Seit 50 Jahren an der Seite der Ratsuchenden
Saarbrücken – Telefonklingeln hallt durch die Ludwigskirche, eine Frauenstimme erklingt aus dem Off: „Ich bin so schrecklich einsam.“ Die Antwort folgt ruhig: „Das hört sich schlimm an. Ich bin jetzt für Sie da.“ Dieser nachgestellte Gesprächsbeginn symbolisiert die tausenden Gespräche, die die Mitarbeitenden der Evangelisch-katholischen TelefonSeelsorge Saar jedes Jahr führen. Rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr, bieten sie Menschen in Not ein offenes Ohr. Vor 50 Jahren wurde die Telefonleitung der Telefonseelsorge im Saarland freigeschaltet. Dieses Goldene Jubiläum wurde nun mit einem Festgottesdienst in der Ludwigskirche gefeiert.
„Vielleicht sitzen Sie heute neben unbekannten Menschen“, begrüßte der evangelische Leiter der TelefonSeelsorge Saar, Pfarrer Volker Bier, die Anwesenden. Dies spiegele wider, was die Telefonseelsorge ausmache: „Wir sind durchmischt, aber auch aufeinander ausgerichtet.“
Superintendent Christian Weyer vom Evangelischen Kirchenkreisverband An der Saar, der gemeinsam mit Monsignore Ottmar Dillenburg vom Bistum Trier den ökumenischen Gottesdienst leitete, unterstrich, dass die Gespräche der Telefonseelsorge vor allem eines vermitteln sollten: „Ich nehme dich wahr, ich nehme dich ernst.“ In einer Zeit, in der viele Menschen niemanden mehr finden, der ihnen zuhört, sei die Telefonseelsorge ein Teil des offenen Ohres Gottes für die Menschen, so Weyer in seiner Ansprache in der mit alten Telefonen dekorierten Kirche.
Beim anschließenden Empfang in der Staatskanzlei, zu dem Ministerpräsidentin Anke Rehlinger als Schirmherrin eingeladen hatte, wurde auf die Anfänge der TelefonSeelsorge Saar zurückgeblickt. Die Wurzeln reichen in die frühen 1970er-Jahre zurück, als die Radiosendung „Saarbrücken 66232“ des Saarländischen Rundfunks unter Moderator Heinrich Kalbfuss Anrufern die Möglichkeit bot, über ihre Sorgen zu sprechen. Der große Erfolg der Sendung machte den Bedarf an niedrigschwelligen Beratungsangeboten deutlich. Nachdem 1971 die bundesweite Telefonseelsorge ins Leben gerufen wurde, folgte 1975 die Gründung der saarländischen Einrichtung durch die evangelische und katholische Kirche. Am 10. März 1975 begann der Betrieb mit einem Telefon und einem Team aus fünf Mitarbeitenden. Heute gehören rund 70 ehrenamtliche und vier hauptamtliche Kräfte zur TelefonSeelsorge Saar. Über die Jahre haben sich mehr als 300 Menschen in diesem Dienst engagiert.
Ein einfacher Dienst ist es nicht, doch viele Ehrenamtliche bleiben über Jahrzehnte hinweg aktiv. Als während der Feierstunde die Frage gestellt wurde, wer bereits mehr als 20 Jahre im Dienst ist, gingen etwa 20 Hände in die Höhe. Einer von ihnen, Josef, ist seit der Gründung der Telefonseelsorge dabei – 50 Jahre lang. Er wurde mit der Ehrennadel der Telefonseelsorge ausgezeichnet, möchte jedoch anonym bleiben, so wie er seinen Dienst stets versehen hat.
In der Staatskanzlei wurde die Bedeutung der Telefonseelsorge gewürdigt. Staatssekretärin Bettina Altesleben vom saarländischen Sozialministerium betonte: „Wenn niemand ran gehen würde, wäre die Welt eine andere und sie wäre ärmer, als sie jetzt ist.“ Die Mitarbeitenden setzten mit ihrem Engagement täglich ein Zeichen für Mitmenschlichkeit.
Auch Mechthild Schabo, Leiterin der Abteilung Kirchenentwicklung und Seelsorge im Bistum Trier, hob hervor, dass die TelefonSeelsorge Saar nicht nur eine wertvolle Stütze für Menschen in schwierigen Lebenssituationen sei, sondern auch ein Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit der beiden großen Kirchen. „Die Telefonseelsorge gibt Zeugnis davon, wo wir in der Nachfolge Christi da zu sein haben – an der Seite der Menschen, bei denen, die Rat suchen“, so Schabo. Dieser Dienst sei nur möglich, weil Ehrenamtliche bereit seien, auch sonntags und nachts am Telefon präsent zu sein.
Die Probleme der Anrufenden lösen – das können die Mitarbeitenden der TelefonSeelsorge Saar oft nicht. Das ist jedoch auch nicht der Anspruch. Und so endet manches Gespräch mit einem einfachen, aber bedeutsamen Satz: „Sie haben mir zugehört und dafür danke ich Ihnen.“