In einer packenden und dramatischen Erstrundenbegegnung im DFB-Pokal musste sich der 1. FC Saarbrücken dem Zweitligisten 1. FC Nürnberg nach einem nervenaufreibenden Elfmeterschießen geschlagen geben. Vor 14.868 Zuschauern im Ludwigsparkstadion herrschte von Beginn an eine elektrisierende Atmosphäre, die ihren ersten Ruhepunkt in der Gedenkminute für den im Sommer verstorbenen Stephen Musa fand, der sieben Jahre lang das blauschwarze Trikot getragen hat.
Früher Schock für Saarbrücken
Die Partie begann sehr verhalten. Der FCS zog sich zurück und überließ den Nürnbergern fast vollständig den Ball, was sich mit einem Paukenschlag rächen sollte, als Michal Sevcik die Roten in der 12. Minute mit einem Traumtor in Führung brachte. Nach einer Vorlage von Robin Knoche hatte sich Sevcik aus rund 20 Metern ein Herz gefasst und den Ball perfekt ins rechte obere Eck gezirkelt. Saarbrückens Torhüter Phillip Menzel war chancenlos. Die Gastgeber, die in der vergangenen Saison im DFB-Pokal für unglaubliche Furore gesorgt hatten, waren sichtlich geschockt und taten sich weiterhin schwer, ins Spiel zu finden.
Nürnberg kontrolliert, Saarbrücken kämpft
Der 1. FC Nürnberg dominierte weite Teile der ersten Halbzeit, während Saarbrücken vor allem in der Offensive Probleme hatte, klare Chancen herauszuspielen. Zu wenige Ideen und unsaubere, oft hohe Zuspiele kennzeichneten das Spiel der Blauschwarzen. Der erste Torschuss gelang Amine Naifi in der 28. Minute. Immer wieder scheiterten die Angriffsbemühungen des Drittligisten an den gut organisierten Nürnbergern, die ansonsten auch nicht mehr viel fürs Spiel taten. Rüdiger Ziehl erkannte die Problematik und wechselte Kai Brünker in der Pause für Patrick Schmidt im Sturmzentrum ein.
Umstrittene Elfmetersituation
Das brachte neuen Schwung. Langsam kämpfte sich Saarbrücken in die Partie hinein und kam in der zweiten Hälfte vermehrt zu Abschlüssen. In der 63. Minute sorgte eine umstrittene Szene für große Aufregung im Ludwigsparkstadion. Nach einem Foul von Valentini an Amine Naifi im Strafraum der Nürnberger forderten die Saarbrücker vehement einen Elfmeter. Schiedsrichter Bastian Dankert entschied jedoch gegen einen Strafstoß, da Kai Brünker zuvor abseits des Balles Ondrej Karafiat zu Boden gerissen haben soll. Eine knifflige Entscheidung, die im Stadion für Diskussionen sorgte.
Kurz nach dieser Szene reagierten beide Trainer auf das Spielgeschehen. Beim 1. FC Nürnberg brachte Miroslav Klose gleich drei frische Kräfte ins Spiel: Janni Serra, Rafael Lubach und Ondrej Karafiat kamen für Kanji Okunuki, Michal Sevcik und Robin Knoche. Auf der anderen Seite wechselte Rüdiger Ziehl bei Saarbrücken zweimal: Simon Stehle und Sebastian Vasiliadis verließen das Feld, für sie kamen Chafik Gourichy und Kasim Rabihic, um die Offensive zu beleben. Zuvor war schon Elijah Krahn verletzungsbedingt ausgewechselt worden. Er hatte einen Schlag aufs Sprunggelenk abbekommen.
Brünker gleicht aus – Verlängerung
In der 80. Minute belohnten sich die Saarbrücker schließlich für ihre Bemühungen. Kai Brünker traf nach einer präzisen Flanke von Calogero Rizzuto per sehenswerter Volley-Abnahme zum verdienten Ausgleich. Der Jubel im Ludwigspark war ohrenbetäubend, und das Spiel war wieder völlig offen.
Beide Mannschaften hatten in den letzten Minuten der regulären Spielzeit noch Chancen auf den Siegtreffer, doch es blieb beim 1:1. Somit ging es in die Verlängerung, in der beide Teams zunehmend auf dem Zahnfleisch gingen und das Risiko minimierten, was auf ein Elfmeterschießen hindeutete.
Verlängerung ohne Entscheidung – Elfmeterschießen bringt die Entscheidung
In der Verlängerung drängte der 1. FC Saarbrücken noch einmal auf den Sieg und hatte einige vielversprechende Ansätze, doch der entscheidende Treffer wollte nicht fallen. Die Nürnberger verteidigten geschickt und setzten auf gelegentliche Konter, die jedoch ebenfalls ohne Erfolg blieben. Schließlich musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen.
