Der Eurovision Song Contest 2019 steht vor der Tür, diesmal findet er im Gastgeberland Israel statt. Den deutschen Beitrag hat unser sympathisches Pop-Duo S!sters im Gepäck, bestehend aus zwei jungen Damen, deren Karriere erst ganz am Anfang steht. Laura Kästel entstammt nicht nur einer hochmusikalischen Familie, sondern sie ist auch in Königsau geboren, einem Städtchen ganz in der Nähe des Saarlands. Wie die Chancen für Laura und ihre musikalische Kollegin Carlotta Truman stehen und wer am 18. Mai die Favoritenrolle einnimmt, klären wir im Folgenden.
Die deutschen Chancen stehen eher mittelmäßig
Am 22. Februar 2019 fiel in Deutschland die Entscheidung für S!sters mit ihrem fast gleichnamigen Song „Sister“. Die beiden Musikerinnern, die der NDR gerade erst zu einer gemeinsamen Band zusammengestellt hat, erzielten im Vorentscheid die Höchstpunktzahl 12. Das Ergebnis kam nicht nur durch anonymes Televoting, sondern auch durch die Abstimmung einer internationalen Fachjury zustande. So ergab sich ein Gemisch aus Laien- und Profistimmen, die gemeinsam hoffentlich den richtigen Riecher hatten. Die aktuellen Wettquoten prophezeien allerdings im Moment, dass die S!sters eher im soliden Mittelfeld landen werden, die heißen Favoriten kommen aus anderen Nationen. Allerdings hat es in der Vergangenheit bereits sowohl interessante Überraschungssiege als auch spektakuläre Bruchlandungen gegeben. Bevor nicht die gesamte Show gelaufen ist, bleibt also jeder Ausgang möglich.
Die Niederlande und Russland stehen in bester Position
Unter den 26 Final-Teilnehmern für Israel sind wieder viele gute Lieder dabei, die eindeutig das Zeug dazu haben, den Titel und damit das Event fürs nächste Jahr in ihr Land zu holen. Weit vorne dabei ist beispielsweise das Lied „Arcade“ von dem niederländischen Sänger Duncan Laurence, das unter anderem von den Buchmachern der Vergleichsplattform Oddschecker als wahrscheinlicher Sieger gehandelt wird. Aber auch Sergey Lazarevs „Scream“, der russische Beitrag, hat gute Chancen auf den Gesamtsieg. Ein Eurovision Song Contest 2020 in Amsterdam oder Moskau? Beide Städte waren bereits mindestens einmal Gastgeber und haben in diesem Jahr Pre-Partys zum ESC veranstaltet. Sie sind also gut auf eine mögliche Ausrichtung vorbereitet.
Duncan Laurence als offizieller Favorit der ESC 2019
Duncan Laurence ist erst 25 Jahre alt und nahm 2014 an der TV-Sendung „The Voice of Holland“ teil. In dieser Castingshow fiel einem breiten Publikum das Talent des einfühlsamen Sängers auf, er startete durch bis in das Finale. 2019 beendete Duncan sein Studium an der Rock Academy in Tilburg und darf sich nun mit Fug und Recht „ausgebildeter Songwriter, Sänger und Musikproduzent“ nennen. Viele seiner Lieder entstanden in Stockholm und London, wo er sich häufig und gern aufhält. Sein Song „Arcade“ geht schnell unter die Haut, wenn man seinen Stil mag. Fest steht: Das Thema unglückliche Liebe geht irgendwie immer.
Sergey Lazarev als Hoffnung für das musikalische Russland
Genau das hat sich Sergey Lazarev wahrscheinlich ebenfalls gedacht. Er nimmt sich in „Scream“ desselben Stoffs an, nur musikalisch ganz anders gelagert. Männlich, hoch emotional und sensibel: Sehen so die Sieger von morgen aus? Der 35-jährige Sergey ist ein vergleichsweise alter Hase auf der Bühne, er spielte schon früh Theater und sammelte musikalische Auszeichnungen. Die Boygroup Smash!!, die er gemeinsam mit einem Kollegen 2001 ins Leben rief, war bereits seine zweite offizielle Band. 2005 folgte dann der Start in die Solo-Karriere, auch das ist immerhin schon 14 Jahre her. Sergeys Fans sitzen mittlerweile nicht mehr nur in Russland, sondern auch in einigen Ländern Südostasiens, wo seine Platten große Verkaufserfolge erzielen.
