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Ein Interview mit Wolfgang Winkler

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Am 14. März wollte der saarländische Liedermacher mit norddeutschen Wurzeln, Wolfgang Winkler, in der Sulzbacher Aula auf seine einzigartige Karriere zurückblicken. Wir nahmen dieses Jubiläumskonzert zu Anlass ein Interview mit dem Künstler über seine Laufbahn zu führen. Es musste aufgrund der Corona-Einschränkungen leider auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Anlässlich seines heutigen Geburtstages wollen wir das Interview, das wir zu diesem Anlass mit ihm geführt haben, dennoch publizieren:

saarnews: Lieber Wolfgang, geboren wurdest Du in Osten und bist dann schon in frühen Jahren nach Otterndorf an die Elbmündung gezogen. Hier kommt die erste Zahl ins Spiel, die am 14. März gefeiert wird: 60 Jahre Bühne.

Wolfgang Winkler: Ja, es war das erste Mal, dass ich vor vielen Leuten auf der Bühne stand. Norddeutschland ist ja nicht das Hauptkarnevalsland, trotzdem gab es an meiner Schule die Tradition, dass an Rosenmontag schulfrei war. Nachmittags gab es ein großes Fest mit Eltern, Lehrern und Schülern und jede Klasse konnte einen Beitrag leisten. Irgendeiner meiner Mitschüler sagte zu mir: „Du hast doch so ´ne Klampfe“, kannst Du dort nicht einmal ein Lied spielen? Mein Vater hatte mir ein Jahr zuvor eine Gitarre geschenkt und ich dachte: „Warum eigentlich nicht…“. So kam es zu meinem ersten Auftritt am Rosenmontag 1960.

Dann ging es weiter im Posaunenchor und in einer Schülerband, in der wir Rockmusik gespielt haben. Das war Mitte der 60er Jahre. Wir spielten Beatles, Stones – alles, was damals so anstand.

saarnews: Deine Einflüsse waren damals Bach, Beatles und Folk. 

Wolfgang Winkler: Ja, das französische Chanson war in Norddeutschland nicht wirklich verbreitet. Einzig Edith Piafs „Milord“ haben wir ab und zu einmal geträllert. Dieser Einfluss hat sich erst mit meiner Landung im Saarland ergeben.

saarnews: Wie kam es denn dazu?

Wolfgang Winkler: Ich habe damals in Oldenburg Deutsch, Religion und Sport studiert. Mein Professor war aus dem Saarland in den Norden gekommen und hat gemeinsame Skifahrten mit der PH in Metz organisiert. Und da bin ich mitgefahren. Von den Franzosen sprach keiner Deutsch und ich war einer der wenigen, die etwas Französisch sprachen. So habe ich eine Französin kennengelernt und bin wegen ihr ins Saarland gekommen.  Und da sie kein Wort Deutsch konnte, haben wir von vorneherein Französisch gesprochen. Auf die Art und Weise habe ich einen ganz anderen Zugang zu der Sprache bekommen und ich habe Kontakt zur  französischen Musik erhalten, für die sich mein Herz geöffnet hat. Brassens, Moustaki, Brel. Von ihnen stammten bald auch die Titel, die ich dann gespielt habe. 

saarnews: Das war 1970… 

Wolfgang Winkler: Ja, es war die Zeit, als ich in Saarbrücken Romanistik studiert habe. Dort fand  jedes Jahr eine Weihnachtsfeier statt und ich habe meine Gitarre mitgebracht. An diesem Abend trat auch eine Band namens „Schmetterling“ auf und ich stellte fest, dass sie eigentlich das vortrugen, was auch ich immer spielte. Dylan, französische Sachen waren das. Es wurde ein schöner Abend und ich fragte, ob ich bei Ihnen mitspielen könnte. Da sagte der eine: „Du, wir haben morgen Probe, komm´ einfach morgen vorbei.“ Ich ging hin und war ab diesem Zeitpunkt ein Schmetterling. 

