Nach dem Abriss des alten Rathauses setzte aber ein Umdenken ein.
Ein Beitrag aus dem aktuellen saarnews-Magazin für St. Ingbert
Im Umgang mit ihren historischen Baudenkmälern hat die Stadt St. Ingbert in der Vergangenheit sehr unterschiedliche Bewertungen angewandt, die meist dem jeweiligen Zeitgeist entsprachen.
Zwar hatte der St. Ingberter Stadtrat schon 1934 eine Liste der denkmalgeschützten Gebäude erstellt, die 1957 sogar noch ergänzt wurde. Doch dieser Denkmalschutz hatte keine allzu große rechtliche Bedeutung, denn in den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden in St. Ingbert einige denkmalgeschützte Gebäude ohne großes Aufsehen abgerissen oder in einer Art und Weise „modernisiert“, die nicht den Richtlinien des Denkmalschutzes entsprach. Es war bezeichnend für die fortschrittsbewusste Mentalität dieser Zeit, dass gegen das Verschwinden dieser historischen Gebäude kaum protestiert wurde. Es gab allerdings auch Hausbesitzer, die in die stilgerechte Renovierung ihrer Häuser viel Geld investierten, um das vertraute Stadtbild zu erhalten, was allerdings nicht immer die erwartete Anerkennung fand.
Als die Brauerei Becker das Gasthaus „Grüne Laterne“ – erbaut 1758 – sanieren ließ, wurde bei der Einweihung an Brauereibesitzer Niko Becker die Frage gestellt, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre den „alten Kasten“ abzureißen und durch einen repräsentativen Neubau zu ersetzen.
Das Wort „repräsentativ“ spielte damals in der St. Ingberter Kommunalpolitik eine wichtige Rolle, weil es als fortschrittlich galt, das Stadtzentrum durch möglichst viele neue Gebäude zu modernisieren.
Doch nach dem Abriss des alten Rathauses, das zusammen mit der Engelbertskirche über Jahrhunderte das architektonische und historische Stadtzentrum gebildet hatte, wurden in der Bevölkerung Proteste laut, die dann zu einem Umdenken im Umgang mit historischer Bausubstanz führten.
Von diesem Umdenken profitiert hat dann auch die alte Arbeitersiedlung der „Schmelz“, die sich in einem sehr desolaten Zustand befand und deshalb abgerissen werden sollte. Doch gegen den geplanten Abriss protestierten nicht nur die Bewohner, sondern auch zahlreiche Denkmalschützer. Darunter auch der damalige Landtasgspräsident Albrecht Herold, der auf der „Alten Schmelz“ aufgewachsen war.
Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen zählt die Arbeitersiedlung „Alte Schmelz“ heute zu den Schmuckstücken der saarländischen Industriekultur.