Die Schweden als harte Verfolger im Rennen um den Sieg
Weiter geht’s im Liederreigen mit John Lundvik aus Schweden, der in derselben Altersklasse wie sein russischer Konkurrent angesiedelt ist. Er zählt mit seinem Song „Too late for Love“ ganz locker zu den Top Five der ESC-Favoriten. In seinem Lied geht es – wer hätte das gedacht? – wieder einmal um verschmähte Liebe. Allerdings mit einem Hoffnungsschimmer darauf, den Beziehungsfaden wieder aufzunehmen. Johns kraftvolle Stimme trifft sicherlich den einen oder anderen Nerv des Publikums, auf der Bühne gibt es er sich routiniert und selbstbewusst. Kein Wunder, durfte er doch schon 2010 den Hochzeitssong „When You Tell the World You`r Mine“ für Victoria und Daniel von Schweden komponieren. So viel Anerkennung erhält ein junger Songwriter und Sänger höchst selten! Übrigens hat das von ihm und einigen anderen Komponisten geschriebene Lied „Bigger than us“ aktuell ebenfalls die Hürde zum ESC 2019 übersprungen, allerdings für Großbritannien und den Interpreten Michael Rice. Die Quoten für diesen Song liegen allerdings deutlich schlechter.
Schweizer Jungstar schwärmt von einem verheißungsvollen Flirt
Erwähnenswert ist noch die Schweiz mit Luca Hänni und dem Lied „She Got me“, das derzeit in den Wettbüros zwischen dem dritten und fünften Platz tingelt. Der 24 Jahre junge Sänger und Songwriter engagiert sich auch als Model und räumte 2012 in der 9. Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ grandios ab. Als Sieger nahm er eine halbe Million Euro und einen Plattenvertrag mit nach Hause. Außerdem erhielt Luca ein Auto sowie die zugehörige Führerscheinausbildung. Bis nach Tel Aviv wird er mit seinem flotten Flitzer allerdings nicht kommen, eher ist es sein Talent, das ihn bis dorthin trägt. Dort besingt er dann ausnahmsweise keine verflossene Liebe, sondern, ganz im Gegenteil, einen verheißungsvollen Flirt. Sein Lied besitzt einen flotten Latino-Style, zwischen den Zeilen trieft raue Männlichkeit. Insgesamt eher ungewohnt für das sprichwörtliche Schweizer Temperament.
Auffällige männliche Dominanz unter den ESC-Favoriten
Alles spricht in diesem Jahr für eine starke männliche Dominanz und einen starken Hype für Solokünstler. Die weiblichen Stimmen sind auf die mittleren und hinteren Ränge verdrängt, auch Bands finden sich nicht unter den Favoriten. Die Gründe dafür sind nicht ersichtlich, vielleicht treffen die männlichen Interpreten derzeit zufällig den richtigen Ton und damit die Menschen ins Herz. Ein Hoffnungsfunke für das weibliche Geschlecht stammt aus Zypern: Die Inselrepublik schickt die schöne Griechin Tamta ins Rennen, die schon viele Jahre im Musik-Business erfolgreich ist. Die Buchmacher sehen den versierten Popstar irgendwo unter den oberen Top 10. Der Song „Replay“ mit seinen synthetischen Rhythmen spricht das Tanzbein an, er stammt aus der Feder von Geraldo Sandell, Viktor Svensson und Kristoffer Fogelmark. Macht sich hier ein neuer Partyhit auf den Weg?
Fest steht: Wer den ESC gewinnt, das bestimmen weder die Buchmacher noch die Wettenden, sondern allein die Jurys in den einzelnen Ländern. Diese setzen sich, wie auch beim deutschen Vorentscheid, jeweils aus Televotern und einer Fachjury zusammen. Das schlussendliche Ergebnis bleibt von allen Vorhersagen unberührt, es kann durchaus zu einer großen Überraschung werden.