Es war schon eine große Überraschung als Eintracht Frankfurt, der große Club vom Main, am 12. Juni ankündigte, dass Dino Toppmöller die Nachfolge von Oliver Glasner auf der Trainerbank antreten würde. Der Sohn des ehemaligen FCS und Eintracht-Trainers Klaus Toppmöller trat in die Fußstapfen seines berühmten Vaters, der überdies als Stürmer beim 1. FC Kaiserslautern einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Dino war zuvor Co-Trainer unter Julian Nagelsmann bei RB Leipzig und dem FC Bayern gewesen. Es war also fast schon selbstverständlich, dass er nach diesen Stationen die Zügel selbst in die Hand nehmen wollte – und sein Ex-Verein bot dazu die richtigen Voraussetzungen. Was vielen entgangen ist: Toppmöller arbeitete schon zuvor erfolgreich als Trainer. Zunächst hatte er als Co-Trainer beim Toppmöller-Heimatclub FSV Salmrohr angefangen, um dann beim SV Mehring als Spielertrainer einzusteigen. Dort arbeitete er unter den Fittichen des in der Region sehr geschätzten Robert Jung. Zur Saison 2014/15 übernahm er eine Doppelfunktion als Spielertrainer beim luxemburgischen Zweitligisten FC RM Hamm Benfica, einem Erstligaabsteiger. Unter seiner Führung gelang dem Team der direkte Wiederaufstieg in die BGL Ligue, wobei sie sich gegen den Stadtrivalen RFCU Luxemburg durchsetzten. Besonders bemerkenswert war Toppmöllers Hattrick gegen den FC Monnerich am vorletzten Spieltag, der zum 4:0-Sieg beitrug.
Nachdem in der folgenden Saison der Klassenerhalt frühzeitig gesichert war, wechselte Toppmöller als Trainer zum luxemburgischen Landesmeister F91 Düdelingen. In seiner ersten Saison 2016/17 führte er das Team zum beeindruckenden Triple aus Meisterschaft, Pokal- und Ligapokalsieg. Seine Erfolgssträhne setzte sich in der Saison 2017/18 fort, als er mit Düdelingen erneut Meister wurde und die historische Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League 2018/19 erreichte. Nach einer weiteren Saison, die mit dem Gewinn des erneuten Triples endete, verließ Toppmöller F91 Düdelingen. Kurze Zeit später wurde er als Trainer vom belgischen Zweitliga-Aufsteiger Royal Excelsior Virton verpflichtet, der ebenfalls wie F91 stark am finanziellen Tropf von Flavio Becca, einem Bauunternehmer aus Luxemburg hing. Sein Vertrag dort war bis 2021 angesetzt. Jedoch trat Toppmöller am 2. Dezember 2019 von seinem Posten zurück. Dino Toppmöller widmete sich daraufhin seiner Trainerausbildung und nahm an einem DFB-Lehrgang zum Erwerb der UEFA Pro Trainerlizenz teil, die er Anfang August 2020 erhielt. Zur Saison 2020/21 stieg er als Co-Trainer bei RB Leipzig unter Julian Nagelsmann ein, bevor er zu Eintracht Frankfurt wechselte.
Bekannter dürfte Dino Toppmöller als Fußballer sein. Wobei er seine ersten Schritte als Profi beim 1. FC Saarbrücken machte. Er kam im Sommer 1999 quasi im Komplettpaket mit Vater Klaus und Onkel Heinz. Als Sohn des Trainers war es sicherlich keine einfache Zeit für den damals 19-Jährigen. Dennoch kam er auf 17 Einsätze in dieser Zeit und wurde nach der Trennung von seinem Vater im November 2000 an Manchester City ausgeliehen, wo er ohne Einsatz blieb. Danach ging es über Bochum zu Eintracht Frankfurt. Immerhin drei Treffer erzielte der Stürmer in 16 Spielen für die Hessen. Seine erfolgreichste Zeit als Fußballprofi erlebte Dino Toppmöller bei den Nachbarn aus Offenbach, wo er von 2006 bis 2008 in 40 Spielen zehn Tore schoss.
