Saarbrücken – Vanille, Schokolade oder Erdbeere – mit den steigenden Temperaturen steigt auch der Appetit auf Eis. Laut Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) verbraucht der Regionalverband Saarbrücken jährlich rund 2,7 Millionen Liter Eis, was etwa 38 Millionen Kugeln entspricht. Die Pro-Kopf-Statistik liegt bei 8,1 Litern oder 116 Kugeln Eis pro Jahr.
Doch hinter diesen süßen Leckereien verbirgt sich eine weniger süße Realität für die Arbeitnehmer in der Süßwarenindustrie, wie Tobias Wolfanger, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Region Saar, betont: „Was die Süßwarenindustrie nicht verrät: Sie produziert süßes Eis mit einem bitteren Beigeschmack – jedenfalls für die Beschäftigten. Denn denen schmecken die Löhne schon lange nicht mehr.“
Wolfanger weist auf ein Problem hin, das die gesamte Branche betrifft. Sei es Schokolade, Gummibären, Kekse oder Eis, die Löhne, insbesondere in den unteren Lohngruppen, sind für die Arbeitnehmer, die in der Produktion oder im Lager tätig sind, nicht zufriedenstellend. „Gerade in den unteren Lohngruppen ist an den Jobs nur das süß, was produziert wird. Nicht aber das, was verdient wird“, betont Wolfanger. Daher kehren viele der Branche den Rücken.
Trotz der Unzufriedenheit unter den Arbeitnehmern zeigen Branchenriesen wie Ferrero, Storck, Lindt, Haribo, Nestlé oder Bahlsen keine Bereitschaft, mit einem angemessenen Lohnangebot zu reagieren. Daher hat die NGG die Tarifverhandlungen für die Süßwarenindustrie vorerst abgebrochen. „Mit Peanuts lassen sich die Beschäftigten nicht abspeisen. Jetzt gibt es flächendeckende Warnstreiks. Der Juni wird zum ‚Streikmonat fürs Süße'“, so Wolfanger.
Die NGG fordert monatlich 500 Euro mehr für die unteren Lohngruppen und ein Lohnplus von 400 Euro für alle übrigen. Für Auszubildende strebt die Gewerkschaft eine Erhöhung um 200 Euro pro Monat an und zusätzlich eine monatliche Fahrtkostenpauschale von 50 Euro. Die zukünftigen Verhandlungen werden zeigen, ob die Süßwarenindustrie bereit ist, auf diese Forderungen zu reagieren und eine „süßere“ Lösung für ihre Arbeitnehmer zu finden.