Ein Beitrag von Lothar Ranta
Der Regionalverband Saarbrücken und das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz hatten Anfang September, erstmalig zu einer kostenlosen fünf Kilometer langen Literaturwanderung im Urwald vor den Toren der Stadt eingeladen.
Diese Wanderung mit einer Kunst-Performance, konnte nur die bekannte und vielseitige Künstlerin Marion Ritz-Valentin durchführen. Als Leiterin einer NABU-Arbeitsgruppe, Netzwerk Urwald, war das ihre Literaturwanderung und ihre Performance.
Ausgangspunkt war das Treffen im dem interessanten modernen Wald-Informationszentrum an der Scheune Neuhaus. Corona bedingt war eine Anmeldung sowie die Erstellung der Anwesenheitsliste notwendig.
Allein die Einführung von Marion Ritz war schon eine Überraschung. Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin erhielt zuerst mal eine Schnur mit roter Feder und grünem Blatt, die im Laufe der dreieinhalbstündigen Wanderung gebraucht würde.
Die Literaturwanderung stand unter dem Motto „Thoreaus Walden und die Masken der Zivilisation“ des amerikanischen Schriftstellers und Philosophen Henry David Thoreau. 1845 zog er in seine selbstgebaute Blockhütte in den einsamen Wäldern von Massachusetts. Über zwei Jahre führte er ein Leben im Einklang mit der Natur und fern der Zivilisation. Über seine Erfahrungen schrieb er das Buch „Walden oder Leben in den Wäldern“, welches im Jahr 1854 erschien. Zu Lebzeiten des Autors wenig beachtet, gilt das Werk heute als Kultbuch des alternativen Lebens. Damit inspirierte Thoreau von der Naturschutzbewegung über Mahatma Gandhi bis zu den Studierenden der 68er-Bewegung eine breite Leserschaft.
An den 18 Lesehaltestellen im Urwald, jede für ein Kapitel seines Buches, erhielten alle Teilnehmer einen kunstvoll selbst erstellten Zettel mit Zitaten und Geschichten aus Thoreaus Literatur-Klassiker. Marion Ritz und einige Wanderer lasen vor um anschließend in Ruhe darüber nachzudenken und zu diskutieren.
Außer den literarischen Beiträgen von Thoreau begleiteten seine „Masken der Zivilisation“ als Performance die ganze Wanderung. Zwei Tänzerinnen mit bunten Kostümen und typisch originellen venezianischen Masken mit langen Nasen animierten manchen mutigen Wanderer zum mit machen ein. Ehrfurchtsvoll wurden die Performance Künstlerinnen bewundert. Einige Teilnehmer versuchten sie anzusprechen oder sich zu bedanken. Aber Masken reden nicht und erst recht nicht mit langen Nasen. So plötzlich wie sie erschienen, versteckt hinter Bäumen, so schnell verschwanden sie auch mit seltsamen lauten Geräuschen wieder zurück bis man sie sie nicht mehr sah und hörte. Umso mehr war man erstaunt, dass sie nach kurzer Zeit wieder an der nächsten Leserast in anderen Kostümen mit denselben Masken plötzlich wieder auftauchten und neue Variationen ihrer Darstellungen tanzend vorführten.
Nach dieser „Kunst-Performance“ im Urwald vor den Toren Stadt konnte jeder Wanderer seine rote Schnur mit allen aufgereihten Geschichten, Zitaten und Erkenntnisse mit nach Hause nehmen. Eine schöne Erinnerung und vielleicht Ansätze zum Nachdenken oder Änderungen im Alltag.