Er ist mit Sicherheit einer der bekanntesten Spieler, die sich jemals das Trikot der Alemannia übergestreift haben: Erik Meijer. Dabei war Aachen nur die Endstation einer beeindruckenden Fußballerkarriere, die u.a. über Antwerpen, Eindhoven, Leverkusen, den FC Liverpool und den Hamburger SV führte. Anschließend diente er dem Verein als Co-Trainer und Sportdirektor. Wir hatten gestern die Gelegenheit, ein Telefoninterview mit Erik Meijer zu führen.
saarnews: Hallo Herr Meijer! Wo erreiche ich Sie gerade?
Erik Meijer: Ich rolle jetzt langsam nach Saarbrücken rein.
saarnews: Dann erstmal die Frage, sind Sie der Alemannia noch in irgendeiner Art und Weise verbunden?
Erik Meijer: Natürlich. Nicht in einer Funktion, aber mit enorm guten Erinnerungen. Und wenn ich mein Telefon anmache, dann erscheint immer wieder das Ergebnis von Alemannia Aachen und den anderen Ex-Vereinen, für die ich gespielt habe.
saarnews: Sie beobachten den Verein also nach wie vor?
Erik Meijer: Sicher. Ich bin froh, dass sie wieder in Liga 3 und aus der schwierigen Liga 4 herausgekommen sind.
saarnews: Sie haben bei der Alemannia ganz viele Rollen gespielt. Sie waren Spieler, Co-Trainer, Sportdirektor. Wo haben Sie dem Verein aus Ihrer Sicht denn am meisten geholfen?
Erik Meijer: Ich denke, das, was ich am besten kann, ist als Fußballer. Das denke ich schon. Ich habe noch eine Marketingfunktion gehabt. Da hatte ich auch alle Business Deals verkauft. Aber ich denke, als Fußballer war es die wichtigste Funktion, weil dann kannst du auch direkt was tun. Was auf dem Platz ist, wenn da was passiert, dann kristallisiert sich das aus über den ganzen Klub.
saarnews: Sie stammen ja auch aus der Region, aus Meerssen…
Erik Meijer: Ja, Meerssen. Das ist ein kleines Dörfchen neben Maastricht.
saarnews: Könnten Sie sich eigentlich vorstellen, dass Sie früher oder später mal nochmal zur Alemannia zurückkehren und dort eine tragende Rolle übernehmen?
Erik Meijer: Das denke ich nicht, weil ich jetzt mittlerweile 13 Jahre bei Sky arbeite und da ein herrliches Leben habe. Ich kategorisiere Fußball, ich quatsche darüber, ich gebe meine Meinung – und vor allen Dingen: Ich stehe nicht jeden Samstag voll im Spotlight und muss das Spiel gewinnen oder muss das Tor schießen. Das dürfen jetzt andere machen und die können dann auch die Blumen in Empfang nehmen, wenn es gut geht.
saarnews: Ja, Sie sind ja der bekannteste Spielanalyst in Deutschland. Hatten Sie schon mal eine Gelegenheit, ein Spiel der Alemannia zu analysieren?
Erik Meijer: Na, das mache dann nicht direkt im Fernsehen, aber ab und zu nehme ich den Namen Alemannia Aachen nochmal in den Mund bei Sky.
Aber ein Spiel der Alemannia analysieren, nein, das mache ich nicht. Ich bin schon ein paar Mal letzte Saison im Stadion gewesen und habe mir ein paar Spiele angeguckt.
saarnews: Und wie ist es beim 1. FC Saarbrücken? Der hat ja letzte Saison doch im DFB-Pokal sehr prominent gespielt. Konnten Sie da mal einen Blick drauf werfen?
Erik Meijer: (lacht) Ja, es hat Vorteile gehabt, dass es ein bisschen geregnet hatte.
Nein, ich war nicht vor Ort. Ich glaube meine Kollegin Britta war da, ja, Britta Hofmann.
saarnews: Was halten Sie denn von dem Team von Rüdiger Ziehl?
