenheit vor allem für einen umfangreichen Dank an die Beteiligten der Hospizhilfe. Sozialminister Magnus Jung hob die Bedeutung der Hospizhilfe für die Sterbebegleitung hervor. Die Auseinandersetzung mit dem Tod sei bei vielen Menschen im Alltag ausgeblendet, daher sei es wichtig, dass die Hospizhilfe daran erinnere sich mit Thema auseinanderzusetzen. Der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz, Paul Herrlein, lobte die gute Zusammenarbeit der unterschiedlichen Trägerorganisationen als Erfolgsfaktor des St. Wendeler Vereins.
Udo Recktenwald, Landrat des Landkreises St. Wendel und bekennender Katholik, hob in seinem Grußwort die Ausrichtung des Vereins auf christliche Tugenden hervor. „Wenn er schon unvermeidbar ist, möchten wir einen schönen Tod – mit unseren Angehörigen und mit Beistand, der von Nächstenliebe getragen wird“, sagte er. Die Hospizhilfe mit ihren Haupt- und Ehrenamtlichen schenke Nähe, ein Gefühl des Festhaltens beim Loslassen, sie fülle das Sterben mit Leben, so Recktenwald.
Im Anschluss an den Festakt sorgte am Abend die Band „The Pool“ für einenlaunigen Abschluss des Jubiläumsprogramms.