Spiesen – Der Evangelische Kirchenkreis Saar-Ost steht vor finanziell schwierigen Zeiten. Auf der Synode in Spiesen wurde bekannt gegeben, dass die Kirchengemeinden im kommenden Jahr weniger finanzielle Mittel pro Gemeindemitglied zur Verfügung haben werden. Konkret sinkt der Betrag von 242,49 Euro auf 224,34 Euro pro Kopf. Hauptursachen sind gestiegene Kosten, insbesondere bei der Pfarrbesoldung sowie der Versorgungs- und Beihilfesicherung, wie Pfarrer Uwe Schmidt, Finanzverantwortlicher im Kreissynodalvorstand, erklärte. Ohne den innersynodalen Finanzausgleich der Landeskirche würden den Gemeinden sogar nur 98,61 Euro pro Mitglied zur Verfügung stehen.
Superintendent Markus Karsch thematisierte in seinem Rechenschaftsbericht die strukturellen Herausforderungen, vor denen die Evangelische Kirche steht. Er sprach sich für eine bundesweite Vereinfachung der Kirchenstruktur aus, die sich an den Landesgrenzen orientieren könnte. „Eine einheitlichere und schlankere Struktur mit vier bis fünf landeskirchlichen Zentren würde den Verwaltungsaufwand reduzieren und den Gemeinden mehr Spielraum geben, um Kirche vor Ort zu leben“, betonte Karsch.
Zudem äußerte sich der Superintendent zur Ausbildung des theologischen Nachwuchses. Karsch kritisierte die bisherigen Anforderungen, insbesondere den Fokus auf altphilologische Sprachkenntnisse, die seiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß sind. „Wir bilden Pfarrer für einen Beruf aus, den es so in dieser Form nicht mehr gibt“, erklärte er. Stattdessen forderte er eine grundlegende Reform der pfarramtlichen Ausbildung.
Ein weiterer Punkt in Karschs Bericht war die sinkende gesellschaftliche Relevanz der Kirche. Er hob jedoch hervor, dass der freiwillige Kirchenaustritt ohne gesellschaftliche Ächtung eine positive Entwicklung sei. „Freiheit von der Angst ist eine der größten Errungenschaften der Reformation“, so Karsch.
In den Wahlen des Leitungsgremiums des Kirchenkreises wurde Pfarrer Uwe Schmidt einstimmig zum Assessor, dem Stellvertreter des Superintendenten, gewählt. Pfarrer Heiko Poersch und Diakoniepfarrer Matthias Ewelt ergänzen als stellvertretende Skriben das Gremium. Als nicht-theologische Mitglieder wurden Christian Bucher, Helmut Thissen, Jonas Bennici und Oliver Kremp-Mohr in den Kreissynodalvorstand berufen.
Die Delegierten beschlossen zudem einstimmig, die seit 1986 bestehende Partnerschaft mit der anglikanischen Diözese Butare in Ruanda um weitere fünf Jahre zu verlängern. Schwerpunkte dieser Partnerschaft sind der Informationsaustausch, wechselseitige Besuche und die finanzielle Unterstützung von Bildungsprojekten. Für Mai 2025 ist ein Besuch einer Delegation aus Butare, inklusive des neuen Bischofs, im Saarland geplant.
Der Evangelische Kirchenkreis Saar-Ost umfasst neun Kirchengemeinden von St. Wendel bis Saarbrücken und zählt etwa 45.000 Gemeindemitglieder. Die Superintendentur hat ihren Sitz in Saarbrücken, derzeitiger Superintendent ist Pfarrer Markus Karsch. Bis zur Fusion mit dem Kirchenkreis Saar-West am 1. Januar 2026 bleiben alle neu gewählten Amtszeiten befristet.