Vor genau 10 Jahren, am 6. Mai 2010, wurde im Deutsch-Französischen Garten der Eurodistrict SaarMoselle aus der Taufe gehoben. Auch wenn die Geburtstagsfeier mit den Bürgerinnen und Bürgern auf Grund der Corona-Krise noch warten muss, blicken die politischen Vertreter und das Team der Geschäftsstelle mit Stolz auf die geleistete Arbeit zurück.
„Die Aktivitäten des Eurodistricts sind seit seiner Anfangszeit zahlreicher und vielfältiger geworden, ebenso die an ihn gerichteten Anforderungen“, erklärt Gilbert Schuh, Vizepräsident des Verbands und seit seiner Gründung dabei. Außerdem ist der EVTZ in diversen Netzwerken vertreten, z.B. im Ausschuss für grenzüberschreitende Zusammenarbeit, der durch den 2019 unterzeichneten Aachener Vertrag eingesetzt wurde. Im regelmäßigen Austausch mit den anderen Eurodistrikten entlang der deutsch-französischen Grenze setzt er sich für die Belange der Grenzregionen ein.
Zu Beginn führte der Eurodistrict einige Aktivitäten des Vereins „Zukunft SaarMoselle Avenir“ weiter, darunter das Erlebniswochenende „Warndt Weekend“, das seit fast 20 Jahren besteht. Im deutschen und französischen Warndt werden an einem verlängerten Wochenende zahlreiche Aktionen für Amateursportler, Kulturinteressierte und Naturliebhaber angeboten, undenkbar ohne das Engagement der örtlichen Vereine und der Gemeinden.
In den Folgejahren gab sich der Eurodistrict ein umfassendes Aktionsprogramm, die „Territoriale Strategie 2020“. In den Bereichen Wirtschaftsentwicklung, Stadt- und Raumplanung, Verkehr, Zweisprachigkeit, Gesundheit und Tourismus realisierte er zahlreiche Projekte.
Im Rahmen des grenzüberschreitenden Standortmarketings organisierten die Wirtschaftsförderer der deutschen und französischen Gemeindeverbände sowie der Landeshauptstadt Saarbrücken gemeinsam Auftritte auf internationalen Messen: Hannover Messe, Pollutech in Lyon, MIPIM in Cannes und EXPO REAL in München. Der Messeauftritt auf der nächsten Hannover Messe 2021 ist bereits in Planung.
Bei dem Projekt „Das Blaue Band der Saar“ ging es um die Aufwertung der grenzüberschreitenden Flusslandschaft. Durch Bau- und Verschönerungsmaßnahmen von Sarralbe bis Völklingen wurde der Fluss als Identitätsfaktor herausgestellt. Im Netzwerk „Route des Feuers“ schlossen sich 10 Standorte der Industriekultur aus den Bereichen Eisen, Stahl, Kohle, Glas, Kristall, Steingut und Porzellan zusammen und entwickelten Vorschläge für eine gemeinsame Weiterentwicklung und Vermarktung.
Der grenzüberschreitende ÖPNV war und ist ein wichtiges Thema im Eurodistrict. Unter seiner Federführung wurde eine umfassende Machbarkeitsstudie zur Erweiterung der Saarbahn nach Forbach erstellt. Auch die Alternative eines Metrobusses sowie eine große und kleine Schleife zur Anbindung weiterer Gemeinden wurden darin untersucht. Der Eurodistrict setzte sich auch für den Erhalt und die Neustrukturierung der Buslinie Moselle-Saar (MS) zwischen Saarbrücken und Hombourg-Haut ein. Diese dient nun als Testlinie für das grenzüberschreitende Ticketing-System, das derzeit im Rahmen eines Interreg VA-Projektes entwickelt wird.
Ein zentrales Anliegen ist auch das Erlernen der Sprache der Nachbarn, da die Sprachbarriere weiterhin ein Hindernis darstellt. Der Eurodistrict ist Träger des Interreg VA-Projektes „Grenzüberschreitende Betreuungseinrichtungen für Kleinkinder“. In dessen Rahmen entsteht in Saarbrücken-Brebach als gemeinsames Projekt zwischen der Landeshauptstadt Saarbrücken und der Communauté d’Agglomération Sarreguemines Confluences eine Krippe, die deutsche und französische Kinder aufnehmen und nach einem von beiden Ländern inspirierten pädagogischen Konzept arbeiten soll. Der Aufbau einer solchen grenzüberschreitenden Einrichtung ist mit zahlreichen juristischen und administrativen Hürden verbunden. „Hier hoffen wir unter anderem auf den Aachener Vertrag und den in seinem Rahmen gebildeten Ausschuss für grenzüberschreitende Zusammenarbeit, der sich mit solchen Fragen beschäftigen wird“, so Präsident Uwe Conradt. Die Projektpartner sind zuversichtlich, dass der Bau der Einrichtung 2021 beginnen kann.
Das Interreg VA-Projekt SESAM’GR vermittelt jungen Menschen Schlüsselkompetenzen für ihr künftiges Leben und Arbeiten in der Großregion. Der Eurodistrict fördert in diesem Rahmen durch die Organisation grenzüberschreitender Projektbörsen die Entstehung neuer Jugendprojekte im außerschulischen Bereich. Auch über das Projekt SESAM’GR hinaus leistet der Eurodistrict auf Antrag fachliche Unterstützung für grenzüberschreitende Bürgerprojekte.
