Noch bevor es um 11 Uhr mit der Mahnwache der Freien Wähler gegen die Sulzbacher Moschee richtig losging, war Schaulaufen angesagt. Peter Marx, der ehemalige Bundesgeschäftsführer und Kandidat für den Bundesvorsitz, der als verfassungsfeindlich eingestuften NPD, präsentierte sich ebenso wie Sascha Wagner, der Sagesa, in Anlehnung an Pegida, gegründet hatte. Sie positionierten sich nur wenige Meter entfernt von den „bürgerlichen“ Protestlern, so dass es zu einer Vermengung der unterschiedlichen Gruppen kam.
Während Bernd Schlachter, 1. Vorsitzender der Freien Wähler in Sulzbach, seinen Part mit einer Zusammenfassung der bekannten Argumentation eröffnete, schürte Marlies Krämer, langjährige Linke-Vorsitzende in Sulzbach und bundesweit bekannte Feministin, ein wenig das Feuer, in dem sie auf die ihrer Meinung nach praktizierte Diskriminierung der Frauen im Islam hinwies und ihrem Empfinden Ausdruck verlieh, dass Deutschland von einer rückwärts gerichteten Kultur überrollt werde: „Als bekennende Feministin distanziere ich mich von dieser seltsamen, islamistischen Religion, bei der die Männer frei herumlaufen und ihre Bärte zur Schau stellen können, die wir gar nicht sehen wollen.“
Eva Heusermann konnte da schon von dringlicheren Problemen erzählen: „Ich bin Flüchtling – aus Sulzbach.“ sagte sie und beschrieb die Gründe für ihre Flucht aus ihrer Heimatstadt. Ihr Elternhaus steht in der Auguststraße, einer Sackgasse hinter dem Hotel Kirner Eck, das vor zwei Jahren von der Stadtverwaltung zur Unterbringung der Flüchtlinge angemietet worden war. Um in die Bahnhofstraße zu gelangen, musste sie immer durch die Gasse hindurch. Dort hätten immer Gruppen von Flüchtlingen gestanden und ihr Worte, die sie nicht verstanden habe, nach gerufen. Sie habe sich nicht mehr sicher gefühlt. Sie dachte daran, das Haus zu verkaufen, aber vom tatsächlichen Wert zog der beauftragte Makler 100.000 Euro ab – wegen der Nähe zum Kirner Eck und der kommenden Moschee. Also zog sie nach St. Ingbert und vermietete das Elternhaus. Von den Behörden, an die sie sich gewendet hat – vom Innenministerium über die Untere Bauaufsicht bis zur Stadtverwaltung – fühlt sie sich im Stich gelassen. „Sulzbach wird zerstört.“ beschreibt sie die Situation aus ihrer Sicht.
Ganz ähnlich äußerste sich Sigrid Weber, die dem „Förderverein der Siedlung Goldene Au Sulzbach“ vorsteht. Sie berichtete von Anwerbungsversuchen der dort lebenden „Salafisten“ an „modernen“ Muslimen. Einer dieser extremistischen Muslime trage ein Messer bei sich. Die aufgeklärten muslimischen Familien fühlten sich bedroht. „Deshalb werde ich mich mit diesen Leuten auch nicht an einen Tisch setzen.“ Die Haltung der Frau, die schon viel Energie in die Integration von Russland- und Polendeutschen investiert hat, ist offensichtlich unversöhnlich. Sie hofft darauf, dass die Freien Wähler bei der Prüfung des Bauantrages für den Umbau der Moschee, Ungereimtheiten finden, die das Vorhaben stoppen. „Von den in der Stadtratssitzung angekündigten Großveranstaltungen dürfte dort nichts drin stehen.“
Nach dem pünktlichen Ende der „bürgerlichen“ Kundgebung, durften die „Nationalen“ ran. Einer dieser meist in Schwarz Gekleideten kam denn auch aus Holland und sagte über sich selbst, dass er sich . im Gegensatz zu den Islamisten – hier benehmen würde, während er wenige Sekunden später einen „Bunt statt braun“-Aktivisten beleidigte. Auch Sascha Wagner und Peter Marx äußerten sich in ähnlicher Weise, bevor der „Spaziergang“, angeführt mit Deutschlandfahnen und „Merkel muss weg!“- Plakaten begann. Dem traurigen Schauspiel schlossen sich auch einige „Bürgerliche“ an.