StartPolitikEltern starten Onlinepetition gegen Bildungsministerium

Eltern starten Onlinepetition gegen Bildungsministerium

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Ein Zusammenschluss von Eltern, Schülern und Lehrern sind enttäuscht von den Maßnahmen des saarländischen Kultusministeriums. Sie sehen „wie engagierte Schulen und Lehrkräfte“ ausgebremst werden und möchten das Ministerium nun mit einer Onlinepetition unter dem Motto „Lösungen statt Verbote“ zu einer schnellen Hinwendung in Richtung Digitalunterricht bewegen:

https://www.openpetition.de/petition/online/loesungen-statt-verbote-virtuellen-schulunterricht-jetzt-erlauben

Und sie erheben konkrete Vorwürfe: „Wir haben das Streaming in einer Testumgebung ausprobiert. Kinder und Lehrkräfte haben die direkte Interaktion als klaren Vorteil des Streamings gegenüber dem im Lockdown praktizierten Homeschooling (mit Erklärvideos und Downloadmaterialien) bestätigt. Jetzt befinden sich zunehmend Kinder in Quarantäne und würden gerne ein solches Streamingangebot nutzen – dies wurde nun allerdings untersagt. Die Begründung: „Es gibt keine Freigabe aus dem Ministerium“.“

Die Landeselternvertretung sei vom Ministerium mit einem ähnlichen Anliegen abgewiesen worden, weshalb man nun den Weg der Petition gehe.

Ihre Forderungen hat die Gruppe in einer Pressenachricht formuliert:

Musterhygienepläne & Lüftungskonzepte statt Rahmenbedingungen für digitalen Unterricht – oder wie das Kultusministerium die Digitalisierung des Unterrichts ausbremst.

Seit fast einem Jahr ist das Thema Digitalisierung in das Zentrum der deutschen Bildungspolitik gerückt. Passiert ist bisher wenig bis nichts.

Gerade in der ersten Lockdown-Phase und während des Hybridunterrichts wurde immer deutlicher, dass diese Art des Unterrichts die vorherrschende Bildungsungerechtigkeit immer weiter befeuert. Wer nicht auf Familienangehörige zurückgreifen konnte, um bei Fragen den neuen Unterrichtsstoff erklärt zu bekommen, hatte in vielen Fällen schlichtweg Pech.

Jetzt steht das Saarland kurz vor einem erneuten Lockdown, die Zahl der Schüler, die aufgrund von Quarantäneanordnungen zu Hause unterrichtet werden müssen, steigt immer weiter.

Während sich das Kultusministerium auf die Vermeidung von Quarantäneanordnungen durch Musterhygienepläne und Lüftungskonzepte konzentriert, bleibt es den Schulen und Lehrkräften weitestgehend selbst überlassen sich um geeignete Materialien (auf die Auslieferung zugesagter Endgeräte warten Schule z.T. seit gut einem halben Jahr) zu kümmern und Knowhow zum Thema digitale Bildung aufzubauen.

Engagierte Schulen und Lehrer*innen haben in den letzten Wochen und Monaten gemeinsam mit Eltern nach Wegen und Methoden gesucht, mit denen auch Schüler, die nicht körperlich am Unterricht teilnehmen können, wenigstens sinnvoll teilhaben können. Selbst Grundschulkinder wurden im Umgang mit den entsprechenden Medien geschult, um im Quarantänefall auch ohne umfangreiche Unterstützung durch ihre Eltern auf die Unterrichtsmaterialien zugreifen zu können.

An diesem Punkt scheitert nun die Umsetzung von effizienten Unterrichtsmethoden, wie z.B. dem Streaming ausgewählter Unterrichtsstunden aus dem Klassenzimmer direkt ins Homeschooling, an fehlenden Vorgaben des Kultusministeriums. 

Anstatt die notwendigen Voraussetzungen (wie z.B. Einwilligungen der Erziehungsberechtigten, Stummschalten der Übertragung wenn Schüler ohne entsprechende Einwilligung Wortbeiträge liefern) zu definieren, zieht man sich mit einem Verweis auf datenschutzrechtliche Bedenken aus der Verantwortung und lässt Schüler und Lehrer im Regen stehen. Während virtueller Schulunterricht im europäischen Ausland längst realisiert wird und auch im deutschen Berufs- und Forschungsalltag virtuelle Konferenzen, Liveschulungen und -vorlesungen längst Standard sind, scheitert die saarländische Schulpolitik bei diesem Thema auf ganzer Linie. 