In Frankfurt hat er kein leichtes Amt angenommen. Der Club hat zu Beginn der Saison wichtige Spieler verloren, allen voran natürlich Randal Kolo Muani, der für 95 Millionen Euro zu Paris Saint-Germain wechselte. Für Toppmöller leider in der allerletzten Minute der Transferperiode, so dass Sportchef Markus Krösche keinen Ersatz verpflichten konnte. Der Adlerclub dürfte in der Winterpause mächtig aufrüsten. Bis dahin geht es sicherlich auch darum, in allen Wettbewerben eine Position zu erreichen, die es erlaubt, im Saisonfinale noch eingreifen zu können. Das ist Dino Toppmöller & Co. bis dato gelungen. Dennoch kehrt der ehemalige Kicker des FCS mit einem Päckchen von drei Niederlagen in Folge an seine alte Wirkungsstätte zurück. Ein Sieg gegen den 1.FC Saarbrücken ist also mehr als nur Pflicht…
Die Schlüsselspieler der Eintracht
Kevin Trapp
Ohne Kevin Trapp ist die Eintracht gegenwärtig nicht denkbar. Der Mann aus Rimlingen ist Spielführer der Mannschaft, Sprachrohr und momentan auch der einzige aktuelle Nationalspieler der Hessen (9 Einsätze). Für den 1. FC Saarbrücken war Trapp noch nie am Ball. Sein Weg ging von Brotdorf über die Gerry-Ehrmann-Schule in Kaiserlautern nach Frankfurt, mit einem kurzen Schlenker über Paris Saint-Germain. Mit 33 Jahren ist er im besten Torhüteralter.
Philipp Max
Auch er kann bereits auf drei Einsätze für die Nationalelf zurückschauen. Der gebürtige Viersener wurde beim FC Bayern München ausgebildet und spielte 5 Jahre für den FC Augsburg, bevor er 2020 nach Frankfurt wechselte. Nach einer kurzen Leihe nach Eindhoven hat er sich auf der linken Seite festgebissen und überzeugt durch konsequentes Zweikampfverhalten und hohe Dynamik.
Ellyes Skhiri
Er ist der Aufräumer vor der Abwehr, der auch nach vorne den ein oder anderen Akzent zu setzen weiß. Skhiri kam vor der Saison vom 1. FC Köln, stammt jedoch aus Frankreich, wo er von der Jugend an für Montpellier am Ball war. Der 60-malige tunesische Nationalspieler ist ein kampf- und spielstarker Routinier, der wichtiger Bestandteil der Frankfurter Achse ist.
Hugo Larsson
Von Skhiri kann der 19-jährige Larsson noch viel lernen. Trotzdem verfügt er über stabile Defensivqualitäten, die ihm einen Stammplatz in der Elf von Dino Toppmöller verschafft haben. Definitiv ein Mann mit Zukunft.
Farès Chaïbi
Der in Lyon geborene Algerier kam erst am 30.8. aus Toulouse nach Frankfurt und zeigt, wie viele in Frankreich ausgebildete Fußballer, dass er trotz seines geringen Alters bereits ein wertvoller Spieler in einer gut besetzten Bundesliga-Mannschaft sein kann. Neben Larsson ist er sicherlich ein Hoffnungsträger für die Zukunft der Eintracht. Sein Wirkungsbereich ist die linke Außenbahn. Chaïbi ist blitzschnell und durchaus torgefährlich.
Omar Marmoush
Vor der Saison war Marmoush für den VfL Wolfsburg unterwegs, in dessen Jugend er übrigens auch gereift ist. Er ist nicht der klassische Goalgetter im Stile eines Kolo Muani, bewegt sich eher zwischen den Räumen und ist dennoch immer für einen Treffer gut. Marmoush dürfte die Saarbrücker Abwehr vor große Probleme stellen.
Mario Götze
Als er im Sommer 22 aus Eindhoven zurückkam, demonstrierte er, warum er einst zur absoluten Spitzenklasse gehörte. Der Torschütze im WM-Finale 2014 hat seinen Eintrag in die Geschichtsbücher des Deutschen Fußballs längst erhalten und kann noch immer kicken wie ein junger Gott. Leider ist er nur offensiv von nach wie vor überragender Qualität. Deshalb findet er sich auch immer wieder auf der Frankfurter Bank wieder. Im Pokalspiel gegen den 1. FC Saarbrücken soll er allerdings von Beginn an die Angriffe auf das Tor von Tim Schreiber initiieren.