Klick Video: Ferner zieht Bilanz.
Die diesjährige Mitgliederversammlung des 1. FC Saarbrücken war mit Spannung erwartet worden. Und trotz der Befürchtung, es könnte wieder einmal zur Generalabrechnung verschiedener Personen, die sich seit Jahren nicht grün sind, kommen, blieb die Veranstaltung ruhig, bis auf eine kleine Hakelei zwischen dem Ex-Präsidenten Horst Hinschberger und dem nun ebenfalls Ex-Aufsichtsratsvorsitzenden Franz J. Abel.
So ganz ohne Faux-pas geht es beim 1. FC Saarbrücken natürlich nicht und so stellte der Jubilar Paul Heinen, Mitglied im Ehrenrat des FCS, die Organisatoren der Mitgliederversammlung bloß, als er darauf verwies, dass die Fußball-Legende Herbert Binkert zu seiner 70-jährigen Mitgliedschaft nicht geehrt worden sei. Doch es ging bald erfreulicher weiter: Schatzmeister Dieter Weller präsentierte einen satten Gewinn von über 186.000 Euro.
Die sportliche Bilanz zog Dieter Ferner, der erst im Mai zum Vizepräsidenten ernannt worden war und seitdem gemeinsam mit David Fischer und Marcus Mann den Verein auf neue Füße stellt. Er machte klar, dass die vergangene Saison, in der man hinter Elversberg und Homburg nur noch dritte Kraft geworden war, einen absoluten Tiefpunkt für ihn darstelle. Um diese Situation nicht wieder entstehen zu lassen, forcierten Marcus Mann und er einen Umbruch in der Mannschaft und engagierten vor allem Spieler, von denen sie sich erhofften, dass sie das zerrüttete Verhältnis der Fans zur Mannschaft und zum Verein wieder kitten könnten. Und tatsächlich, zusammen mit Trainer Dirk Lottner, der ein echter „Typ“ ist, gelang es Ihnen, wichtige Integrationsfiguren wie Manuel Zeitz und Patrick Schmidt zu verpflichten. Teilweise standen fünf saarländische Spieler für den 1. FC Saarbrücken auf dem Platz. Fußballerisch verbesserte sich die Lage deutlich, auch wenn gegen Jahres Ende das Ziel Relegationsplatz doch ein wenig außer Reichweite zu geraten droht.
Dieter Ferners engster Mitstreiter, Marcus Mann, vertrat den erkrankten Stephan Kling, den Abteilungsleiter Jugend (Kling wird Ende des Jahres zurück in seine bayrische Heimat kehren und einen Job außerhalb des Fußballs annehmen). Das war gut, denn so konnte das er Auditorium über zwei wesentliche Vorhaben unterrichten, die der 1. FC Saarbrücken in naher Zukunft umsetzen möchte: Die Wiederanmeldung eines U23 Teams und den Aufbau eines Nachwuchsleistungszentrums (NLZ). Bei letzterem Projekt berichtete Mann bereits von Kontakten zum DFB. Er schätzt, dass bis zum 1.1.2018 ein NLZ gestartet werden könne, ohne damit eine verbindliche Auskunft geben zu wollen. Komplizierter ist offensichtlich die Wiederanmeldung der U23. Die Statuten des DFB sagen unmissverständlich, dass man in der untersten Klasse wieder beginnen müsse. Das wolle man aber den eigenen Spielern und den Gegnern ersparen. Deshalb suche man nach anderen Lösungen.
Nach dem die Wahl zum 1. Und 2. Vorsitzenden des Amateurbereichs ohne Dissenzen abgearbeitet wurde – die Ämter gingen an Jörg Alt (1.) und wie gehabt Helmut Schwan (2.) – steuerte der Abend auf den Hauptpunkt der Versammlung zu: Die Wahl des neuen Aufsichtsrats. Hierfür lagen satte 16 Bewerbungen vor und jede Person erhielt eine Sprechzeit von drei Minuten. Da trennte sich schnell die Spreu vom Weizen, denn Überziehungen – wie von Dr. Susann Breßlein (Geschäftsführerin der Winterberg-Kliniken – oder rhetorische Härtefälle brachten schnell die Gewissheit, dass es einen deutlichen Favoritenkreis gab, der schließlich auch bestätigt wurde: Prof. Frank Haelsig, Michael Haubrich, Meiko Palm, Egon Schmitt, Wolfgang Seel, Aron Zimmer und in der Nachwahl Eugen Hach werden künftig das Präsidium des 1. FC Saarbrücken kontrollieren und beraten.