Ministerin Streichert-Clivot hat im Juni 2020 erklärt, dass sie „das Saarland zum Vorreiter bei der digitalen Bildung machen“ will und dass dazu „eine radikale Beschleunigung, ein Upgrade für das 21. Jahrhundert“ erforderlich ist. Offensichtlich wird die radikale Beschleunigung durch die Angst vor Verantwortung ausgebremst. Statt Lösungen zu suchen, beharrt man auf nicht näher spezifizierten Problemen. Getreu dem Motto „Großes entsteht immer im Kleinen“ entstehen große Probleme eben meist auch im Kleinen.

Die häufig angeführten Probleme lassen sind nicht unlösbar. Vielmehr scheint es am Willen zur Umsetzung zu fehlen. Ein direkter Kontakt mit den Lehrkräften und die Möglichkeit Fragen direkt in der Lernsituation stellen zu können sind essenziell um allen Schüler*innen gleiche Bildungschancen zu bieten.

FMP (Frequently Mentioned Problems):

Die folgenden Punkte haben nicht den Anspruch ein fertiges Konzept zu präsentieren. Mit pragmatischen Vorschlägen soll es stattdessen möglich werden, praxistaugliche Lösungen direkt vor Ort zu erproben und zu nutzen, wenn dies von Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern gewünscht wird. Es folgt daher eine Sammlung von Vorschlägen, mit denen man die am häufigsten genannten Probleme kurzfristig beheben/umgehen könnte. Dies ersetzt natürlich nicht die Erarbeitung eines langfristiges Konzepts, von dem auch in Zukunft Kinder, die nicht körperlich am Unterricht teilnehmen können, profitieren würden.

  1. Die Persönlichkeitsrechte der Lehrer*innen werden eingeschränkt.
    Antwort/Lösung: Streaming als freiwillige Unterrichtsmethode (die den Lehrer*innen durch direkte Kommunikation Zeit spart und die Chance auf Bildungsgerechtigkeit erhöht).
  2. Die Daten der Schüler*innen sind nicht ausreichend geschützt.
    Antwort/Lösung: Die Schüler (bzw. deren Erziehungsberechtigte) unterzeichnen eine entsprechende Einwilligungserklärung, mit der sie einem Streaming zustimmen.
  3. Nicht alle Schüler*innen/Erziehungsberechtigte werden zustimmen.
    Antwort/Lösung: Schüler*innen, von denen keine Einwilligung vorliegt, können in hinteren Reihen sitzen, so dass ihre Wortbeiträge nicht über den Stream zu hören sind. Alternativ können die Lehrer*innen die Tonübertragung unterbrechen, bevor eine Wortmeldung von entsprechenden Schüler*innen erfolgt. Die Beurteilung der Praktikabilität liegt dann in der Hand der betroffenen Lehrer*innen.
  4. Eltern oder Schüler*innen könnten Mitschnitte vom Unterricht machen und diese missbräuchlich verwenden.
    Antwort/Lösung: Im Rahmen der Einwilligungserklärung muss bestätigt werden, dass Ton- und Bildaufnahmen unterlassen werden und Zuwiderhandlungen geahndet werden.
  5. Nicht alle Schüler*innen verfügen über entsprechende Endgeräte.
    Antwort/Lösung: Da in der Regel schon ein Smartphone ausreichend sein sollte eher unwahrscheinlich. Anderenfalls kann in den jeweiligen Klassen kurzfristig über Spenden von Altgeräten oder über Leihgeräte versucht werden alle Schüler*innen zu versorgen.
  6. Die Schulen verfügen nicht über die technische Ausstattung.
    Antwort/Lösung: Die Technischen Anforderungen sind gering, wenn man frei nach dem Motto „Besser als nichts“ auch mit nicht ganz optimalen Bedingungen startet. Ein Teil der Schulen verfügt über das nötigste Equipment, z.T. sind Fördervereine, Unternehmen und Privatpersonen bereit als Spender die mit der erforderlichen Ausstattung zu unterstützen. Allerdings sollte sehr zeitnah für stabile Netze und höhere Bandbreiten an den Schulen gesorgt werden und auch die erforderliche Hardware zur Verfügung gestellt werden.
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