Es brennt und je länger es dauert, je mehr ist am Ende verloren
Mit großem Unverständnis reagieren die Kolleginnen und Kollegen auf die aktuellen Ankündigungen aus der Politik zum Thema Polizei. Es war zwar klar, dass eine Reform nicht lange auf sich warten lässt, jedoch ist die bereits deutlich verunglückte Kommunikation zur Potentialanalyse vie- len bitter aufgestoßen.
Hier hätten wir uns klare Worte der Politik gewünscht, um die große Verunsicherung in der Polizei mit Blick auf diverse Verlautbarungen einzufangen.
Die noch im Wahlkampf (und kurz danach) proklamierte Einstellung von jährlich 150 Anwärterinnen und Anwärtern, um die Gesamtzahl der Polizei auf mindestens 2900 Stellen zu erhöhen, ist bereits bei der ersten Bewährungsprobe krachend gescheitert.
Sascha Alles, Landesvorsitzender der DPolG dazu:
„Wir sind sehr erstaunt, wie mittlerweile im Ministerium gerechnet wird. Denn die dort angenommenen Ruhestandszahlen, die zur Grundlage der Einstellung 2023 heran gezogen werden (85), sind zu schön um wahr zu sein. Alle Verantwortlichen wissen, dass die Zahlen auf Grund der besonderen Altersgrenze für Schichtdienstleistende regelmäßig variieren. Durch immer größere Belastungen, nutzen unsere Kolleginnen und Kollegen immer öfter die Möglichkeit früher in den Ruhestand zu gehen.
Auch werden Kündigungen von Kolleginnen und Kollegen, die oftmals lukrative Angebote in der freien Wirtschaft wahrnehmen oder auch Behördenwechsel (beispielsweise zum Zoll) vollziehen, immer häufiger.
Durch Entlassungen gerade in der Ausbildung werden zusätzlich Vakanzen geschaffen, die die Planungen der Folgejahre negativ beeinflussen. Auch kommt es leider dazu, dass Kolleginnen und Kollegen in ihrer aktiven Dienstzeit versterben. Und nicht zuletzt führen Ausfälle oder Reduzierun- gen der Arbeitszeiten durch Mutterschutz, Eltern- oder Pflegezeiten zu weniger Personal, das eingesetzt werden kann.
Mit Sorge beobachten wir darüber hinaus, dass krankheitsbedingte Ausfälle zunehmen. Die gestiegenen (psychischen) Belastungen, die unsere Kolleginnen und Kollegen täglich aushalten müssen, fordern auch mittlerweile hier ihren Preis. Das kann keiner mehr weg diskutieren.
Daher bleiben wir dabei, dass die Einzellungszahl auf mindestens 150 im Jahr gehoben werden muss, um mittelfristig eine stabile Personalsituation in der Polizei zu gewährleisten. Im Übrigen glauben wir nicht, dass 2900 Polizisten in zehn Jahren sonst realistisch zu erreichen sind. Die Poli- tik muss jetzt liefern, sonst verliert sie die Glaubwürdigkeit nicht nur in der Polizei!
Das Saarland stellt bundesweit am wenigsten in die Polizei ein und bezahlt bekanntermaßen ebenso. In diesem Jahr wurden die von uns wiederholt kritisch gestellten Schwächen im Einstellungsverfahren deutlich. Es dauert viel zu lange, ist nicht mehr zeitgemäß und bei weitem nicht digital. Daher sollte hier sofort angesetzt werden. Die Entscheidung, den Weg frei zu machen für Absolventinnen und Absolventen mit mittlerer Reife, halten wir für richtig und wichtig, um mehr Bewerberinnen und Bewerber anzusprechen. Leider hatte man für die von uns bereits mehrfach in den letzten Jahren eingebrachte Idee eines FOS-Zweiges für Polizei zuvor wenig Sympathie. Innenminister Jost macht das nun anders und das ist gut so!
Zusätzlich muss aber auch die akute Not in der Polizei zeitnah durch konkrete Maßnahmen angegangen werden. Hier müssen schnellstmöglich zusätzliche Tarif- und Verwaltungsstellen bereit gestellt werden. Denn keiner in der Polizei möchte noch Analysen oder künftige Haushaltsdebatten abwarten. Es brennt und je länger es dauert mit dem Löschen, je mehr ist am Ende verloren. Daher werden wir unseren Innenminister gerne nach Kräften unterstützen, um mehr als das bis jetzt Angekündigte zu erreichen.“
Quelle:DPolG