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„DIE LETZTEN TAGE VON HONGKONG“ – Lesung mit Musik in der Stadtbibliothek in St. Ingbert

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Nach einer längeren pandemiebedingten Pause war die Konrad-Adenauer-Stiftung Saar im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Jazz und Poesie“ wieder einmal Gast in der St. Ingberter Stadtbücherei. Zahlreiche Zuhörer fanden sich zu dieser spannenden Veranstaltung ein, die in Kooperation mit dem St. Ingberter Literaturforum (ILF) angeboten wurde. 

Die Lesung mit dem Berliner Publizisten Marko Martin stand unter dem Titel „Die letzten Tage von Hongkong – Der zweifache Tod der Freiheit. Für die musikalische Umrahmung sorgten Robin Weisgerber an der Gitarre und Bernd Nickaes am Saxophon. Dr. Karsten Dümmel, Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung für das Saarland und Leiter des Politischen Bildungsforums Saarland, stellte den Autor dieser „Hommage an eine Insel der Freiheit in bedrohlichen Zeiten“ vor und führte in die Thematik des Abends ein. 

Marko Martin wurde 1970 in Sachsen geboren und reiste 1989  in die Bundesrepublik ein. Er studierte Germanistik, Politikwissenschaft und Geschichte in Berlin. Als Mitglied des „PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland“ arbeitet er seit Jahren in dessen Sektion „Writers in Prison“ mit. Er ist Jury-Mitglied des Karl-Wilhelm-Fricke-Preises, den die „Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ jährlich an Personen vergibt, die sich um die kritische Aufarbeitung von Diktaturen verdient gemacht haben. 

Marko Martins stille Reflexion über totalitäre Machtstrukturen während des Jahreswechsels 2019/2020 zeigt das private Leben in Geschäften, Clubs und Restaurants dieser Stadt und die Aufnahme der Nachricht von einem neuartigen Virus namens Sars-Cov-2. Dieses feinsinnige literarische Tagebuch macht an Alltagssituationen die bedrückende Stimmung in der Megacity fest. Die Überlegungen des aus der DDR stammenden Essayisten, der selbst den  Prager Frühling 1968 oder die Nelkenrevolution in Portugal 1974 erlebt hat, bieten einerseits eine „Innenansicht totalitärer Repression“ und folgen andererseits den „Spuren der Auflehnung“, denn das Herz Martins schlägt für die Unterdrückten und Verfolgten. Eine lebhafte Diskussion kennzeichnete die sich an die Lesung anschließende Gesprächsrunde. Sie thematisierte vor allem um geopolitische Aspekte und die dramatische Veränderung einer über mehrere Jahrzehnte hinweg stabilen Weltordnung: Mit dem weitgereisten Marko Martin und Dr. Carsten Dümmel standen dem Auditorium erstrangige Experten Rede und Antwort. Es ging bei diesem Austausch vor allem  um die Chancen einer Verteidigung der letzten Freiheiten und die Furcht von Autokraten vor einem Wettbewerb der Systeme. In seinem abschließenden Ausblick skizzierte der Autor eine Zukunft, in der China, dessen Bevölkerung wachsenden Wohlstand durch strikten Gehorsam erkauft,  mit seiner Synthese von Marktwirtschaft und Parteidiktatur den „Welthegemon“ Amerika ablöst.

Jürgen Bost

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