Der plötzliche Herzkreislaufstillstand ist die dritthäufigste Todesursache in Industrienationen. Bei diesem kommt es bereits nach vier bis fünf Minuten zu nicht mehr behebbaren Schäden der Gehirnzellen. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes vergehen aber in den meisten Fällen zirka acht Minuten. Dieses kritische Zeitfenster kann nur durch die Maßnahmen von Ersthelfer_innen überbrückt werden. Oftmals scheitert Hilfe jedoch daran, dass Menschen unsicher sind, was zu tun ist. Im Saarland wird Erste Hilfe jetzt deshalb in der Schule unterrichtet.
Der 395. Schulausschuss der Kultusministerkonferenz hat 2014 empfohlen, das Thema „Wiederbelebung“ zum Unterrichtsgegenstand zu machen.
Das Ministerium für Bildung und Kultur hat diese Empfehlung jetzt umgesetzt und mit den Rettungsdiensten unter dem Titel „Schulen machen Druck – Leben retten!“ ein Curriculum sowie eine Umsetzungsstrategie erarbeitet. Die Rettungsdienste (Deutsches Rotes Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund, Malteser Hilfsdienst, Deutsche Lebensrettungsgesellschaft und Johanniter Unfallhilfe) bilden seit dieser Woche die Lehrkräfte aus, welche im Unterricht dann die Wiederbelebung in Theorie und Praxis unterrichten. Der Umfang soll zwei Unterrichtsstunden jährlich ab den Klassen sieben bis neun betragen und zunächst auf freiwilliger Basis stattfinden.
Für Bildungsminister Ulrich Commerçon muss Helfen zu einer Selbstverständlichkeit werden: „Einer der Hauptgründe dafür, dass Ersthelfer und Ersthelferinnen nicht mit der Wiederbelebung beginnen ist die Angst davor, etwas falsch zu machen. Durch den Unterricht in Wiederbelebung erfahren Schülerinnen und Schüler schon frühzeitig, dass sie in Notfallsituation helfen können, ja sogar müssen. Angst etwas falsch zu machen, wird deutlich reduziert und das Selbstvertrauen, in einer Notfallsituation richtig zu reagieren, gesteigert.“
Die Initiative „Schulen machen Druck – Leben retten!“ soll einen Beitrag zur Anhebung der Laienreanimationsquote in Deutschland leisten.
Aus Sicht des Bildungsministers wird der Unterricht schon sehr schnell Wirkung zeigen: „Beispiele aus anderen Ländern belegen, wie massiv der Unterricht in der Realität wirkt: In Dänemark stieg die Wiederbelebungsrate innerhalb von fünf Jahren nach dem Einführen der Reanimation an den Schulen von 20 auf 45 Prozent.“
So funktioniert die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer
Die Inhalte werden im Rahmen einer Lehrerfortbildung, in Kooperation mit dem Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM), von qualifizierten Referent_innen der Hilfs- und Rettungsdienste vermittelt. Für den Unterricht selbst wurde ein Lehrplan erstellt, der vor allem praxisorientierte Elemente berücksichtigt.
„Das Saarland setzt als eines der ersten Bundesländer das Erlernen der Ersten Hilfe im Unterricht an weiterführenden Schulen um. So schulen zum Beispiel andere Bundesländer nur einmal in einer dreistündigen Veranstaltung hunderte von Lehrkräften, einige Bundesländer haben noch gar nicht begonnen“, sagt Ulrich Commerçon. Ziel ist es, die praktischen Übungen zur Reanimation mittelfristig mit je zwei Stunden pro Schuljahr in den Klassenstufen 7 bis 10 verbindlich in die Lehrpläne aufzunehmen.
Das sollen Schülerinnen und Schüler beherrschen
Über diese Kompetenzen sollen die Schülerinnen und Schüler mit ihrem Abschluss der allgemeinbildenden Schule verfügen:
• erkennen eines Herzkreislaufstillstands,
• absetzen einen Notrufs zur Aktivierung professioneller Hilfe,
• lagern des Betroffenen auf die beim Herzkreislaufstillstand und zur Durchführung einer Herzdruckmassage erforderliche Art und Weise,
• sachgerechter Einsatz des Automatischen Externen Defibrillators (AED),
• durchführen einer Mund-zu-Mund bzw. Mund-zu-Nase- Beatmung,
• durchführen einer Herzdruckmassage bis professionelle Hilfe kommt,
• umsetzen telefonischer Anweisungen durch die Rettungsleitstelle.
Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler die Maßnahmen nach dem Training sicher beherrschen und über genügend Selbstvertrauen verfügen, diese bei einem Notfall anzuwenden.