Wir sind dann viel übers Land gezogen, haben Stadtfeste gespielt und es sind Freundschaften entstanden, die bis heute fortbestehen. Einer davon ist Andreas Vogel. Er war der musikalische Kopf der Gruppe und hat damals schon eigene Lieder geschrieben. Das hat mich fasziniert. 1980 hat er mich eingeladen, bei den Aufnahmen seiner LP „Tanz der Komödianten“ mitzuwirken. Das war für mich eine Initialzündung. Es hatte eine völlig andere Bedeutung als heute. Drei Jahre später habe ich dann meine eigene LP aufgenommen.

saarnews: Damit wurde auch eine neue Schaffensphase eingeläutet…

Wolfgang Winkler: Ich habe dann einige Auftritte mit Andreas Vogel gespielt und Mitte der 80er Jahre Marcel Adam kennengelernt. Wir waren das deutsch-französische Duo und haben dadurch fast jeden Ort im Saarland kennengelernt. Auch außerhalb des Saarlands haben wir gespielt, in Bonn, in Berlin, in Bayern, das Bardentreffen in Nürnberg. In den 13, 14 gemeinsamen Jahren haben wir über 800 Auftritte absolviert. Auch unabhängig von Marcel war es eine erfolgreiche Zeit. Ich habe an einem Projekt mitgewirkt, für das ich historische, saarländische Texte vertont habe. Damit wurden wir für die Endausscheidung der St. Ingberter Pfanne nominiert. Das gelang mir zuvor schon gemeinsam mit Marcel Adam.

saarnews: Hört sich nach sehr kreativen Zeiten an…

Wolfgang Winkler: Um einmal eine Zahl zu nennen: Ich habe bei der GEMA zirka 200 Lieder gelistet…

saarnews: Dann endete die gemeinsame Zeit mit Marcel Adam und Du hast Deine Solokarriere begonnen.

Wolfgang Winkler: Ja, das hat mir die Zeit gegeben, sehr viele eigene Dinge umzusetzen. Und dann gab es den Glücksfall, dass ich hier in Sulzbach gelandet bin. Ich habe hier so viele Projekte umsetzen können, die ich so woanders wahrscheinlich gar nicht hätte machen können. Die beiden Bürgermeister, Hans Werner Zimmer, der frühere, und Michael Adam, der jetzige, haben mich  machen lassen. Sie haben mir vertraut. Das hat mir natürlich viel Antrieb gegeben und so sind einige schöne Projekte entstanden.

saarnews: Das erste davon war das „blaue Sofa“, wie die Sulzbacher Salzbühne überall genannt wird.

Wolfgang Winkler: Sie ist auch aus der Musik heraus entstanden. Ich habe damals gerade eine CD veröffentlicht, „Ohne Kinder keine Kohle“, die ich mit dem Saarländischen Rundfunk produziert hatte. Bei einer Veranstaltung traf ich Hans Werner Zimmer, der mich fragte, ob ich die CD nicht einmal im Salzbrunnenhaus vorstellen wollte. Ich kannte das noch gar nicht und habe es mir dann einmal angesehen. Als ich den Saal gesehen habe, dachte ich mir: Der hat was!

Zur CD-Präsentation habe ich ein paar Musiker eingeladen, ein paar Kästen Bier und Bretzeln organisiert und nach dem Auftritt sind alle noch geblieben und haben sich unterhalten. Nicht nur über die Musik, sondern über alles Mögliche. Und da ist meine Idee entstanden, bei der ich dachte: Mensch überleg´ doch mal, ob Du nicht etwas machst, bei dem nicht nur Musik eine Rolle spielt und bei dem man nicht sagt: „Wo gehen wir jetzt noch hin?“, sondern alles hier im Salzbrunnenhaus stattfindet. Das musste dann noch ein wenig reifen…

saarnews: Die Premiere fand schließlich im Jahr 2000 statt…

Wolfgang Winkler: Es begann mit dem damaligen Intendanten des SR, Fritz Raff, dem Kultusminister Schreier und Dieter Gräbner von der Saarbrücker Zeitung. Wir haben schnell gemerkt, dass es den Leuten Spaß bereitete, denn die Idee der Show war ja, dass wir vorstellten, was die bekannten Gäste sonst noch so machten. Und es war immer wichtig, dass sich die Gäste bei uns auf dem Sofa wohlfühlten und sich nicht vorgeführt fühlten. 

Die Gäste haben das weiter erzählt und auch die Presse hat uns sehr positiv begleitet. 

saarnews: Es waren Namen dabei, die bundesweite Ausstrahlung besitzen…

Wolfgang Winkler: Und es hat viel Spaß gemacht! Aber um auf die wesentlichen Dinge zurück zu kommen, der Umzug nach Sulzbach hat mir viele Möglichkeiten eröffnet und natürlich das Familienleben, das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt für mich.