„Keine schlechte Zusammenstellung“ fanden viele Mitglieder, denn sowohl die Fußball- (Seel, Schmitt, Hach), als auch die Wirtschafts- und Marketingkompetenz (Haelsig, Haubrich, Zimmer) hielten Einzug. Dazu kommt mit Meiko Palm ein gemäßigter Vertreter der Fanszene. Auch Hartmut Ostermann schien nicht unzufrieden mit der Wahl, während die ehemalige „Revoluzzertruppe“ unserFCS ihr Ziel, die Mehrheit im Lenkungsgremium des Vereins zu besetzen, nicht ganz erreicht haben dürfte, da nur drei Plätze an sie gingen (Haubrich, Palm und Hach).
Alles in allem kann man resümieren, dass der 1. FC Saarbrücken seit der Ernennung von Dieter Ferner zum Vizepräsidenten einen riesigen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat. Aber es wird noch viel Wasser die Saar hinunter laufen, bis der Verein wieder dort ist, wo Egon Hach ihn sehen möchte: In der ersten Liga.
Der Aufsichtsrat setzt sich nun wie folgt zusammen:
Prof. Frank Haelsig: Der gebürtige Rheinländer hatte bereits einige Jahre im Saarland gelebt und ist wieder zurück gekommen. Seine Kompetenz in Wirtschafts- und Marketingfragen dürfte ausschlaggebend für die Wahl gewesen sein.
Michael Haubrich: Früher bei Eintracht Frankfurt, FCK und dem DFB in Sachen Stadionvermarktung unterwegs. Momentan Geschäftsführer von Radio Saarbrücken. Er will eine gemeinsame Vermarktungsgesellschaft des 1. FC Saarbrücken und der Stadt, denn es fehle noch viel Geld, um ein vernünftiges Stadion zu bauen.
Meiko Palm: Die Anhängerschaft stand klar hinter dem ehemaligen Fanbeauftragten, so dass er ohne Probleme wieder gewählt wurde. Inhaltlich will er sich um die Änderung der Vereinssatzung kümmern, wozu er bereits im alten Aufsichtsrat Anstrengungen unternommen hatte, die aber weitestgehend abgeblockt wurden.
Egon Schmitt: Seine Wiederwahl stand außer Frage, auch wenn er sich als eher schwacher Redner präsentierte. Dennoch wurde sein Ruf nach Einigkeit und dem Ziehen an einem Strang gehört.
Wolfgang Seel: Neben Dieter Ferner ist er ganz zweifelsfrei die zweite Ikone auf dem Altar des FCS. Darüber hinaus wusste er sich gut zu präsentieren: „Meine größten Erfolge hatte ich bei Fortuna Düsseldorf, aber meine schönste Zeit als Fußballer hatte ich in Saarbrücken.“
Aron Zimmer: Der gebürtige Saarbrücker lebt im Nord-Saarland und betreut dort die E-Jugend von Wadern. Beruflich – und das ist das Pfund, mit dem er wuchern konnte – betreut er für adidas etliche Topmannschaften der Bundesliga und besitzt so natürlich Einblick in die Abläufe der ganz großen Vereine. Das könnte dem FCS helfen.
Eugen Hach: Seine Rede hat er arg versemmelt, dennoch lieben ihn die Fans. Hach, der alte Kämpfer, kam im zweiten Wahldurchgang knapp vor Joachim Klein durchs Ziel. Und er formulierte, was sich alle anderen dachten: Wir wollen wenigstens wieder zweite Liga. Dass er dazu beitragen kann, bezweifelt niemand.