Erik Meijer: Wenn ich ehrlich bin, bin ich nicht auf den allerletzten Stand der Dinge. Ich könnte ja jetzt lügen und was aus dem dicken Zeh rausziehen, aber das wäre nicht gut.
saarnews: Nein, natürlich nicht. Was sagen Sie zum Fußball, der in der Dritten Liga gespielt wird? Eigentlich sind Sie ja fußballerisch eine andere Kost gewohnt…
Erik Meijer: Das Niveau ist okay. Man sieht, dass du durch Willen und Zusammenarbeit enorm viel erreichen kannst. Und vor allen Dingen, die Jungs haben unbedingt den Willen, um in der Liga zu bleiben. Und dann hast du einen Trainer, der mit sehr viel Engagement das rüberbringt. Und das ist für mich im Moment das Wichtigste, was ich sehe. Und dadurch kannst du eine Art, ich sage nicht zwölftem Mann, aber eine Art von Energie in der Mannschaft erzeugen, die dafür sorgt, dass du hoffentlich in dieser Liga bleibst. Weil: Es ist und bleibt eine schwierige Liga.
saarnews: Ja, das ist fußballerisch so und das ist sicherlich auch finanziell.
Erik Meijer: Aber da hat es alle Mannschaften, große Teams, große Städte, wo jeder glaubt, er könnte eine Rolle spielen und keiner glaubt eigentlich, dass er mit der untersten Position etwas zu tun haben könnte. Aber es wird den ein oder anderen treffen.
saarnews: Ja, wir haben ja aktuell den Fall VfL Osnabrück. Die sind zwei Tage vor dem Ende der Hinrunde mit acht Punkten Abstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz in arger Bedrängnis.
Erik Meijer: Ja, das ist echt der Wahnsinn. Osnabrück, da habe ich selber noch gespielt, glaube ich, einmal oder zweimal.
saarnews: Kommen wir nochmal auf den Sonntag zurück. Trauen Sie der Alemannia zu, die Serie des 1.FC Saarbrücken – die haben also neunmal hintereinander nicht verloren – zu brechen?
Erik Meijer: Ja, das wäre natürlich der geeignete Moment. Wenn so eine Serie steht, muss jemand mal vorbeikommen, um die Serie zu knacken. Und wenn einer, dann Alemannia. Also die letzten paar Spiele der Alemannia waren immer ganz eng. Also sie sind von Selbstvertrauen her schon auf der richtigen Seite. Ob das reicht, um Saarbrücken zu schlagen?
saarnews: Hätten Sie einen Tipp für das Spiel, für den Ausgang?
Erik Meijer: Ich gehe davon aus, dass die Serie reißt und dass es ein 1 zu 2 wird für unsere Alemannia.
saarnews: Okay, ist notiert. Dann danke ich Ihnen.
Erik Meijer: Sie hören das natürlich nicht so gerne, aber ja gut, ich halte zu meiner Mannschaft. Wie viele Leute erwartet ihr?
saarnews: Volles Haus dürfte es fast werden, 15.000. Viel mehr gehen nicht rein – 16.000. 2.000 kommen wohl aus Aachen.
Erik Meijer: Aber das ist doch cool, dass es das gibt. In dieser Liga, in der so viele Traditionsvereine sind, dass da die Leute noch richtig Bock haben, zum Stadion zu pilgern, den Jupp und den Peter zu treffen, ein Bierchen zu trinken, einen Bratwurst zu kaufen und einfach Fußball zu gucken. Das ist doch cool.
saarnews: Ja, das macht den Reiz dieser Liga aus, ganz klar.
Erik Meijer: Ja, das finde ich auch. Das ist für mich als Niederländer deutscher Fußball. Schön. Shirt, Bier, Bratwurst.
saarnews: Sie kennen sich gut aus, ja. Sie können nicht bleiben bis am Sonntag, vermute ich?
Erik Meijer: Ich bin heute Mittag bei der Veranstaltung, übernachte hier und fahre morgen früh weiter Richtung München, sodass ich am Samstag die Sky-Sendung machen kann.
saarnews: Gut, dann wünsche ich Ihnen einen schönen Aufenthalt und herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
Vielleicht können Sie ja doch mal irgendwann ein Spiel der Alemannia im Fernsehen analysieren.
Erik Meijer: Ja, wer weiß. Ich hoffe es sehr.