Seit zehn Jahren arbeitet Alexandra Pütz als Erzieherin. Es ist ein schöner Job, keine Frage, doch seit längerem spielt sie mit dem Gedanken, etwas anderes zu machen. „Als der Unverpackt-Laden in Saarbrücken eröffnete, war ich am ersten Tag dort“ sagt die junge Frau. Nicht nur das Konzept, sondern auch die Philosophie, die dahinter steht, faszinieren sie: „Was braucht man wirklich?“.
Verpackungen sind es offensichtlich nicht. Und deshalb sprießen die „Unverpackt-Läden“ bundesweit aus dem Boden. Das Wort „Nachhaltigkeit“ ist in aller Munde, auch in saarländischen Kommunen werden mittlerweile entsprechende Konzepte erarbeitet. Viele Menschen machen sich Gedanken darum, was sie selbst dazu beitragen können, ihr Leben so zu gestalten, dass sie möglichst wenige und wenn, dann eben ausgewählte Ressourcen verbrauchen. Diese Thematik liegt auch Alexandra Pütz am Herzen.
Als die Friedrichsthalerin ihren Eltern, Freunden und Bekannten von ihrem Vorhaben erzählte, erhielt sie ausschließlich positive Reaktionen: „Alle haben mich bestärkt, sie stehen hinter mir!“. Denn: „Es ist besser etwas zu investieren, als es später zu bereuen“.
Den Standort für ihr Geschäft hat Alexandra Pütz schon gefunden: Es soll das ehemalige Möbelhaus Goerisch in der Saarbrücker Straße werden. Mit ihrer zukünftigen Vermieterin liegt sie auf einer Welle. Beide Frauen waren sich schnell einig. Und warum ausgerechnet Friedrichsthal?„Ich will das Konzept vor der Haustür vorstellen. Friedrichsthal bietet viele Anbindungen.“ Eine Kaffeeecke soll den Austausch stärken und Platz für Workshops bieten. Alexandra Pütz´ Unverpackt-Laden soll ein Treffpunkt in der ehemaligen Glas- und Grubenstadt werden.
Vor der Eröffnung steht allerdings die Finanzierung. Und auch hier wird Alexandra Pütz keine konventionellen Wege gehen, denn sie setzt auf Crowdfunding. Im Deutschen würden man wohl „Schwarmfinanzierung“ dazu sagen. Das bedeutet, dass viele Menschen ein Projekt unterstützen. Im Fall von Alexandra Pütz´ Unverpackt-Laden wird dies allerdings keine reine Spende sein, denn sie will jedem Unterstützer etwas zurückgeben, beispielsweise ein Unverpackt-Starter-Set oder einen Gutschein.
Für das Crowdfunding hat sie sich die Plattform startnext ausgesucht. Sie ist die größte ihrer Art und bis dato bereits knapp 8.000 Projekte zu einem erfolgreichen Start verholfen. Am 6. November wird der Startschuss für Alexandra Pütz´ Unverpackt-Laden fallen. Erst wenn das Finanzierungsziel erreicht ist, wird das Geld ausgezahlt. Die Aktion wird bis Anfang Januar laufen. Dann werden auch die Renovierungsarbeiten beginnen und Ende April/Anfang Mai soll der Laden seine Eröffnung feiern.
Das Unverpackt-Konzept enthält, was es verspricht. Die Kunden bringen ihre Behältnisse mit ins Geschäft, dort werden sie gewogen und wenn das Produkt, das sie kaufen möchten, eingefüllt ist, wird nochmals gewogen. Auf diese Art und Weise lässt sich sehr verbrauchsorientiert kaufen – und natürlich ohne unnötige Verpackung. Das gilt für das ganze Sortiment, das Alexandra Pütz anbieten wird: Trockenware, Milchprodukte, Frischwaren, Körperpflege- und Hygieneprodukte und Waschmittel.
Ein weiterer Aspekt des Konzepts ist, weitestgehend auf regionale Produkte zu setzen: Bioprodukte werden natürlich bevorzugt, sind aber kein unbedingtes Muss. Denn die Zertifikate sind teuer und mancher kleine Landwirtschaftsbetrieb oder Lebensmittelproduzent kann sich ein solches nicht leisten, obwohl er durchweg entsprechende Qualität liefert. Schon jetzt ist klar, dass die Eier, Öle, Marmeldaden und Chutneys aus dem unmittelbaren Nahbereich bezogen werden.
„Ich freue mich jetzt schon auf die Zusammenarbeit mit den Leuten“ strahlt Alexandra Pütz, deren Überzeugung, mit ihrem Laden etwas Gutes und Richtiges zu bewirken, ansteckend wirkt. Eine Konkurrenzsituation zu anderen Läden sieht sie nicht. Im Gegenteil: Mit der Inhaberin des Unverpackt-Ladens in Saarbrücken, Birgit Klöber, kooperiert sie bereits jetzt. Und immer wieder ist sie selbst überrascht, wenn sie deren Laden im Nauwieser Viertel betritt: „Es ist einfach auch ein anderes Einkaufserlebnis!“
Darauf können sich also auch bald alle Menschen im Sulzbachtal freuen. Nachhaltig einkaufen kommt endlich auch in unserer Region an. Für das Konzept sorgt Alexandra Pütz, die Unterstützung braucht sie von den Menschen, die hier leben.
Weitere Informationen: www.startnext.com/unverpacktleben-friedrichsthal