In Integration investieren
„Zwar ist die Zahl der neuankommenden Flüchtlinge gefallen, die Zahl der Migranten mit Bleibeperspektive steigt jedoch weiterhin an“, sagt Wolfgang Biehl, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes an der Saar (DWSAAR). Biehl fordert deshalb die Bundesregierung auf, die geplanten Kürzungen im Bereich der Jugendmigrationsdienste zurück zu nehmen. „Junge Flüchtlinge brauchen neben den Integrationskursen eine persönliche, lebensnahe und kompetente Unterstützung, wie sie in den Jugendmigrationsdiensten geleistet wird“, sagt Biehl. Dies sei die Grundlage für eine gelingende Integration.
Im Haushaltsentwurf der Bundesregierung ist eine Kürzung der Mittel für die Jugendmigrationsdienste von 50 Millionen auf 42 Millionen Euro im Jahr 2017 vorgesehen. Statt einer Kürzung sei eine Erhöhung der Mittel auf mindestens 60 Millionen Euro nötig, forderte Biehl.
Das DWSAAR ist schon seit vielen Jahren Träger von Jugendmigrationsdiensten (JMD) in Saarbrücken, Völklingen und Neunkirchen. Im September 2015 kam das Modellprojekt „JMD2Start“ in Saarbrücken hinzu. Die Mitarbeitenden begleiten junge Neubürgerinnen und Neubürger von 12 bis 27 Jahren vor und während des Integrationskurses, aber auch danach auf ihrem Weg in weiterführende Schulen, auf der Suche nach Ausbildungsplätzen und bei den ersten Schritten in die Arbeitswelt. Dazu entwickeln und verabreden sie mit ihnen individuelle Integrationspläne. Das Modellprojekt in Saarbrücken begleitet zusätzlich Jugendliche, die eine Duldung haben oder sich im Asylverfahren befinden.
Die Mitarbeitenden stehen den Jugendlichen bei Problemen zur Seite. Sie machen Angebote zur Freizeitgestaltung und Information, bieten Kompetenztrainings, Hausaufgabenhilfe, Mädchenarbeit, Sportprojekte und unterstützen beim Ankommen in unserer Gesellschaft mit ihren Werten und Normen. Ziel der Arbeit ist die Herstellung der Chancengleichheit mit einheimischen Jugendlichen. Die JMDe arbeiten in ihren Angeboten grundsätzlich auf der Basis der Freiwilligkeit.
Die Nachfrage nach Beratung steigt in den letzten Monaten kontinuierlich an. „Unsere Mitarbeitenden können die sozialpädagogische Begleitung in der wachsenden Zahl von Integrationskursen nicht mehr gewährleisten“, sagt Martin Horzella, Referent für Migrationsdienste beim DWSAAR. So kämen die Gruppen- und Orientierungsangebote zu kurz. Ein Problem sei in den Ballungsräumen auch die schulische Versorgung der Jugendlichen und Heranwachsenden als Seiteneinsteiger.
„Statt zu sparen, müssen wir in Integration und nicht in Repression und Abschreckung investieren“, sagt Biehl. „Wenn wir die jungen Menschen, die zu uns gekommen sind, jetzt begleiten und fördern, profitiert die ganze Gesellschaft davon.“