Nach einer Ortsbegehung am vergangenen Montag zur Begutachtung des Standortes für den geplanten Windpark in Gersweiler, hat die Fraktion DIE LINKE den Entschluss gefasst, dem „gemeindlichen Einvernehmen“ nach §36 BauGB in der nächsten Stadtratssitzung nicht zuzustimmen. Neben den Mitgliedern der Linksfraktion waren auch VertreterInnen der Bürgerinitiative und des BUND Saarbrücken zugegen, die das Verfahren zur Errichtung der Windräder ebenso kritisch sehen.
Der Fraktionsvorsitzende Michael Bleines erläutert: „Die grundsätzliche Notwendigkeit eines Ausbaus der Windenergie aus Gründen der Energiewende und des Klimaschutzes steht für uns außer Frage. Wir dürfen hierbei nur nicht den gleichen Fehler machen wie in der Vergangenheit und Kraftwerke wahllos in der Landschaft platzieren, ohne die Hypothek für unsere Nachkommen zu bedenken. In diesem Fall sind zwei Windräder geplant, wovon das größere eine Höhe von 240 Metern und einen Rotordurchmesser von 160 Metern haben soll. Die Anlagen sollen unmittelbar an die französische Grenze platziert werden, so dass der Schattenwurf die französischen Nachbargemeinden belastet und der Rotorausschlag bis knapp an die dortige Departementalstraße reicht. Es wird allein für die Vorbereitung der beiden Standorte enorme Eingriffe in den Altwaldbestand und in das Ökosystem geben. Hier stehen mächtige Buchen und Eichen, die mindestens 120 Jahre alt sind, Einige auch älter. Ebenso wird die Trassenführung für die Schwertransporte zur Baustelle große Waldflächen in Mitleidenschaft ziehen. Die bereits vorhandenen Waldwege sind aufgrund ihres Gefälles von bis zu 10% und durch zahlreiche Kurven von bis zu 90° ganz offensichtlich ungeeignet. Benötigt wird eine möglichst geradlinige Zuwegung von neun Metern Breite, so dass letztlich mit einer Schneise quer durch den Wald zu rechnen ist. Ähnliches ist für die noch anzulegende Stromtrasse zu prognostizieren.
Von den möglichen Auswirkungen auf den Naherholungswert, das Mikroklima, den Wasserhaushalt und das Windmanagement habe ich noch gar nicht geredet.“
Von besonderer Tragweite vor dem Hintergrund all dieser Eingriffe, so erklärt Bleines, sei der Umstand, dass der gesamte Vorgang ohne Beteiligung der Öffentlichkeit im Schnellverfahren vonstattengehen solle. Bürgerinnen und Bürgern bleibe somit nur der Protest, so wie der hiesigen Bürgerinitiative, und die Hoffnung auf politischen Rückhalt. DIE LINKE stelle sich hier mit einem klaren Votum gegen das Vorhaben hinter die besorgten AnwohnerInnen und Saarbrücker BürgerInnen.
Bleines: „Alle die oben beschriebenen Eingriffe, die Zerstörung von mehreren Hektar Altwaldbestand in zweistelliger Höhe, die Minderung des Naherholungswertes, die lokalen ökologischen Konsequenzen, die Belastung für Anwohner durch Lärm und Schattenwurf usw. stehen dabei laut Verwaltungsvorlage einer prognostizierten CO2-Reduktion von gerade einmal 0,65% durch den optimalen Betrieb der Windräder gegenüber. Es darf aber kritisch gefragt werden, ob hier – in einem nachweislich windschwachen Gebiet – ein optimaler Betrieb möglich sein wird. Falls die Windräder stillstehen, fällt die CO2-Billanz durch die Waldrodung negativ aus. Der Standort Gersweiler ist, wie gezeigt, aus vielerlei Gründen denkbar ungeeignet zum Bau großer Windkraftanlagen. Wie viel effizienter könnte man wohl den Klimaschutz in Saarbrücken betreiben, wenn man den gleichen finanziellen und logistischen Aufwand zum Ausbau der Photovoltaik betreiben würde?“