Mein Ältester, Daniel, der das mit der Musik ja „richtig“ gelernt, ist Musikpädagoge und Pianist geworden. Und auch der zweite Sohn, Dominik, ist zwar Arzt geworden, spielt aber auch Saxophon und Klavier und hat mich im letzten Jahr damit überrascht, als er mir sagte: „Ich kauf´ mir eine Gitarre!“ Unser Jüngster hat zwar auch Gitarre und Klavier gelernt, aber er ist mehr der Konsument.

saarnews: Das Musikergen hat sich also fortgepflanzt… Die Musik ist ein zentraler Punkt in Deinem Leben…

Wolfgang Winkler: Für mich war immer wichtig, dass das, was ich mache, die Leute unterhalten soll. Unterhalten auf eine niveauvolle Art. Mir macht das Musizieren unheimlich viel Spaß und es freut mich natürlich sehr, wenn ich merke, dass es anderen auch gefällt.  

saarnews:  Zu der Musik ist bei Dir im Laufe der Zeit mehr hinzugekommen – über das „Sofa“ haben wir schon gesprochen. Aber es gibt ja auch den deutsch-französischen Chansonwettbewerb, die Salzmühle. Wie kamst Du zu dieser Idee?

Wolfgang Winkler: Da spielt der Mathias Beers eine Rolle. Er war ja auch einmal Gast auf der Couch und hat wohl gemerkt, dass das eine gewisse Ausstrahlung besitzt. Und er hat mir gesagt: „Wenn Du ein Format findest, das es noch nicht gibt, dann sind wir als Sponsoren dabei“. Daraufhin habe ich mich hingesetzt und ein ganzes Blatt vollgeschrieben, doch nichts davon war wirklich zündend. Dann spielte der Name „Brassens“ wieder eine Rolle. Ich hatte an der Uni einmal eine Arbeit über ihn geschrieben und mir war bewusst, dass er 1921 geboren wurde. 2011 wäre er neunzig geworden. Im Gespräch mit ein paar Kollegen aus dem Chansonbereich kam dann die Idee, dass auch Deutsch eine Rolle spielen sollte. Und so entwickelte sich das Ganze weiter, bis ich Mathias Beers einen Wettbewerb vorschlagen konnte, in dem deutsche und französische Chansons vorgetragen werden. „Das hört sich gut an“ hat er gesagt und so hatten wir eine Grundfinanzierung. 

Die Premiere fand 2011 um den Geburtstag von Brassens herum statt und es hat super eingeschlagen, so dass wir entschieden: „Das machen wir weiter!“.

saarnews: Und auch der Saarländische Rundfunk hat das Konzept mitgetragen und unterstützt…

Wolfgang Winkler: Ich hatte es damals Frank Johannsen vorgestellt und er hat spontan gesagt: „Da machen wir mit!“. Das Tolle daran war, dass ich von vielen Seiten das Vertrauen bekommen habe, das ich auch brauchte, um die Dinge umsetzen zu können. 

saarnews: Und nun gibt es ein weiteres Format: Talk im Kino.

Wolfgang Winkler: Heinz Gehse hat mich mal angesprochen, ob wir etwas im Passagekino machen könnten. Ich sagte, ich komme mal vorbei und wir reden darüber. Und dann habe ich diese Bühne gesehen im Kino und gedacht: „Das ist schon eine reizvolle Geschichte“. Allerdings habe ich gleich klargestellt, dass es keine zweite Auflage des Sofas mit mir geben würde. Wir brauchten schon ein anderes Konzept. 

Bei Talk im Kino steht im Vordergrund, dass Leute aus dem künstlerischen Bereich eingeladen werden. „Talk“ gehört dazu, aber die Gäste sollen auch Teile aus ihrem Programm vorstellen. Und das ist beim ersten Mal super angekommen. Für die nächste Ausgabe am 3. April haben wir Willi Fries, der im Tatort Assistent von Palu war, eingeladen. Er stammt übrigens auch aus Sulzbach, genauer gesagt, aus Hühnerfeld. Das ist jemand, der reden kann, der witzig ist, der intelligent ist. Und dann wird noch Anne Schoenen von der Gruppe „Die Schoenen“ dabei sein.

saarnews: Am 14. März steht aber zunächst einmal Deine Jubiläumsveranstaltung vor der Tür. Was dürfen die Gäste in der AULA erwarten?

Wolfgang Winkler: Wie der Name schon sagt: Lebens- und Liebeseindrücke. Ich habe versucht Schwerpunkte zu setzen, dass ich Lieder spiele, die etwas mit meinem Leben zu tun haben, an denen ich kleine Geschichten festmachen kann. Es wird also nicht so sein, dass sich Lied an Lied reiht, sondern dass ich zu dem ein oder anderen Titel auch Hintergründe erzählen kann. 

saarnews: Darauf freuen wir uns sehr. Herzlichen Dank für das Gespräch!

Wolfgang Winkler: Vielen Dank auch meinerseits.

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