Ein besonderer Meilenstein in der bisherigen Arbeit des Eurodistricts war die Unterzeichnung der Gesundheitsvereinbarung MOSAR im Juni 2019. Sie erleichtert den Zugang zu grenzüberschreitenden Gesundheitsleistungen in den Bereichen Kardiologie und Neurochirurgie für Patienten aus den Gemeinden des Krankenhausverbunds GHT 9 (Moselle-Est), dem Regionalverband Saarbrücken und den Gemeinden Gersheim und Mandelbachtal. Künftig soll sie auf weitere medizinische Fachbereiche erweitert werden. Der Eurodistrict hatte durch die Koordination zwischen den beteiligten Partnern den Abschluss der Vereinbarung ermöglicht, nachdem deren Vorbereitung jahrelang stagnierte.
Wie sieht die Agenda des Eurodistricts für die kommenden Jahre aus? Derzeit ist die neue Strategie des Eurodistricts für den Zeitraum 2021-2027 in Vorbereitung. Sie soll unter anderem die Grundlage für Verhandlungen mit den EU-Programmen im Rahmen der neuen Förderperiode bilden. Welche Vorhaben Priorität erhalten sollen, wird derzeit diskutiert. Wirtschaftsentwicklung, Mobilität und Zweisprachigkeit werden sicherlich weiterhin eine wichtige Rolle spielen.
Ein zentrales Thema wird aber nach den Erfahrungen der letzten Wochen und Monate Gesundheit sein. In der Corona-Krise hat sich der Eurodistrict hier als wichtiger Ansprechpartner erwiesen – in der grenzüberschreitenden Abstimmung zwischen den politisch Verantwortlichen und den Verwaltungen, bei Fragen der akuten Gesundheitsversorgung sowie auch bei Bürgeranfragen zu den beiderseits der Grenze neu geltenden Regeln. Der Eurodistrict setzte sich für die Aufnahme französischer Covid 19-Patienten in saarländischen Krankenhäusern und für Erleichterungen beim Grenzübertritt für die Arbeitnehmer ein. Präsident Uwe Conradt: „Der Eurodistrict steht als Partner bereit, um jetzt und in der Folgezeit – auch im Rahmen seiner neuen Strategie – an einer Verbesserung des grenzüberschreitenden Krisenmanagements aktiv mitzuwirken. Wir stehen im Eurodistrict Seite an Seite, um die Werte der deutsch-französischen Freundschaft lebendig zu halten und daran zu erinnern, wie wichtig es ist, dass wir als eine gemeinsame starke Stimme sprechen. Die aktuelle Krisensituation hat gezeigt, welchen Stellenwert der Eurodistrict hat, und dass die Region SaarMoselle als Lebensraum ohne Grenzen betrachtet werden sollte.“
Anlässlich seines Geburtstags hat sich der Eurodistrict eine kleine Aktion überlegt: Viele Bürgerinnen und Bürger haben derzeit das Backen für sich (wieder)entdeckt. Backen Sie dem Eurodistrict einen Geburtstagskuchen, der die deutsch-französische Freundschaft widerspiegelt, und senden Sie bis zum 10. Mai ein Foto an info@saarmoselle.org – verspeisen dürfen Sie ihn dann selbstverständlich im Kreise ihrer Lieben. Der schönste Geburtstagskuchen wird prämiert mit einem Präsentkorb mit regionalen Produkten!
Auch der Regionalverband Saarbrücken hat sich anlässlich des Jubiläums etwas Besonderes einfallen lassen: 10 Jahre Eurodistrict lässt er in einem kleinen Film Revue passieren. Der Imagefilm ist unter www.regionalverband.de/eurodistrictund auf dem YouTube-Kanal des Regionalverbands unter www.youtube.com/regionalverbandsaarbrücken abrufbar.
Infokasten:
Aktuelle Mitglieder des Europäischen Verbunds für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) Eurodistrict SaarMoselle sind 5 französische Gemeindeverbände und der Regionalverband Saarbrücken. Die Gründer pflegten bereits vorher eine intensive grenzüberschreitende Zusammenarbeit, seit 1997 im Rahmen des Vereins „Zukunft SaarMoselle Avenir“. Diese stellten sie 2010 mit der Gründung des Eurodistricts auf eine solidere Grundlage: Der Eurodistrict SaarMoselle wurde mit mehr Mitteln und Personal ausgestattet, vor allem aber konnte er Träger EU-geförderter Projekte werden und damit Fördermittel für unseren Grenzraum akquirieren.
Gründungspräsidentin des Eurodistricts war die ehemalige Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz. Im zweijährigen von der Satzung vorgeschriebenen Turnus folgten Gilbert Schuh, Bürgermeister der französischen Gemeinde Morsbach, Regionalverbandspräsident Peter Gillo und der Präsident des Gemeindeverbands Sarreguemines, Roland Roth, dann nochmals Charlotte Britz. Derzeitiger Präsident des Eurodistricts ist der Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt.