Schwarzenacker – In den vergangenen Wochen bot sich Besuchern des Römermuseums in Schwarzenacker ein ungewöhnlicher Anblick: weiße Pavillons, die archäologische Grabungsarbeiten markierten. Das deutsch-polnische Forschungsprojekt, das bereits im Sommer 2023 begann, setzte seine Arbeit vor Ort fort. Zwölf Archäologie-Studierende der Universitäten Warschau und Mainz gruben unter Leitung von Prof. Dr. Agnieszka Tomas (Warschau) und Prof. Dr. Peter Haupt (Mainz) in der Römerstadt Homburg-Schwarzenacker. Ziel der diesjährigen Grabungen war ein römisches Heiligtum, das unter dem heutigen Barockgarten des Edelhauses verborgen liegt und bereits teilweise 2004 erforscht wurde.
Unterstützt wurde das Projekt vom Saarpfalz-Kreis, der Stadt Homburg, dem Römermuseum Schwarzenacker sowie dem Landesamt für Denkmalpflege. Landrat Dr. Theophil Gallo, der zugleich Vorsitzender der Deutsch-polnischen Gesellschaft Saar e.V. ist, besuchte das Grabungsteam und zeigte sich interessiert am Fortschritt der Arbeiten. „Die modernen Forschungsmethoden und neuen Fragestellungen eröffnen uns heute einen detaillierten Blick auf eines der bedeutendsten römischen Denkmäler Deutschlands“, erläuterte Professor Haupt.
Während die ältesten Schichten noch nicht erreicht wurden, konnte durch das Fundmaterial eine Nutzung des Heiligtums vom 2. bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. nachgewiesen werden. „Der Kult am Heiligtum beinhaltete wohl eine wichtige Rolle für gemeinschaftliche Mahlzeiten, deren Abfälle direkt vor Ort vergraben wurden. Ebenso entdeckten wir deponierte Opfergaben,“ so Haupt. Welche Gottheiten dort verehrt wurden, bleibt jedoch unklar. Die Funde lassen Parallelen zu nahegelegenen römischen Tempeln vermuten, wie etwa dem Merkurtempel, der als Vorbild diente.
Landrat Gallo zeigte sich begeistert: „Es ist faszinierend zu sehen, wie Geschichte hier lebendig wird. Dieses Projekt geht über Archäologie hinaus – es fördert auch den Austausch zwischen Nationen und gemeinsames Lernen.“ Der Landrat lobte die Kooperation mit den Universitäten Warschau und Mainz und sprach die Hoffnung aus, bald auch Studierende der Universität Rzeszow in das Projekt einzubinden. Diese Zusammenarbeit würde die Partnerschaft zwischen dem Saarland und der Woiwodschaft Podkarpackie weiter stärken.
Das Projekt weckte großes Interesse bei der Öffentlichkeit: Zahlreiche Besucher, darunter auch Schulklassen aus verschiedenen Bundesländern, nutzten die Gelegenheit, das Grabungscamp zu besichtigen und Fragen an die Archäologen zu stellen. Für nähere Informationen zum Projekt steht Dr. Andreas Stinsky, Kulturmanager des Saarpfalz-Kreises, unter kulturmanagement@saarpfalz-kreis.de zur Verfügung.