Der lange Weg von Jägersfreude nach Velsen

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Foto: Erlebnisbergwerk Velsen e.V.

Erlebnisbergwerk Velsen rettet historische Loks

Von Carsten Grammes

Jahrzehntelang  haben sie geschuftet ohne zu klagen. Auf der Hütte oder untertage. Dann werden sie abgestellt weil nicht mehr gebraucht. Das Schicksal der meisten ist dann der Alteisenhändler als letzte Station vor dem Schmelzofen. Einige hingegen schaffen es auf einen zweifelhaften Sockel. Die Rede ist von ausgedienten Industriearbeitspferden, historischen Lokomotiven. Zu unbedeutend um es in Museen zu schaffen, landen nicht allzu selten Restexemplare dieser Gattung auf einem Spielplatz. Schön bunt angemalt sollen sie den Kleinen wenigstens noch als Spielgerät dienen und die Romantik von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer verbildlichen. Leider geht dabei allzu oft die Erinnerung an die tatsächliche bewegte und bewegende Geschichte dieser Maschinen verloren.

Ein Gutes hat der Spielplatz aber: er schützt vor der Verschrottung. Unter Umständen jahrzehntelang! Unbemerkt werden diese Lokomotiven dann irgendwann so selten, daß sie einen historischen Wert bekommen. Und so begab es sich, daß die Bergbauenthusiasten vom Erlebnisbergwerk Velsen innerhalb kurzer Zeit per Zufall die Gelegenheit bekamen, gleich zwei ausgesprochen seltene Bergbaulokomotiven zu übernehmen, die bis dato als Spielgeräte dienten. Es handelt sich um Schmalspur-Untertage-Diesellokomotiven der Firma Ruhrtaler aus den frühen fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Eine davon stand auf dem Spielplatz einer Kindertagesstätte in Saarlouis-Roden, die andere auf einem öffentlichen Spielplatz in Saarlouis-Steinrausch, und zwar seit ca. 40 Jahren!

Von der Rodener Lok, einer „Ruhrtaler Vollsicht“, gibt es nur noch ganz wenige Exemplare. Einen Motor hatte diese Lok nicht mehr – umso glücklicher waren die Bergleute vom EBV, daß sie in einem Sägewerk in Bayern, das gerade aufgelöst wurde, eine Motorsäge mit dem original Mercedes-Benz Dieselmotor M202 fanden, der in gleicher Form auch in der Lok verbaut worden war. Und dieser Motor lief und stand zum Verkauf.

Inzwischen ist die Lok komplett zerlegt, der neue alte Motor beschafft und die Achsen neu geschmiert. Der Wiederaufbau ist in vollem Gange. Die Lok aus Steinrausch, auch eine Ruhrtaler aber ein anderes Modell, besitzt noch ihren Motor. Ob dieser allerdings nochmal gangbar gemacht werden kann, muss sich erst noch zeigen. Zumindest als rollfähig hat sich die Lok bereits erwiesen. So sollen dann beide Loks schließlich auf dem Gestänge des Erlebnisbergwerks Velsen – so sagt der Bergmann zu den Gleisen – wieder rollen können.

Was gibt es schöneres für ein Industriedenkmal als auf dem Sockel zu stehen? Sich wieder aus eigener Kraft zu bewegen! Wie seinerzeit in den Gruben Jägersfreude und St. Barbara (Bexbach), an die die Loks ursprünglich ausgeliefert wurden und wo sie bis Anfang der siebziger Jahre ihren Dienst verrichteten. So erwarten wir ungeduldig den Zeitpunkt, wenn es heißt: …und sie bewegt sich doch (wieder)!

Der EBV e.V. freut sich, diese einzigartigen Denkmäler retten zu können und sie zu gegebener Zeit den Besuchern zu präsentieren. Und ganz besonders auch, daß über den Regionalverband Saarbrücken dem EBV eine Spende von 1000 Euro zuging, um die Restaurierung zu unterstützen.

Glückauf Velsen!

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