Im Elfmeterschießen zeigten die Nürnberger die besseren Nerven. Während Taylan Duman und Florian Flick für den Club sicher verwandelten, konnten die Saarbrücker zwar durch Rizzuto und Civeja nachziehen, doch als Manuel Zeitz scheiterte, war der Druck auf die Gastgeber enorm. Lukas Schleimer und Janni Serra trafen sicher für Nürnberg, bevor Rafael Lubach den entscheidenden Elfmeter zum 5:3-Endstand verwandelte und den Club in die zweite Runde schoss.
Fazit: Tapfer gekämpft, am Ende gescheitert
Für den 1. FC Saarbrücken endet die Pokalreise in diesem Jahr frühzeitig, anders als in der Vorsaison, als sie für einige Überraschungen sorgten. Die Mannschaft von Trainer Rüdiger Ziehl kann sich dennoch nichts vorwerfen lassen, denn sie bot dem favorisierten 1. FC Nürnberg einen harten Kampf und zwang den Zweitligisten bis an die Grenzen. Nürnberg hingegen erfüllt die Pflichtaufgabe und zieht nach einem harten Stück Arbeit in die nächste Runde ein.
Stimmen nach dem Spiel: Rüdiger Ziehl und Miroslav Klose über das packende Pokalduell
Nach dem dramatischen Pokalspiel zwischen dem 1. FC Saarbrücken und dem 1. FC Nürnberg, das erst im Elfmeterschießen zugunsten der Nürnberger entschieden wurde, äußerten sich beide Trainer zur Partie und den entscheidenden Momenten.
Miroslav Klose (Cheftrainer, 1. FC Nürnberg)
Miroslav Klose zeigte sich erleichtert über den knappen Sieg und lobte die Nervenstärke seiner Spieler im Elfmeterschießen: „Saarbrücken hat die eine oder andere Chance gehabt, und man hat gemerkt, wie das Publikum richtig laut wurde und Druck gemacht hat. Das hat die Spieler beflügelt. Letztendlich war es dann das Elfmeterschießen, und da kann ich nur sagen, dass meine Spieler mit richtiger Überzeugung geschossen haben. Natürlich gehört da auch viel Glück dazu. Ich bin unheimlich froh, dass wir jetzt eine Runde weiter sind.“
Klose sprach auch über die Schwierigkeiten, die seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit hatte: „Was mir auffällt, ist, dass wir es in allen Spielen bisher nicht geschafft haben, über 90 Minuten konstant unser Spiel durchzuziehen. Nach etwa 30 Minuten haben wir die Kontrolle abgegeben. Das ist kein Fitnessproblem, sondern eher eine Frage der Entscheidungsfindung. In manchen Phasen bewegen sich nur zwei Spieler, während der dritte und vierte fehlen, um das Spiel zu unterstützen. Das führt dazu, dass die Passdistanzen größer werden und wir zu langen Bällen gezwungen sind, was nicht immer die beste Lösung ist. Aber ich sehe, dass wir Fortschritte machen, und das ist ein wichtiger Lernprozess für unsere junge Mannschaft.“
Rüdiger Ziehl (Cheftrainer, 1. FC Saarbrücken)
Rüdiger Ziehl gratulierte seinem Kollegen Klose zunächst zum Einzug in die nächste Runde, äußerte aber auch Bedauern über die Niederlage: „Glückwunsch an Miro und sein Team. Wir hatten anfangs nur wenig Ballbesitz und mussten viel hinterherlaufen. Nürnberg hat ruhig gespielt, aber ohne große Gefahr nach vorne. Das 0:1 fiel nach einem Ballverlust, ein sehr guter Schuss aus rund 20 Metern. Danach haben wir mehr Risiko genommen und defensiv etwas angepasst. In der zweiten Halbzeit waren wir mindestens ebenbürtig, phasenweise sogar besser als Nürnberg. Der Ausgleich war verdient, und es tut extrem weh, das Spiel nach dieser Leistungssteigerung so zu verlieren.“
Zu den Wechseln erklärte Ziehl, warum er in der Halbzeit Patrick Schmidt durch Kai Brünker ersetzte: „Ich wollte mehr Wucht und Power ins Spiel bringen, was durch Brünkers Größe und Präsenz auf dem Platz gelungen ist. Auch die Systemumstellung nach der Verletzung von Elijah Krahn hat gut funktioniert, und ich denke, alle Einwechselspieler haben ihren Teil zur guten Leistung beigetragen.“
Auf die Frage nach Jacopo Sardo, der trotz Spielberechtigung nicht eingesetzt wurde, antwortete Ziehl: „Sardo wirkte in dieser Woche müde und unkonzentriert. Wir haben das besprochen und er hatte nur eine kurze Pause, was möglicherweise zu dieser Müdigkeit geführt hat. Er wird sich wieder aufbauen und seine Einsätze bekommen.“
Abschließend äußerte sich Ziehl noch zu Manuel Zeitz, der den entscheidenden Elfmeter verschoss: „Es ist tragisch, weil Manu im ganzen Spiel herausragend war und fast jeden Zweikampf gewonnen hat. Dass gerade er den Elfmeter verschießt, ist bitter, aber ich weiß, dass er das verkraften wird und in den nächsten Spielen wieder gute Leistungen bringen wird.“
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