Am Institut für Zukunftsenergie- und Stoffstromsysteme (Izes gGmbH) wurden in den vergangenen Tagen die wesentlichen Komponenten für die erste mit rein grünem Strom versorgte Wasserstofftankstelle im Saarland installiert.
Den Anteil von Erneuerbaren Energien in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr zu erhöhen – das ist das Ziel des Interregprojekts „GenComm“. Im Fokus des Forschungsprojekts steht der Energieträger Wasserstoff: Für Kommunen werden individuelle, autonome und nachhaltige Versorgungslösungen auf Basis von H2 entwickelt – mit dem Anspruch, diese auf diverse Anwendungsfelder übertragen zu können. Das Saarland ist Teil von GenComm und steigt nach der Planungsphase nun in die praktische Forschung ein: Am Institut für Zukunftsenergie- und Stoffstromsysteme (Izes gGmbH) wurden in den vergangenen Tagen die wesentlichen Komponenten für die erste mit rein grünem Strom versorgte Wasserstofftankstelle im Saarland installiert. Die mit Solarstrom vom eigenen Dach betriebene Tankstelle ist nicht öffentlich, sondern dient dazu, die Nutzung von Wasserstoff unter konkreten Betriebsbedingungen zu erforschen und daraus Erkenntnisse für die Wirtschaftlichkeit zukünftiger Anlagen im Saarland zu gewinnen.
Wirtschafts- und Energieministerin Anke Rehlinger war am Mittwoch, 25. November, beim Izes zu Besuch, um die neue Tankstelle in Augenschein zu nehmen. „Wir wollen Wasserstoff-Modellregion werden. Auf allen Wegen betreiben wir diesen Fortschritt. Die Expertinnen und Experten des Izes können hier unter Realbedingungen wertvolles Wissen über H2 als Antriebsenergie sammeln.“
Standort der Wasserstofftankstelle ist der Hauptsitz der Izes gGmbH am Saarbrücker InnovationsCampus. Die Tankstelle selbst funktioniert auf Basis regenerativer Energie: Sie wird über eine Photovoltaik-Anlage mit Solarstrom versorgt. Die Herstellung von Wasserstoff erfolgt dann durch die sogenannte Elektrolyse. Hierzu werden zwei verschiedenen Elektrolyseurtypen eingesetzt. Die Wasserstofftankstelle speichert vorproduzierten Wasserstoff: Bis zu 58 kg Wasserstoff können gelagert werden. 700 Bar-Fahrzeuge können hier in maximal 30 Minuten vollständig auftanken. Zum Vergleich: die Tankstelle in Saargemünd, wo die H2-Fahrzeughalter bisher tanken, arbeitet lediglich mit 350 bar, das heißt, Pkw können nur mit halbvollem Tank von dort weiterfahren.
Dr. Bodo Groß, Leiter der Abteilung Technische Innovationen am IZES, sagte: „Die Wasserstofftankstelle im InnovationsCampus Saar spielt eine wichtige Rolle beim Aufbau nachhaltiger Energielösungen im Bereich alternativer Verkehrsinfrastrukturen. In der Vergangenheit haben wir bereits erfolgreich den Bau und Betrieb einer regenerativ betriebenen Ladestation für batteriebetriebene Fahrzeuge durchgeführt. Die mit Solarstrom versorgte Wasserstofftankstelle baut auf dieser Arbeit auf und ist der nächste evolutionäre Schritt im Bereich alternativer Mobilität und damit ein wichtiger Faktor bei der anstehenden Energiewende.“
Dr. Michael Brand ergänzt: „Der Erfolg dieses Forschungsprojekts hat das Potenzial, eine entscheidende Rolle bei der Einführung von Wasserstofffahrzeugen zu spielen, indem der Betankungsprozess einfacher und flexibler gestaltet wird. Die Nutzung brennstoffzellenelektrischer Fahrzeuge wird die notwendigen Bemühungen zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors untermauern und letztlich dazu beitragen, die Null-Emissionsziele sowohl in Deutschland als auch in Europa zu erreichen.“
Hergestellt wurde die Anlage von der schottischen Firma Logan Energy Ltd. Geschäftsführer Bill Ireland: „Für die Zukunft der Wasserstoffmobilität ist eine allgemein anerkannte, sichere und kostengünstige Betankungsmethode von wesentlicher Bedeutung. Die gemeinsam mit Izes entwickelte und von LEL gelieferte Wasserstofftankstelle wendet zum ersten Mal in Europa das MC-Tankverfahren an und ist damit ein echter Hinweis auf die kommerzielle Reife von Wasserstofftechnologien bzw. ein weiterer Baustein für den Übergang zu erneuerbaren, wasserstoffbasierten Energielösungen.“
Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund 1,6 Mio. Euro. 60 Prozent der Kosten werden durch Mittel des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gedeckt, weitere 30 Prozent der Kosten stellt das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr bereit. Die Betriebsgenehmigung für die Tankstelle soll im Frühjahr erfolgen.
Quelle: Pressemeldung des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr vom 26.11.20